Dreieicher nimmt an E-Dart-WM in Las Vegas teil

Der Offenthaler Nic Müller hat sich für die E-Dart-Weltmeisterschaft in Las Vegas qualifiziert. Mit der Sportart hat er erst vor fünf Jahren begonnen.
Dreieich – Dart ist in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Als Gabriel Clemens am Neujahrstag im Ally Pally in London den Weltranglisten-Ersten Gerwyn Price mit seinen zielsicheren Pfeilen aus der Weltmeisterschaft wirft, landet diese Sensation in den 20-Uhr-Nachrichten. Auch wenn Clemens später im Halbfinale scheitert, er hat in Deutschland eine Leidenschaft für den Sport geweckt – und damit auch für mehr öffentliches Interesse gesorgt.
Dreieich hat einen Teilnehmer bei den E-Dart-Weltmeisterschaft Ende April in Las Vegas: Der Offenthaler Nic Müller sicherte sich mit seiner Mannschaft mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Geiselwind im November ein Ticket. Eigentlich spielt Müller im Darts Club Nostra Dart Mus in Kaiserslautern Steel-Dart, er ist Teil der Bundesliga-Mannschaft und im Einzel bei Ranglisten-Turnieren aktiv. Dabei zielen die Spieler mit Stahlspitzen auf die Scheibe. Beim E-Dart wird mit Pfeilen mit einer Gummispitze auf einen Automaten geworfen, der die Punkte automatisch mitzählt.
„Die E-Dart-Mannschaft besteht zu Teilen aus meinem Vereinsteam und noch ein paar anderen Spielern. Wir hatten Lust auf den Wettbewerb, sind engagiert in das Turnier gegangen und haben in unserer Leistungsklasse gewonnen. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, aber jetzt freuen wir uns natürlich alle umso mehr auf die Weltmeisterschaft und Las Vegas“, sagt der 21 Jahre alte Offenthaler. Für zehn Tage fliegt Müller nach Nevada, kann die Stimmung rund um die Spiele kaum erwarten, freut sich aber auch, zum ersten Mal in den USA zu sein. „Wir werden bestimmt auch mal zocken“, sagt der junge Mann und grinst.
Die Antwort, warum er bei keinem Dreieicher Verein aktiv ist und für Kaiserslautern an den Start geht, ist einfach: „Keine Mannschaft aus Dreieich spielt so hochklassig“, erläutert Müller, der nach dem Abitur an der Weibelfeldschule gerade eine Banklehre bei der VR Bank Dreieich-Offenbach absolviert. Seine Dart-Begeisterung kommt fast überraschend: Schon als kleiner Junge spielt der Offenthaler Fußball, viele Jahre gibt es für ihn nur das runde Leder. Auch dabei ist er ehrgeizig und erfolgreich. Seine Leidenschaft für die kleinen Pfeile entdeckt er vor rund fünf Jahren: „Ich habe im Fernsehen eine Dart-Übertragung angeschaut und war schnell fasziniert.“ Er kauft eine Scheibe und beginnt zu trainieren. „Das macht süchtig. Gerade am Anfang sind die Trainingserfolge groß und es braucht ja auch nicht viel. Eine Scheibe und drei Pfeile – und schon kann man loslegen.“
Gerade am Anfang sind die Trainingserfolge groß und es braucht ja auch nicht viel. Eine Scheibe und drei Pfeile – und schon kann man loslegen.
Dass Dart manchmal ein wenig als Kneipensport belächelt wird, ärgert Müller: „Es braucht körperliche Fitness, um bei den Wettkämpfen, die über viele Stunden gehen, frisch zu bleiben. Dazu brauchen die Spieler ganz viel Konzentration, Koordination und Strategie, um erfolgreich zu sein – da hat das Klischee Kneipensport nur wenig Platz“, betont Müller. So leicht ist Dart wahrlich nicht, denn die Regeln machen es komplizierter, als es auf den ersten Blick aussieht: Die Spieler müssen von 501 Punkten herunter zählen und der letzte Wurf muss mit einem sogenannten „Double“ abgeschlossen werden – das ist das gerade einmal acht Millimeter breite Feld auf dem äußeren Ring der Scheibe.
Die Spieler haben einen genauen Plan im Kopf, wie sie mit so wenigen Würfen wie möglich auf das 2,37 Meter entfernte Ziel genau bei Null landen. Sie spielen zu Beginn möglichst auf das Triple der 20 – auf den inneren Ring. Das bringt im Idealfall 60 Punkte. Geht es nur einen Millimeter daneben, ist der schöne Plan dahin. Dann muss schnell ein neuer her. Die Flexibilität im Kopf ist wichtig, die Konzentration und sehr viel Training. „Ich stehe jeden Tag an der Scheibe, meist eine Stunde“, erzählt der ehrgeizige Spieler, der zusätzlich regelmäßig im Fitnessstudio trainiert. Nic Müller schätzt es sehr, dass er sich in seinem Leistungssport ganz auf sich konzentrieren muss. Er allein ist in dem Moment an der Scheibe für seinen Erfolg – oder eben auch den Misserfolg – verantwortlich. Der gute Teamgeist in seiner Kaiserslauterer Mannschaft kommt dazu: „Es sind viele extrem nette Menschen im Dart unterwegs. Es ist eine bunte Truppe. Wir sind altersmäßig gemischt von 17 bis 50 – das klappt hervorragend und macht einfach nur Spaß.“
So richtig viele Chancen rechnet sich der Offenthaler bei der Weltmeisterschaft nicht aus – zu groß ist die Konkurrenz. Aber sich qualifiziert zu haben, bei dem Abenteuer Las Vegas dabei zu sein – das allein ist schon eine Sensation. Übrigens: Gabriel Clemens spielt für den Kaiserslauterner Nachbarverein von Nic Müller. Sein großes Vorbild ist aber der Waliser Gerwyn Price, von dem auch im heimischen Trainingsbereich Bilder an der Wand hängen. (Nicole Jost)