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Eine Ära endet beim Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain

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Von: Nicole Jost

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Mehr als 30 Jahre Schlüsselgewalt über die historischen Mauern: Detlef Odenwald gibt das Amt als Vorsitzender des Geschichts- und Heimatsvereins Dreieichenhain ab.
Mehr als 30 Jahre Schlüsselgewalt über die historischen Mauern: Detlef Odenwald gibt das Amt als Vorsitzender des Geschichts- und Heimatsvereins Dreieichenhain ab. © JOST

ür den Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain (GHV) endet am Dienstag eine Ära. Nach mehr als 30 Jahren als Vorsitzender stellt Detlef Odenwald sein Amt zur Verfügung. Auch weitere Vorstandskollegen wie Helmut Holzmann, zuständig für den Bereich Bau, Frank Oppermann (Denkmalschutz) und Kassiererin Brigitte Luft treten nicht wieder an.

Dreieich- „Manchmal heißt es wohl: Genug ist genug. Ich bin Anfang 70, habe viel Zeit und Energie in den Verein investiert. Jetzt, wo alles läuft, ist es vernünftig, zu übergeben“, sagt Detlef Odenwald. Mit Recht kann er stolz zurückblicken auf die vergangenen Jahrzehnte, in denen er mit seinem Team aus einem etwas angestaubten Heimatverein einen Verein entwickelt hat, der Eigentümer einer Burganlage ist und der mit modernem Management dafür sorgt, dass die Burg lebendig ist. Die wichtigen Modernisierungen, wie der Ausbau des Burgkellers, die Übernahme des Museums und der dazugehörigen Gebäudeteile vom Kreis Offenbach, die Erweiterung des Museums, die komplette Neu- und Umgestaltung der Ausstellung und nicht zuletzt der Durchbruch der Mauer für einen Notausgang, sind heute Grundlage dafür, dass die Anlage zukunftsfähig ist.

Als der Rechtsanwalt und Notar im Frühjahr 1992 zum Vorsitzenden gewählt wird, ist er 42 Jahre alt, hat drei Kinder und ein eigenes Büro. „Work-Life-Balance stand damals nicht im Mittelpunkt“, sagt Odenwald lachend. Der Verein steckte in einer Krise: Es ist die Zeit der Altstadt-Initiative, die es in der Fahrgasse aufgrund der Veranstaltungen als zu laut befindet. Die Initiative will die Veranstaltungen beschränken – inklusive der Burgfestspiele. „Wahrscheinlich bin ich gewählt worden, in der Hoffnung, dass ich juristisch unterstützen kann“, vermutet Odenwald. Er ist selbst in Dreieichenhain aufgewachsen, die Verbundenheit mit dem Ort und der Burg, ist groß. Es kommt mit der Altstadt-Initiative tatsächlich zu Prozessen vor Gericht. „Gut“, wie Odenwald findet. Denn so steht baurechtlich alles auf sicheren Füßen.

Die Vorstandsarbeit bedeutet für den beschäftigten Rechtsanwalt und Vater einen gewissen Ausgleich: „Ich konnte gestalten, auch eine gewisse Außenwirkung mit der Burg erzeugen und sie in den Fokus der Öffentlichkeit stellen.“

Neben den ständigen Reparaturen, Erhaltungsmaßnahmen an den mehr als tausend Jahre alten Mauern, arbeitet Odenwald mit seinem Team viele Baustellen ab. Das erste Projekt ist der Runde Turm. Dieser wird entrümpelt, bekommt eine zweite Ebene und ist bis heute begehrt als Trauzimmer. 1999 ist die Erweiterung des Burgkellers abgeschlossen. Es entsteht ein zusätzlicher Veranstaltungsraum mit Galerie und zweitem Ausgang. Der Grundstock für den Museumsanbau ist der Nachlass der Witwe des Heimatforschers Karl Nahrgang. Bis dahin hat der Kreis das Museum in seinen Händen. Lange Verhandlungen führen zu dem Ergebnis, dass der GHV es übernimmt. „Es war ein langer Prozess und wir führten viele, schwierige Gespräche – auch innerhalb des Vereins. Unser Fokus, weg vom alten Zopf, kam nicht bei allen gut an“, erinnert sich Odenwald. Der Kreis gibt bis heute einen Zuschuss, aber die Verantwortung für Personal und Gebäude liegt beim Verein. Apropos Personal. „Unsere Museumsleiterin Corinna Molitor, ihre Mitarbeiterin Anna-Mala Kolaß und Kerstin Hartmann in der Geschäftsstelle managen den Betrieb einmalig gut“, bedankt sich Odenwald für die gute Zusammenarbeit. Corinna Molitor ist ein Glücksgriff, in Zusammenarbeit mit dem Vorstand ist die neue Dauerausstellung entstanden und die Museumsleiterin versteht es, immer wieder ein spannendes Programm zu entwickeln, das viele, auch junge Besucher in die Burg und ins Museum lockt. Der Höhepunkt war der mit 25 000 Euro dotierte Museumspreis – als Auszeichnung, mit Kreativität Geschichte zu präsentieren.

Für Detlef Odenwald ist jetzt Zeit, Abschied zu nehmen: „Wir, das gilt auch für meine Vorstandskollegen, sind als Ansprechpartner für das neue Team bei Fragen da“, verspricht der Vereinschef, der jetzt die Schlüsselgewalt über die Burg abgibt. Er hätte nicht gehen können, wenn er nicht gewusst hätte, dass es ein Team gibt, das die Arbeit weiter tragen wird. Einen Rat gibt er dem zu wählenden Vorstand mit: „Es gilt, das Denkmal der Burg sorgsam zu unterhalten, nicht mit dem Selbstzweck, dort Veranstaltungen zu organisieren, sondern um des Denkmals willen. Andererseits soll die Burg ein Ort bleiben, an dem sich Menschen treffen und austauschen. Dazu gehört auch, dass die Anlage gepflegt und erhalten wird.“ Die Führung eines Vereins, der wirtschaftlich große Volumen bewegt und für den ständig Entscheidungen getroffen werden müssen, sei nicht immer nur ein Spaß.

Odenwald: „Über tausend Jahre Geschichte sind ein wichtiges Pfund, mit dem wir viel mehr wuchern müssten – auch vonseiten der Verwaltung. Es gibt nichts Vergleichbares in dieser Art in unserer Region. Da ist noch viel Potenzial. Denn die historische Bedeutung der Anlage verdient es, sie noch sehr viel mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.“

Von Nicole Jost

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