„Festspieldurst“ in Dreieichenhain ist noch verhalten

Die Durststrecke ist vorüber. „Endlich wieder volles Programm“ steht auf Bannern, die im Stadtgebiet hängen und Werbung für die Burgfestspiele in Dreieichenhain machen. 2020 und 2021 blieb es auf der Naturbühne still, Corona zwang die weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlende Open-Air-Reihe in die Knie. Doch jetzt sind Benjamin Halberstadt und sein Team voller Tatendrang, wie das Interview mit dem Bürgerhauschef zeigt.
Herr Halberstadt, nach zweijähriger Zwangspause feiern die Burgfestspiele im Sommer ihr Comeback. Wie groß ist die Vorfreude?
Das ist kaum zu beschreiben. Einfach riesengroß! Jede Kulturveranstaltung, die zurzeit stattfindet beziehungsweise seit dem letzten Lockdown stattgefunden hat, ist zwar ein Fest. Aber diese Freude wird im Sommer bei den Festspielen in der Burg Hayn definitiv getoppt werden.
Können Sie einfach so auf den Restart-Knopf drücken ober gibt es Probleme bei Organisation und Logistik, die durch die Pandemie neue Herausforderungen an Sie und Ihr Team stellen?
Ein Restart-Knopf wäre super, leider gibt’s den nicht. Es wird spannend, ob alles so funktioniert wie im letzten Burgfestspielsommer 2019, wobei der mit dem fürchterlichen Unwetter am 18. August und der erstmaligen wetterbedingten Absage einer Burgfestspielveranstaltung zu Ende ging. Wir sind vor allem damit beschäftigt, Personal und Material für die knapp sieben Wochen mit rund 40 Veranstaltungen zu akquirieren. Und das stellt uns durchaus vor Herausforderungen. So wurde uns das zentrale Bauteil, die Zuschauertribüne, zuerst abgesagt und erst nach vielen kreativen Überlegungen und Zugeständnissen vom Verleiher zugesagt. Der Veranstaltungsbranche geht es wie der Gastronomie. Personal ist abgewandert, weil es über zwei Jahre keine oder nur unsichere Arbeit gab.
Das heißt, auch die Bürgerhäuser haben mit Personalsorgen zu kämpfen oder sind Ihnen die Mitarbeiter treu geblieben?
Die festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind uns alle treu geblieben, obwohl wir über sieben Monate Kurzarbeit einführen mussten. Im Bereich der freien Mitarbeiter und Aushilfen sieht es anderes aus. Da haben wir Abgänge zu beklagen, die wir nun für die Arbeiten und Veranstaltungen, die unsere Angestellten nicht alleine stemmen können, neu akquirieren müssen. Gerne können sich interessierte Minijobber für die technische Einrichtung des Burggartens bei uns melden. Wir suchen immer noch.
Nach zwei Jahren ohne oder nur eingeschränktem Kulturprogramm müssen Ihnen die Leute doch die Bude einrennen. Wie läuft der Kartenvorverkauf für die Spiele in der Burg?
Dass es einen gewissen „Kulturdurst“ gibt, merken wir. Es scheint aber so zu sein, dass sich die Gäste nicht trauen zu trinken, also Karten zu erwerben und somit die Vorfreude auf den Sommer und die Veranstaltungen zu genießen. Die wiedergewonnene Möglichkeit, ohne größere Coronaeinschränkungen auszugehen, gleich ob in Veranstaltungen, ins Restaurant oder Kino, kommt einigen Bürgern offenbar noch ungewohnt vor. Da müssen wir uns wohl alle wieder neu daran gewöhnen. Wir haben vor allem bei den Aufführungen in der Burg noch freie Plätze, die im Spielplan 2022 neu hinzugekommen sind und nicht aus den Verlegungen von 2020 und 2021 stammen.
