Dreieicher Leseclub gibt Broschüre mit über 40 Buchtipps für Deutschunterricht heraus

„Wenn Jugendliche über Bücher reden, ist das häufig ganz viel nach Gefühl“, sagt Linda Hein. Raum, um über diese Dinge zu sprechen, bekommen sie in der Jugendliteraturjury Dreieich (JuLiD), einer AG unter Anleitung der Diplom-Bibliothekarin. In der Regel kommen die Mitglieder alle zwei Wochen in der Bibliothek der Weibelfeldschule zusammen und erzählen sich von ihren neuesten Entdeckungen.
Dreieich - Ausdrücke wie „super cool“, „geil“ oder „unglaublich“ fallen dabei nicht selten. So auch, als die zwölfjährige Ava von ihrem neuesten Fund berichtet: „Es ist so gut geschrieben, dass man sich richtig einfühlen kann. Es ist eine 15 von 15!“ Zusammen mit Paige, Marie, Romy, Sanja, Felix, Sophie und Emily sitzt sie in Sesseln um einen Tisch, auf dem Tee und Knabbereien stehen.
Die Jury von JuLiD besteht im Schnitt aus etwa 15 Jugendlichen, wobei die Konstellation immer wieder gemischt wird und neue Gesichter auftauchen. Grundsätzlich ist die AG für alle ab 13 Jahren, jedoch nimmt die Truppe auch jüngere Bücher-Fans auf, wenn ihr Leseverständnis fortgeschritten ist. Mädchen und Jungen anderer weiterführender Schulen sind ebenfalls willkommen. Die nächsten Treffen sind am 5. und 14. Dezember jeweils um 16 Uhr und Hein freut sich auf neue Leseratten. „Wir haben eine Menge Bücher – und Kekse“, witzelt sie.
Die Gruppe arbeitet jedes Jahr an verschiedenen Projekten, die die Jugendlichen selbst bestimmen. Beispielsweise schreiben sie Buchkritiken. Hein nutzt das Feedback der Mitglieder auch, um die Sammlung der Bücherei zu verbessern und nach den Interessen der jungen Generation auszubauen. Schließlich sind die Schülerinnen und Schüler ihre Zielgruppe. Passend zu Beginn der Zeit entwickeln einige JuLiD-Mitglieder für jeden Adventssonntag einen Trailer zu einem Buch ihrer Wahl, das sie anderen Bücherwürmern empfehlen.
Außerdem besuchen sie außerhalb der Schulzeit Messen und Veranstaltungen. So waren die Mitglieder in den vergangenen Wochen auf der Buchmesse in Frankfurt mit Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises und der BuCon in Dreieich. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit, Autorinnen und Autoren hautnah zu erleben, an Lesungen teilzunehmen und neue fesselnde Bücher zu entdecken.
Darüber hinaus haben die Jungen und Mädchen zusammen mit Leseclubs aus ganz Deutschland in den vergangenen Monaten viel Zeit und Arbeit in ein weiteres Projekt investiert. Sie entwickelten eine Broschüre mit dem Namen „Klasse(n)Lektüre“. Darin werden Lehrkräften Bücher vorgeschlagen, die sie mit ihren Klassen im Deutschunterricht lesen können. Ganz nach dem Motto „von Jugendlichen für Jugendliche“.
Sinn und Zweck des Ganzen ist es, frischen Wind in die Klassenzimmer zu bringen. Der Lehrplan sieht vor, dass in gewissen Jahrgangsstufen ein Buch während des Schuljahres gelesen werden muss. Viele Schülerinnen und Schüler werden von den ihnen vorgesetzten Büchern eher abgeschreckt, da die Themen nicht mehr aktuell sind. „Die Gesellschaft verändert sich. Themen wie Depressionen oder mentale Gesundheit sind inzwischen in die Jugendliteratur eingezogen. Es gibt Charaktere, die nicht wissen, ob sie im richtigen Körper stecken“, schildert Hein.
Um diese aktuellen Themen im Unterricht zu behandeln und bei ihren Mitschülern die Freude am Lesen zu wecken, überlegten die Jugendlichen von JuLiD, welche Bücher alternativ gelesen werden können. Unterteilt ist die Broschüre in die verschiedenen Jahrgangsstufen. Manche Vorschläge sind sogar mit QR-Codes versehen, über die die Lehrerinnen und Lehrer auf Quizze, Übungen und Unterrichtsmaterial zugreifen können. Mehr als 40 Bücher haben es in die Broschüre geschafft, mehr als tausend Exemplare wurden bereits an Schulen und Bibliotheken in ganz Deutschland verschickt.
Infos im Internet
julid-online.de
Von Fee Halberstadt
