Dreiste Diebe auf Streuobstwiesen in Dreieich

Frust bei den Mitgliedern des Lehr- und Kräutergartens in den Baierhansenwiesen in Sprendlingen: Die in den vergangenen zwei Jahren wiederbelebte Streuobstwiese mit Neupflanzungen von Pflaumen-, Birnen- und Apfelbäumen sowie der Altbestand, der direkt neben dem beliebten Kräutergarten liegt, wurden in den vergangenen Tagen fast vollständig von Dieben abgeerntet. Teilweise wurden sogar Äste abgebrochen, um an die Früchte zu kommen.
Dreieich - „Umso ärgerlicher und enttäuschender ist es, da wir wieder im Herbst mit Kindern einen Erntetag auf unserer Streuobstwiese verbringen wollten. Da das Obst vorher schon geklaut wurde, muss in diesem Jahr die Veranstaltung abgesagt werden“, bedauert Klaus Rehwald, Vorsitzender des Kräutergartenvereins. Im vergangenen Jahr seien gemeinsam rund acht Zentner Obst geerntet worden.
Auf den Flächen des Kräutergartens und den Arealen drumherum engagieren sich viele Aktive verschiedener Vereine, um den Lebensraum Streuobstwiese zu erhalten: „Wir mähen das Grünland abschnittsweise, um verschiedenen Insektenarten, Käfern, Schmetterlingen und Wildbienen, Vögeln und Fledermäusen Kinderstube und Nahrungsquelle zu bieten“, ärgert sich Rehwald über die dreisten Diebe, die jetzt die Freude der Ernte zunichte machen.
Nicht besser sieht es aktuell im Lehr- und Kräutergarten selbst aus. „Einige sind wohl der Meinung, dass es sich hier um einen Selbstbedienungsladen handelt und man uneingeschränkt für seinen Bedarf ernten kann. Teilweise wurden beim illegalen Ernten die Pflanzen mit ausgerissen. Einige der Übeltäter konnten wir auf unserer Überwachungskamera festhalten“, kündigt Rehwald Konsequenzen an: Sollte sich keine Besserung einstellen, überlegt der Verein, den Garten nur noch am Wochenende zu öffnen. Das würde dann die Schulklassen treffen, die während des Unterrichts den Garten nicht mehr besuchen könnten.
Ist der Obstklau in ganz Dreieich ein Thema? „Bei uns ist es an den Wiesen, die unmittelbar an den Wegen liegen, auch schlimm“, sagt Erhard Kohl, ehemaliger langjähriger Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Dreieichenhain. „Wenn die Leute Äpfel vom Boden auflesen oder sich einen Apfel nehmen und essen, dann sage ich gar nichts. Aber wenn sie mit großen Rucksäcken kommen und das Obst vom Baum pflücken, dann ist das dreist“, so Kohl. Er habe auch schon Diebe auf frischer Tat ertappt. Die angesprochenen Leute werden dann auch noch frech. Besonders problematisch sei es in trockenen Jahren wie diesen: „Wir beobachten die Früchte ja sehr genau. Sie sind noch nicht reif, brauchen noch den einen oder anderen Tag Regen, damit die Äpfel, die wegen der Trockenheit ohnehin nicht schon vom Baum gefallen sind, doch noch wachsen und dann mehr Saft haben. Aber wenn wir nicht aufpassen, sind die Bäume leer geerntet, bevor wir selbst dazu kommen.“
Wenig Probleme mit dem Obstklau dagegen in Sprendlingen und Offenthal: „Unser Vereinsgrundstück ist eingezäunt. Da kommt keiner ran. Aber die Ernte ist wegen der Dürre minimal in diesem Jahr“, sagt Klaus Landgraf, stellvertretender Vorsitzender des OGV Sprendlingen. Auch Matthias Würtz, Vorsitzender des OGV Offenthal, sagt, dass seine Mitglieder gerade nicht viele Diebstähle vermelden. Auch bei ihm sei die Sorge um die Bäume wegen des extrem heißen und trocknen Sommers größer.
Von Nicole Jost