1. Startseite
  2. Region
  3. Dreieich

Für ADFC gibt es keine ideale Route

Erstellt:

Von: Frank Mahn

Kommentare

Also, wenn da nichts dabei ist. Wegweisende Gedanken unseres Cartoonisten Jörg Buxbaum...
Also, wenn da nichts dabei ist. Wegweisende Gedanken unseres Cartoonisten Jörg Buxbaum... © -

Das Frühjahr ist da und in Dreieich ist immer noch ungewiss, welchen Verlauf der Abschnitt des Radschnellwegs zwischen Darmstadt und Frankfurt nehmen wird. Durch Sprendlingen? Durch Buchschlag? Oder wird’s doch die aktuell von weiten Teilen der Politik favorisierte sogenannte Sommerroute am Waldrand westlich der Bahnstrecke? Spätestens im Sommer müssen die Stadtverordneten eine Entscheidung fällen.

Dreieich - Einen Beschluss hatten sie bereits 2018 getroffen – für die „Sprendlinger Beule“. Gegen diese Variante hat sich allerdings reichlich Protest formiert.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Dreieich (ADFC) ist gespannt, wohin die Reise geht. Die AG Radverkehr bleibt bei ihrem Standpunkt: „Es gibt keine ideale Route, sondern bestenfalls von allen schlechten eine am wenigsten schlechte“, heißt es in einer Mitteilung. Gemeint ist damit die innenstadtnahe Beule. Mehr als die Hälfte der insgesamt 35 Kilometer langen Strecke zwischen Darmstadt und Frankfurt werde innerorts durch bebautes Gebiet verlaufen, so der ADFC. „Entweder ist eine Bahnlinie im Weg, viele Straßen sind zu überqueren oder zu schmal, die Route verläuft irgendwo im Wald, oder Anlieger gehen mit kruden Argumenten auf die Barrikaden, weil sie fürchten, dass sie ihre Autos nicht länger im öffentlichen Raum vor der Haustür abstellen dürfen“, meint die AG.

Der ADFC-Ortsverein ist sicher, dass es – wie auch immer die Wahl ausfällt – Proteste geben wird. „Wo genau die Route durch Dreieich verlaufen wird, spielt für uns eine untergeordnete Rolle“, betont Vorstandsmitglied Oliver Martini. Wichtig für eine hohe Akzeptanz bei den Radlern seien praxisgerechte Zubringer mit dem Status einer Fahrradstraße. Man dürfe auch nicht davon ausgehen, dass der Radschnellweg vorrangig für Fahrten zwischen den beiden großen Städten genutzt werde. Martini: „Wir dürfen die vielen Fahrten zwischen den Städten und Gemeinden, die dazwischen liegen, nicht außer Acht lassen. Die Erfahrung zeigt, dass sie über die Hälfte ausmachen.“ Auf dem bereits fertiggestellten Stück seien bereits viele Radler unterwegs, „obwohl es an beiden Enden derzeit noch nicht so elegant weitergeht“.

Nach Martinis Worten verlaufen viele Radschnellwege in Deutschland und in anderen Ländern durch Städte. „Damit werden die Menschen angebunden, die dort wohnen. Kleine Umwege sind akzeptabel, wenn dadurch wesentlich mehr Menschen an den Raddirektweg angebunden werden und so von ihm profitieren. „Insofern würde man bei einer durch Sprendlingen verlaufenden Route keinen Sonderweg gehen“, ist Martini überzeugt.

Genauso wichtig ist für den ADFC ein „praxisgerechtes“ Radwegenetz für das gesamte Dreieicher Gebiet. „50 Prozent aller Wege, die wir zurücklegen, sind bekanntlich maximal fünf Kilometer lang. Genau diese Strecken lassen sich mit dem Fahrrad zügig bewältigen, sofern die Infrastruktur vorhanden ist“, sagt Martini und verweist auf ein Konzept, das der ADFC im vergangenen Jahr am Runden Tisch Radverkehr vorgestellt hat.

Bei Abstimmung müssen die Stadtverordneten nach Meinung des ADFC nicht nur zwischen Routen wählen, „sondern auch entscheiden, mit welcher Gruppe von Protestierenden sie es sich verderben wollen; mit Anwohnern der künftigen Route, die sich durch geräuschlose, abgasfreie Radler belästigt fühlen, oder mit Naturschützern, die keinen Radweg durch den Bannwald wollen“.

Manfred Ockel, Geschäftsführer der für das Projekt federführenden Regionalpark RheinMain Südwest GmbH, hatte vor Kurzem noch einmal wiederholt, dass er für die Sommerroute entlang der Bahn als offiziellen Teil des Radschnellwegs keine Chance sieht. Durch ein Schreiben des hessischen Verkehrsministeriums fühlt sich Ockel in seiner Einschätzung bestätigt. Demnach wäre eine vollständige oder teilweise Aufhebung des Bannwaldstatus nur zulässig, „wenn sich der Zweck der Maßnahme auf keinem anderen Weg erreichen lässt“. In Dreieich sei dies nicht der Fall, da es östlich der Bahnlinie verschiedene Varianten gebe.

Der Dreieicher CDU-Chef und Landtagsabgeordnete Hartmut Honka wiederum fordert das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium erneut auf, bezüglich des Bannwaldes westlich der Bahn für Klarheit zu sorgen. Er bezieht sich auf die ihm inzwischen vorliegende Bannwalderklärung von 1999. Darin sei auch eine Planung zum „Ausbau des bahnparallelen Weges entlang der Eisenbahntrasse zur Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs“ skizziert. Dabei handele es sich wohl um genau jene Alternativ-Variante, die auch in der Machbarkeitsstudie von 2015 genannt sei. fm

Einfach mal klopfen bei den Kollegen!

Seltsam, will sich der Mann schon in Position bringen? Schließlich hat die CDU 2018 kräftig Federn lassen müssen. Die nächste Landtagswahl ist aber erst im Herbst 2023. Klar ist: Hartmut Honka befürwortet die Sommerroute als Dreieicher Abschnitt des Radschnellwegs. Ist sein gutes Recht. Aber muss man deshalb den Wiesbadener Koalitionspartner zum Sündenbock machen? Denn auf Landesebene ist das Ministerium für Wirtschaft und Verkehr zuvorderst mit dem Projekt beschäftigt, geführt von Tarek-Al Wazir (Grüne). Von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit habe ich andere Vorstellungen. Wie wäre es mit dem kurzen Dienstweg? Ist weniger öffentlichkeitswirksam, aber bestimmt effektiver. Einfach mal bei den Kollegen an die Tür klopfen und das Gespräch suchen! Honka weiß natürlich auch, dass für Ende April ein Treffen in der Landeshauptstadt vereinbart ist; mit Vertretern des Ministeriums und der Dreieicher Politik. Das bringt dann hoffentlich Klarheit, was geht und was nicht.  Von Frank Mahn

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion