Enger Zusammenhalt im Sprendlinger Judoverein

Die Kinder verbeugen sich kurz voreinander und anschließend beginnt der „Kampf“ auf den weichen Matten des Sprendlinger Dojos: Konzentriert und vor allem diszipliniert halten sich die Sieben- bis Zwölfjährigen an die strengen Budo-Regeln. Liegt ein deutlich stärkerer Kontrahent auf einem schwächeren Gegner, wissen die Kinder genau, dass sie spätestens nach einer halben Minute locker lassen müssen, damit der Schwächere eine Chance hat, sich selbstständig zu befreien.
Dreieich - Es herrscht ein reger Trainingsbetrieb beim 1. Sprendlinger Judo-Verein im vereinseigenen Dojo in der Oijsterwijker Straße. Rund 30 Gruppen trainieren jede Woche Judo, Ju-Jutsu, Aikido, Taekwondo oder historisches Fechten in dem ehemaligen Pavillon der Versöhnungsgemeinde, den die Judokas im Jahr 2008 übernommen haben. Der Verein zählt heute rund 400 Mitglieder und ist in diesem Jahr 50 Jahre alt.
„Wir sind mehr als zufrieden mit der Entwicklung des Vereins und mit der Atmosphäre in unseren Reihen“, erklärt Thomas Meyer, Ehrenpräsident des Jubiläumsvereins. Denn Judo und all die verwandten Kampfsportarten, die die Sportler trainieren, sind so viel mehr als nur ein Sport. „Es macht natürlich viel Spaß und hat einen breiten Effekt auf die Sportlichkeit: Wir trainieren Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit – aber eben auch den Geist mit Konzentration und den vielen Werten, die im Judo vermittelt werden“, betont Robin Ruff, seit 2016 Präsident des Vereins.
Diese Werte sind es oftmals, die Eltern anregen, mit ihren Kindern zum Judo zu kommen: Der Sport stärkt das Selbstbewusstsein, aber es braucht auch Verantwortung und Vertrauen. „Ich habe einen direkten Einfluss auf meinen Sportpartner. Sein Wohlbefinden und seine Gesundheit liegen in meinen Händen“, weiß Robin Ruff. Darüber entstehe im Judo eine besondere Beziehung zwischen den Sportlern.
Der Sport ist – neben all den positiven gesundheitlichen Aspekten – also auch sehr gut für die persönliche Entwicklung. „Wir merken das auch ganz direkt, weil wir immer wieder junge Menschen haben, die in die Rolle der Assistenten, Jugendtrainer und lizenzierten Trainer hineinwachsen. Wir bilden schon seit sehr vielen Jahren unseren Trainernachwuchs aus den eigenen Reihen aus“, ist Thomas Meyer auf diese Entwicklung sehr stolz.
Die Bindung der Mitglieder untereinander fördert der Vorstand auch mit der Organisation von Ski-Familien-Freizeiten im Winter und Sommerfreizeiten für Jugendliche im Sommer. In diesem Jahr geht es für zwei Wochen nach Spanien in die Pyrenäen und Barcelona.
Sportliche Erfolge haben die Judokas immer wieder. In den 90er Jahren gibt es kein Jahr, in dem nicht mindestens ein Deutscher Meister aus Sprendlingen kommt. Der allergrößte Erfolg liegt in der jüngsten Vergangenheit: Im November 2019 gewinnt Annika Meyer die Bronze-Medaille auf der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi. Für die Zukunft des Vereins wünschen Präsident und Ehrenpräsident, dass das Gemeinschaftsgefühl im Verein Bestand hat, Corona keine Einschränkungen mehr zur Folge hat, und dass sie in Zukunft noch enger mit den Dreieicher Sportvereinen zusammenarbeiten können.
Von Nicole Jost