In den vergangenen beiden Corona-Sommern haben Sie und Ihr Team mit der Reihe „Luft & Liebe“ auf der Terrasse des Bürgerhauses eine kulturelle Grundversorgung, wie Sie es selbst genannt haben, auf die Beine gestellt. 2021 sogar mit Open-Air-Auftritten von Künstlern in allen Stadtteilen. Ist die Reihe auch für 2022 geplant? Und: Was wird aus dem Maislabyrinth?
Ja, es wird eine kurze Reihe von „Luft & Liebe“ auf der Parkterrasse geben. Start ist am 25. August. Wir werden in drei Wochen 14 Veranstaltungen anbieten – es ist ein bunter Mix aus Kindertheater, Musik und Kabarett mit Künstlern aus Dreieich und ganz Deutschland, so wie in den vergangenen beiden Jahren. Unsere Veranstaltungsleiterin Maria Ochs erstellt gerade den Programmflyer. Nur „Luft & Liebe unterwegs“ wird es nicht geben, aber dafür die große Jubiläumsparty zum 50-jährigen Bestehen des Bürgerhauses Ende September.
Kultur im Mais, verbunden mit dem Maislabyrinth, muss noch mal in die Warteschleife. Das heißt nicht, dass es in Zukunft keine Veranstaltungen im Mais mehr geben wird. Aber wir müssen uns da neu aufstellen, das geht frühestens 2023.
Können Sie schon ein bisschen was zur Jubiläumssause 50 Jahre Bürgerhaus verraten? Da soll ja drei Tage lang feiert werden.
Klar. Wir starten am Donnerstag, 22. September, mit einer Mischung aus Geburtstagsparty und akademischer Feier. Dazu werden alle Menschen eingeladen, die das Bürgerhaus in den 50 Jahren begleitet haben. Neben kurzen offiziellen Ansprachen führt ein Musikkabarettist durch das Programm. Abgesehen davon, dass wir noch eine Buchvorstellung an diesem Abend haben werden. Am Samstag geht es von mittags bis in den Abend weiter mit einem „OpenBürgerHaus“ für alle. Es wird mindestens drei Bühnen geben, auf denen ein Querschnitt des bewährten Kulturprogramms gezeigt wird. Zu sehen sind nur Künstler, die noch nie in Dreieich aufgetreten sind. Das ist alles kostenfrei, dazu gibt’s natürlich ein gastronomisches Angebot. Für Montag, 26., haben wir eine Abendgala mit Künstlern organisiert, die dem Bürgerhaus nahestehen. Hier steht der Überraschungseffekt im Vordergrund, deshalb kann ich nicht mehr verraten. Für diese Gala müssen Karten erworben werden. Unterm Strich also drei vollgepackte Tage, die sich jeder Interessierte, Ausgehfreudige oder Kulturliebhaber in den Kalender eintragen sollte.
Das Gespräch führte Frank Mahn

Wiedersehen mit vielen alten Bekannten
Mit mehr als 40 Vorstellungen warten die Burgfestspiele in der Zeit vom 30. Juni bis zum 14. August auf. Das Auftaktkonzert mit dem Ukulele Orchestra of Great Britain ist ausverkauft. Die Musiker sind in der Burg ebenso alte Bekannte wie Bodo Wartke, das Glenn Miller Orchestra, Walter Renneisen, Willy Astor, Anna Depenbusch, Dr. Eckart von Hirschhausen oder Max Mutzke. Prominentester „Neuzugang“ ist Entertainer und Sänger Götz Alsmann. Unter burgfestspiele-dreieichenhain.de finden sich der komplette Terminkalender und alle weiteren Informationen, zum Beispiel zu den Preisen.
Benjamin Halberstadt hat eine Bitte an alle Besitzer von Eintrittskarten der Festspiele 2020, die über den Ticketservice im Bürgerhaus gekauft wurden. „Diese Karten müssen in neue Karten umgetauscht werden, einfach mit den alten Karten vorbeikommen oder per Post zusenden!“ fm
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