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Im Einklang mit sich und der Natur

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Von: Nicole Jost

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Seit zwei Jahren auf Reisen durch Indien: Martina Dawo – ihr spiritueller Name ist Mekhala Datta – hat schon viel vom Land gesehen. Das
Seit zwei Jahren auf Reisen durch Indien: Martina Dawo – ihr spiritueller Name ist Mekhala Datta – hat schon viel vom Land gesehen. Das © Privat

Die Dreieicherin Martina Dawo liebt die Ruhe im Koteshwar Mahadev Tempel am Fuße des Himalayas. Die Menschen dort, einfache Landwirte, sind unglaublich gastfreundlich und herzlich: „Nirgends kann ich mich so gut mit mir selbst und der Natur verbinden. Ich liebe es, dort zu meditieren. Es ist ein anderes Leben in Indien. In meinen Augen ein besseres – abseits von ständiger Arbeit und Stress“, erzählt Martina Dawo.

Dreieich - Dem Yoga ist die 58 Jahre alte Dreieicherin schon lange verbunden. „Ich kam über Pilates zum Yoga, es hat mich schnell fasziniert und mir viel gegeben. Ich habe rund 800 Stunden Ausbildung bei einer sehr erfahrenen Yoga-Meisterin in Königstein gemacht“, berichtet die studierte Betriebswirtschaftlerin. Dawo gibt Kurse in großen Fitness-Studios und bei Vereinen in der Region, steigt immer tiefer ein, besucht spezielle Yoga-Retreats, sogenannte spirituelle Ruhepausen. 2015 dann gerät Martina Dawo in eine persönliche Krise, kann nachts nicht mehr schlafen, trennt sich von ihren Partner. „Ich bin in den kommenden sieben Jahren 19 mal nach Indien gereist“, erzählt die Auswanderin. Immer wieder zieht es sie nach Rishikesh – die Yoga-Hauptstadt Indiens im Norden des Landes. Die Stadt gilt als nicht sonderlich indisch – denn hier kommen Yogis aus der ganzen Welt zusammen. Dort trifft sie auch zum ersten Mal Ganapathi Sachchidananda – ein heiliger Yogi-Meister – seit diesem Moment ihr Guru. „Ich habe sofort eine Verbindung gespürt. Er hat mir nach drei Tagen meinen spirituellen Namen Mekhala Datta gegeben“, erinnert sie sich.

Heilige Orte bereist

Martina Dawo bereist viele heilige Orte in Indien, arbeitet eigentlich nur noch, um bald wieder in den Flieger steigen zu können. Sie ist gerade wieder in Rishikesh, als der erste Corona-Lockdown die Welt lahm legt. Sie wird aus Indien ausgeflogen. „Zuhause habe ich dann richtig Panik bekommen. Alle Studios hatten geschlossen, ich konnte nicht arbeiten. Ich hatte ein Haus abzubezahlen. Ich habe dann einen Bürojob angenommen – aber das bin ich nicht, acht Stunden am Computer“, sagt Dawo. Sie geht ins Risiko und entscheidet sich, in dieser unsicheren Situation einen großen Schnitt zu machen, hört auf ihre innere Stimme: „Ich habe das Haus verkauft, meine beiden Kinder sind groß und haben mir gesagt, ,Mama, tu das, was Dich glücklich macht!’ Dann habe ich ein Visum beantragt, das gar nicht leicht zu bekommen ist, und bin nach Indien geflogen.“ Seither pendelt sie zwischen Rishikesh und dem Kloster am Fuße des Gebirges. „Ich habe diese Entscheidung keinen Moment bereut. Das waren die besten zwei Jahre meines Lebens“, sagt Martina Dawo.

Leben in Indien ist nicht teuer

Das Leben in Indien ist nicht teuer. Für 110 Euro im Monat kann sie in dem Yoga- Zentrum in einem Gästehaus leben, das Essen ist günstig, im Kloster verdient sie ihren Unterhalt mit Mitarbeit. Sie sagt heute: „Weniger ist mehr und die Menschen in der Welt geben sich viel zu wenig Zeit für sich selbst und stecken in einem viel zu engen Korsett. Ich habe für mich in Indien eine ganz große Freiheit und endlich eine innere Zufriedenheit gefunden.“ Ein paar unerwünschte Erfahrungen musste sie auch machen: Das indische Wasser ist für europäische Mägen abgekocht deutlich besser verträglich. „Aber ich habe das Gefühl, ich gewöhne mich langsam daran“, sagt Dawo und lacht.

Ende April reist sie zurück nach Deutschland. Sie muss ihr Visum verlängern und auch nach ihrer Mutter schauen, die über die Auswanderung nach Indien nicht so richtig glücklich ist. „Es trifft sich gerade ganz gut, der Mieter meiner Wohnung zieht Ende April aus. Ich kann also auch ein bisschen länger in Dreieich bleiben. Aber ich will auf jeden Fall nach Indien zurück. Ich fürchte, ich halte es in Deutschland nicht mehr so gut aus.“ Aber auf das Wiedersehen mit ihrer Familie, mit der sie sonst ja nur über regelmäßige Video-Telefonate verbunden ist, freut sich Martina Dawo natürlich sehr.

Von Nicole Jost

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