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Fahrgasse bleibt bei Hayner Weihnachtsmarkt außen vor

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Von: Nicole Jost

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Wollen den Weihnachtsmarkt eine Nummer kleiner organisieren: Armin Gerhardt (rechts) und Robin Winkel. Nicht alle Hainer finden das gut.
Wollen den Weihnachtsmarkt eine Nummer kleiner organisieren: Armin Gerhardt (rechts) und Robin Winkel. Nicht alle Hainer finden das gut. © -Jost

Es mutet nur auf den ersten Blick ein wenig eigenartig an, bei hochsommerlichen 30 Grad über Budenzauber, Glühweinduft und winterliche Beleuchtung nachzudenken – aber Großveranstaltungen wie die Hayner Weihnacht, die an den zweiten und dritten Adventswochenenden Tausende Besucher aus der ganzen Region nach Dreieichenhain zieht, wollen gut geplant sein.

Dreieich - Nach zwei Pandemie-Jahren mit einem komplett ausgefallenen Markt und einer kleineren Ausgabe im Burggarten macht sich der Vorsitzende des Gewerbevereins Dreieich, Armin Gerhardt, als Veranstalter schon lange Gedanken. Für 2022 plant der Verein erneut eine kompakte Variante, die sich auf den Burggarten, einen Teil des Burggrabens und vielleicht auf den Vieuxtempsplatz beschränkt.

Gerhardt weiß, dass seine Planung, auf die Fahrgasse bis zum Obertor als historische Kulisse zu verzichten, kritisch beäugt wird. „Aber wir haben gleich mehrere offene Fragen für diesen Winter“, sagt Gerhardt. „So wissen wir nicht, wie sich die Corona-Lage bis zum Dezember entwickeln wird. Gibt es noch einmal Beschränkungen? Müssen wir irgendwelche Kontrollen durchführen? Da ist es mit deutlich weniger Risiko verbunden, wieder schwerpunktmäßig auf Dreieicher Aussteller und die aus der näheren Umgebung zu setzen“, betont Gerhardt. Dazu ist der Burggarten, wenn es wieder notwendig sein sollte, Impf- oder Teststatus abzufragen, schnell abgesperrt – das sei in der Fahrgasse mit mehreren Zufahrten unmöglich.

Als zweites Thema benennt der Vereinschef die Energieknappheit. „Schon in der Vergangenheit war es nicht einfach, all den Strom und die Wärme für die Buden stabil auf der Fahrgasse zu gewährleisten. Wir wissen noch nicht, wie das in der Energiekrise wird. Das ist im Burggarten leichter und kostengünstiger zu organisieren, weil die Buden kompakter stehen. Noch dazu gibt es ohnehin zunehmend Probleme mit den Anwohnern, die sich durch den Weihnachtsmarkt eingeschränkt fühlen, weil sie am Wochenende nicht zu ihren Häusern fahren können und eine Bude vor ihrem Fenster platziert ist.“

Schützenhilfe bekommt Gerhardt von Robin Winkel, der mit seinem Unternehmen Winkel Event selbst Aussteller auf dem Weihnachtsmarkt ist. „Wir können unsere Buden im Burggarten schön arrangieren und auf hässliche Zelte verzichten. Zudem planen wir, wie schon im vergangenen Jahr, den Freitag dazuzunehmen, damit lohnt sich der Aufbau für alle noch mehr“, erklärt Winkel. Und: Im Burggarten müsse nichts weggeräumt werden, denn die Fahrgasse muss natürlich unter der Woche frei befahrbar sein – ein erheblicher Mehraufwand für den Veranstalter.

Winkel betont, dass er nicht als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Dreieichenhain spricht. Er ist dennoch überzeugt, dass die Einzelhändler in der Fahrgasse über diese Entscheidung nicht allzu traurig sind: „Sie können ihre Geschäfte Freitag und Samstag ja länger öffnen, sich einfach dem Markt anschließen und haben dann keinen Glühwein- oder Würstchenstand vor der Boutique und dem weihnachtlich geschmückten Schaufenster stehen.“

Natürlich ist eine Hayner Weihnacht in der jetzt angedachten Form kleiner. 2021 waren es 45 Stände, in diesem Jahr sollen es 50 bis 70 werden. „Wir haben wahnsinnig viele Anfragen, wir werden die Dreieicher Vereine, Kunsthandwerker und Initiativen bevorzugen“, kündigt Gerhardt an – auch um Hunderte von Anfahrtskilometern aus Klimaschutzgründen zu vermeiden. Natürlich legt der Gewerbeverein Wert auf ausreichend Kunsthandwerk, das es für die weihnachtliche Stimmung braucht. Es ist Livemusik im Burggarten geplant und der große Adventskranz mit den 24 Kerzen auf dem Runden Turm ist wieder Teil der stimmungsvollen Beleuchtung, von der auch die Fahrgasse profitieren soll.

Die Planung beschränkt sich zunächst auf das Jahr 2022. „Aber wenn das dieses Jahr so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, wird niemand mehr von der Fahrgasse reden“, glaubt Armin Gerhardt. Dort, wo die Änderung schon durchgesickert ist, gibt es Kritik daran, die Fachwerkstraße nicht mehr als Teil des traditionellen Marktes einzubinden. Öffentlich will sich derzeit niemand in unserer Zeitung äußern, aber mancher Dreieichenhainer befürchtet, dass das Flair der Hayner Weihnacht ohne die Fahrgasse verloren geht und der weit über die Grenzen Dreieichs geschätzte Markt zu einer „Weihnachtskerb“ verkommt.

Von Nicole Jost

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