Fasziniert von der Magie des Feuers

In dem Mann brennt ein Feuer. Seit Christian Weiß 2001 in Australien zum ersten Mal mit dem Feuertanz der indigenen Völker in Berührung gekommen ist, lässt den Götzenhainer die Faszination nicht los. „Dort war ich auf einer Hochzeit zweier Feuertänzer, es hat mich so hingerissen, dass ich es danach selbst lernen wollte“, erzählt der 47-Jährige.
Dreieich - Er professionalisiert den ausdrucksvollen Tanz mit den Feuerstrahlen und den Feuerbällen mehr und mehr. Nach vielen Trainingsstunden mit Gleichgesinnten am Frankfurter Mainufer ist der erste große Auftrag der inzwischen gegründeten Firedancer der Geburtstag eines Radiosenders, den Weiß mit seinen Tänzern und den Musikern der Frankfurter Philharmonie in Szene setzt. Es folgen über die Jahre hunderte Shows, in Dreieich unter anderem die spektakuläre zur Einweihung der MHK-Europazentrale, bei der die Feuertänzer über die Wasseranlage zu schweben schienen. Der letzte Großauftrag vor der Pandemie führt die Gruppe nach Las Vegas auf eine Messe, wo sie eine Show rund um ein Spiegelkleid inszeniert.
„Corona hat uns als Gruppe ziemlich lahmgelegt“, berichtet Christian Weiß, der in vorpandemischer Zeit fünf Festangestellte und 25 Tänzer als freie Mitarbeiter beschäftigt. Der kreative Kopf der Gruppe muss seinen Laden herunterfahren. In dem Büro auf Schloss Philippseich arbeitet derzeit nur noch eine Mitarbeiterin. „Die Tänzer warten natürlich auf die Gelegenheit neuer Shows, vieles ist verschoben und in den Startlöchern. Aber ich habe die Zeit genutzt, um eine Idee zu verwirklichen, die schon lange in meinem Kopf steckte. Ich habe immer von einer überdachten Feuerstelle geträumt“, sagt Weiß. Schon seit Jahrtausenden sitzen die Menschen ums Feuer. Es ist ein Ort des Austauschs – auf Augenhöhe. „Wir wollen ja nicht zurückschauen, wir wollen in die Zukunft gehen. Aber manchmal lohnt es sich, einen Blick auf das Leben der indigenen Völker zu werfen. Sie treffen alle wichtigen Entscheidungen rund um das Feuer.“ Diesen Ort will der Götzenhainer mit seinem Fireplace schaffen. Für seine Idee und mit seinem Konzept konnte er Mitstreiter gewinnen: Die portable Feuerstelle und die drei achtmal elf Meter großen Zeltmodule, die in verschiedenen Kombinationen installierbar sind, wurden mit Bundesmitteln aus der Kulturförderung mitfinanziert. Ohne diese Unterstützung wäre die Realisierung nicht möglich gewesen. Durch die Anordnung der Module kann die Flamme im überdachten Raum auf hohem Grad brennen, durch die Öffnung kann die Hitze jederzeit nach oben entweichen.
Die ersten Einsätze hat der Fireplace schon hinter sich. Das lodernde Feuer und die heimelige Zeltüberdachung sind mehr als ein Kulturangebot. „Der Feuerkreis hat eine so besondere Kraft. Die Flamme in der Mitte soll alle Beteiligten einbinden. Man kann zusammen so viel mehr erreichen, es braucht nur einen Funken, der dieses Potenzial entzündet“, erläutert Weiß sein Konzept.
Der Feuerplatz ist in vielfältiger Weise nutzbar. Natürlich können ihn Firmen buchen, um, wie der Unternehmer auf seiner Homepage schreibt, einen Platz zu haben, der „gedacht und gemacht ist, Ideen, Anliegen und Pläne mit Menschen unvergesslich zusammenzubringen“.
Aber Christian Weiß hat inzwischen auch eine gemeinnützige GmbH gegründet, um Kultur-, Kinder- und Jugendprojekte am Fireplace zu realisieren. Seine Erfahrung als Erzähler hilft ihm dabei zusätzlich. Zusammen mit dem Bundesprojekt „Demokratie leben“ gab es mit den Offenbacher Schlossgespenstern im vergangenen Jahr ein Kinderprojekt rund um die offene Flamme. „Es ist faszinierend zu beobachten, wie diese zunächst so kribbelige Kindergruppe sich fokussiert, wenn das Feuer angeht. Wie sie einander zuhören und nur der redet, der gerade den Redestab hat. Zuhören ist eine besondere Qualität in unserer Sendungsgesellschaft.“
Eine weitere Begegnung ist ein Festival in den Park Side Studios mit dem Ziel, Unorte zu beleben. „Das war im vergangenen September, als wir den Fireplace das erste Mal genutzt haben. Ein Poetry Fire mit einem Poetry Slammer, bei dem zuletzt alle Beteiligten ihre Texte eingebracht haben. Das wollen wir in diesem Jahr auf jeden Fall wiederholen“, so Weiß. Gemeinsam mit seinen Firedancern kann der Götzenhainer dazu ein Programm gestalten, aber der Fireplace ist auch einfach als Ort der Begegnung buchbar, den der Kunde selbst mit Leben füllt.
Jetzt hofft Christian Weiß, dass die Pandemie den Einsatz seines Zeltes mit Feuerstelle endlich wieder erlaubt.
Infos im Internet
fireplace-event.de
Von Nicole Jost

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