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In 30er-Zone: Dreieicher Raser mit 92 Sachen unterwegs

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Von: Frank Mahn

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Der Jahresbericht der Verkehrsüberwachung für 2022 ist da. Und da gab es wieder einige unverantwortliche Raser in Dreieich, die ihren Führerschein abgeben mussten.

Dreieich – Nur ein vergleichsweise kurzes Stück der Offenbacher Straße in Sprendlingen ist als Tempo-30-Abschnitt ausgewiesen. Wie viele motorisierte Verkehrsteilnehmer das ignorieren, lässt sich nicht beziffern, weil ja nicht pausenlos kontrolliert werden kann. An Verantwortungslosigkeit schwerlich zu übertreffen ist indes eine Raserfahrt, die aus der Statistik der städtischen Verkehrsüberwachung für 2022 heraussticht.

Mehr als dreimal so schnell wie erlaubt wurde dort ein Autofahrer geblitzt. Von der Innenstadt kommend, bretterte er mit sage und schreibe 92 km/h durch die Straße. Folgen für den Rowdy: ein saftiges Bußgeld, Punkte in Flensburg und ein mehrmonatiges Fahrverbot.

Insgesamt mussten 42 Temposünder ihren Führerschein abgeben, weil sie viel zu schnell unterwegs waren. Beliebte Raserstrecken sind unter anderem die B 486 in Offenthal, die Philippseicher Straße in Höhe des Schlosses, die L 3262 zwischen Buchschlag und Zeppelinheim sowie innerorts Hainer Chaussee, Frankfurter und – mit dem traurigen Rekord – Offenbacher Straße.

Verkehr in Dreieich: Überschreitung bereits ab 16 km/h maßgeblich

2020 und 2021 hatte sich die Kontrolltätigkeit des städtischen Fachbereichs Bürger und Ordnung überwiegend auf die Einhaltung der Coronaregeln in Gaststätten, Geschäften und auf Wochenmärkten konzentriert. Im vergangenen Jahr konnte sich die Ordnungspolizei wieder verstärkt der Überwachung des Verkehrs widmen. Dabei gehe es vorrangig um den Schutz von Fußgängern, Radfahrern und Kindern, so Bürgermeister Martin Burlon. 310 Tempomessungen hat der Fachbereich unter Leitung von Karin Eisenhauer 2022 veranlasst, 99 mehr als im Jahr davor.

Auch in Dreieich wird in Tempo 30-Zonen oft zu schnell gefahren
Tempo 30 © Kenneth Brockmann/pixelio.de

249 084 Fahrzeuge (2021: 152 462) wurden von den Messgeräten erfasst, von denen aufgrund der Ergebnisse in 10 721 Fällen (2021: 7 188) eine Verwarnung erteilt wurde. In 1 455 Fällen (2021: 351) erfolgte wegen einer erheblichen Überschreitung die Weiterleitung der Ordnungswidrigkeit an das Regierungspräsidium in Kassel. Für diesen großen Anstieg gibt es eine Erklärung, die auf einer Neuerung beruht: Maßgeblich ist nach einer Bußgeldnovelle Ende 2021 nicht mehr eine Überschreitung von 21, sondern bereits ab 16 Stundenkilometern.

Entsprechend höher ist deshalb die Anzahl der Bußgeldfälle, von denen 908 die zulässige Höchstgeschwindigkeit zwischen 16 bis 20 km/h überschritten und die früher mit einem Verwarnungsgeld davongekommen wären. Der prozentuale Anteil bleibt jedoch stabil. Die Summe der Verwarnungen und Bußgelder (12 176) ist im Verhältnis zu den erfassten Fahrzeugen mit 4,9 Prozent im Vergleich zu 2021 (5,0 Prozent) fast identisch.

Dreieich: „Das tut dann schon mal empfindlich weh“

Während Verwarnungsgelder in die Stadtkasse fließen, bekommt die Kommune bei den Bußgeldern nur einen prozentualen Anteil vom Land. Klingt im ersten Moment, als ob sie dadurch weniger einnimmt. Ist aber nicht so, denn die Höhe der Buß- und Verwarnungsgelder ist teilweise mehr als verdoppelt worden. Knapp mehr als 400 000 Euro hat die Stadt 2022 aus der Überwachung des fließenden und ruhenden Verkehrs kassiert, das bewegt sich ungefähr auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.

Die Fachbereichsleiterin hat die Hoffnung, dass sich die Zahl der Verstöße rückläufig entwickelt. Nur ein Beispiel: Verbotswidriges Parken mit Behinderung auf dem Gehweg kostete früher 15 Euro, nun werden 55 Euro fällig. „Das tut dann schon mal empfindlich weh“, sagt Eisenhauer.

Kommentar: Nicht befähigt, hinter dem Steuer zu sitzen

Das muss man sich mal vor Augen halten: Da heizt jemand mit 92 Sachen durch einen Tempo-30-Abschnitt. Der ist nur wenige hundert Meter lang, endet in Richtung Norden an der Offenbacher Straße. Heißt: Der Verkehrsrowdy kam aus der Innenstadt, nahm die leichte Rechtskurve an der Volksbank, muss dann das Gaspedal voll durchgedrückt haben und innerhalb kürzester Zeit – der Blitzer stand ja noch vor der Odenwaldstraße – mit einem Affenzahn ohne Rücksicht auf Verluste durchgebrettert sein. Dass er dabei Menschenleben gefährdet hat, nahm der Raser billigend in Kauf – am frühen Abend bei belebter Straße. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die Statistik weitere Ausreißer ausweist, darf die Stadt gerne mehr kontrollieren. In diesem Zusammenhang ist die Novellierung der Bußgelder zu begrüßen. Wer sich derart verantwortungslos verhält, soll finanziell richtig bluten. Und der Führerscheinentzug kann gar nicht lange genug dauern.  (Frank Mahn)

Häufigste „Sünde“ in Dreieich war 1 457 Mal Parken ohne Parkscheibe

5 229 Mal registrierte die Ordnungspolizei ein Parkvergehen, das sind rund 500 Fälle mehr als im Jahr davor. Häufigste „Sünden“ waren 1 457 Mal Parken ohne Parkscheibe (2021: 1 208), 640 Mal Parken im Halteverbot (2021: 512), gefolgt von 500 Mal Parken mit falsch eingestellter Parkscheibe und 267 Mal Parken auf dem Gehweg (2021: 309).

Bei den „Rotlichtverstößen“ wurden 2022 nur halb so viele – nämlich 64 Fälle – aktenkundig wie im Vorjahr. Das ist auch auf einen Rückgang bei den Kontrollen zurückzuführen. Die Stadt hatte technische Probleme mit den Überwachungsanlagen. Ein Rotlichtverstoß ist immer ein Bußgeldtatbestand. Wer die Ampel überfährt, wenn sie länger als eine Sekunde Rot zeigt, dem droht zusätzlich ein Fahrverbot für einen Monat. Zum Glück kam es nicht zur Gefährdung eines Fußgängers, was neben dem Fahrverbot ein erhöhtes Bußgeld bedeutet hätte. (Frank Mahn)

So harmonisch ist lange keine Ausschusssitzung in Dreieich mehr verlaufen. Vor wenigen Tagen gelingt es dem Gremium für Stadtentwicklung, Umwelt und Energie, aus den beiden Anträgen der Koalition und der Grünen zur Anbindung an die Radschnellwege einen einstimmigen Beschluss für die weitere Beratung auf den Weg zu bringen. Weitere Vorschläge des ADFC sollen im Runden Tisch Radverkehr beraten werden.

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