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Edeka und Rewe kämpfen um Neubau

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Von: Frank Mahn

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Eigentlich war schon alles klar in Dreieich-Offenthal. Edeka sollte in den geplanten Neubau am Stadtrand ziehen. Doch nun grätscht Rewe dazwischen.

Dreieich-Offenthal - Vor allem ältere Menschen sind in Sorge, wie es mit der Nahversorgung in Offenthal, einem Stadtteil von Dreieich (Landkreis Offenbach), weitergeht. Womöglich gibt es jetzt eine Wende, die so kaum einer auf dem Schirm hatte. Bislang lief alles auf den Bau eines Edeka-Markts auf einem 11 650 Quadratmeter großen Grundstück am Ortsrand hinaus. Dafür wurde beim Regierungspräsidium (RP) ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren beantragt.

Die aktuelle Entwicklung bringt die Stadt in eine Zwickmühle. Der neue Eigentümer der Immobilie, in der Rewe seit Jahrzehnten die Nahversorgung sicherstellt, bringt nämlich eine unerwartete Variante ins Spiel: den Bau eines Marktes an eben diesem Standort in der Borngartenstraße. „Wir haben einen Entwurf und sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit Rewe“, sagt Adrian Khalifé, Geschäftsführer des Langener Bauträgers und Projektentwicklers Salco. Dabei hatte der Handelskonzern wiederholt erklärt, seinen Markt zum Ende dieses Jahres zu schließen, weil er veraltet und nicht rentabel sei. Laut Khalifé wäre Rewe aber bereit, dort zu bleiben – in einem modernen Neubau versteht sich. Den Sinneswandel erklärt er damit, dass Rewe sich mit dem vormaligen Eigentümer nicht einig geworden sei.

Rewe Markt in Dreieich-Offenthal Borngartenstraße
Macht Rewe eine Rolle rückwärts? Wiederholt hatte der Handelskonzern erklärt, den Markt in der Borngartenstraße zum Jahresende zu schließen. Es könnte laut Salco-Geschäftsführer Adrian Khalifé anders kommen. © -Jost

Das Ziel, einen Markt in der Ortsmitte zu behalten, hatte auch die Stadt jahrelang verfolgt, doch die infrage kommenden Nahversorger hatten allesamt abgewunken. Sie konnten sich nur einen Markt auf der grünen Wiese vorstellen. Auch Rewe. So ohne Weiteres ist das aber nicht zu bewerkstelligen, weil die übergeordnete regionalplanerische Zielsetzung dem Erhalt der Nahversorgung in Ortskernen oberste Priorität einräumt. Nachdem sich keine Lösung abzeichnete, schwenkten die Verantwortlichen der Stadt auf einen Standort am südwestlichen Ortsrand um. Beim Bieten um die Grundstücke neben dem Autohaus Milzetti machte dann Edeka das Rennen. Gemeinsam mit der Stadt brachte der Lebensmittelhändler die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans auf den Weg. Aktuell ist das Areal für Gewerbe vorgesehen – es bedarf einer Umwidmung in ein „Sondergebiet Einzelhandel“.

Nach dem Vorstoß von Salco, in das künftige Wohnhaus einen Markt integrieren zu wollen, ist das Verfahren ins Stocken geraten. Deshalb setzten sich Vertreter von Stadt und Regierungspräsidium vor wenigen Tagen an einen Tisch. Ergebnis des Gesprächs: Der Investor wurde schriftlich aufgefordert, seine Planungen zu konkretisieren, „wobei die zugleich geforderte Einhaltung der Festsetzungen des vorliegenden Bebauungsplanes hier einen ganz klaren Rahmen setzt. Das betrifft sowohl den Umfang des geplanten Wohnungsbaus als auch die Nutzung möglicher Gewerberäume durch einen Nahversorger“, heißt es in der Mitteilung aus dem Rathaus.

Edeka-Markt frühestens 2024 in Offenthal - Rewe-Schließung am alten Standort voraussichtlich zum Jahresende

Hier liegt aber der Hund begraben. Adrian Khalifé will das Konzept zeitnah der Stadt vorstellen, „aber um das Projekt wirtschaftlich betreiben zu können, müsste die Stadt ein Stück weit vom Bebauungsplan abweichen“, sagt er. Sprich: ein Plus an Bebauung auf dem Areal zulassen, wobei sich der Geschäftsführer nach eigener Aussage höhenmäßig an der Nachbarschaft orientieren will. Rewe, sagt Khalifé, sei mit dem Konzept „zufrieden“. Das Unternehmen habe signalisiert, den alten Markt über den 31. Dezember bis zum Abriss zu betreiben, wenn sich die Anzeichen für einen Neubau verdichteten.

Das würde dem Stadtteil – zumindest vorläufig – eine Versorgungslücke ersparen, denn der Edeka käme nicht vor 2024. Die Stadt, ausgehend von einer Rewe-Schließung zum Jahresende, arbeitet derweil unter Hochdruck daran, dass die Offenthaler nicht für alle Dinge des täglichen Bedarfs in andere Stadtteile oder nach Urberach fahren müssen. „Wir führen intensive Gespräche mit zahlreichen Marktpartnern, um vor dem Hintergrund unterschiedlicher Szenarien die Nahversorgung ab 1. Januar in Offenthal sicherzustellen“, sagt Bürgermeister Martin Burlon. So habe die Wirtschaftsförderung erste Zusagen von Händlern bekommen, die wöchentlich Obst, Eier, Gemüse und mediterrane Feinkost anbieten wollen.

Auch ein Shuttleservice zu den Supermärkten in Dreieichenhain, ein Versorgungsmobil und weitere Unterstützungsangebote zum Beispiel beim Online-Einkauf werden nach Angaben des Rathauschefs intensiv geprüft. Zu den Plänen Khalifés kann Burlon nichts sagen. „Uns liegt ja noch nichts auf dem Tisch, aber wir haben klar kommuniziert, dass der Bebauungsplan gilt.“ (Frank Mahn)

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