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Gemeinschaftliches Wohnprojekt in Dreieich hat sich bewährt

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Von: Holger Klemm

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Sind mit dem Zusammenleben in der Buchwaldstraße 14 zufrieden: Vorsitzende Brigitte Günther und zweiter Vorsitzender Michael Meyer.
Sind mit dem Zusammenleben in der Buchwaldstraße 14 zufrieden: Vorsitzende Brigitte Günther und zweiter Vorsitzender Michael Meyer.   © jost

„Das Gebäude dort ist ein Altenheim.“ Nicht selten bekommen Brigitte Günther und die anderen Bewohner des Hauses in der Buchwaldstraße 14 das zu hören, wenn Passanten vorbeilaufen. „Das sind wir aber nicht“, betont Günther. Vielmehr befindet sich dort das gemeinschaftliche Wohnprojekt Unter einem Dach, die bislang einzige Einrichtung dieser Art in Dreieich.

Dreieich - „Es funktioniert gut, wenngleich auch wir unter Corona gelitten haben“, berichten Brigitte Günther und Michael Meyer, die an der Spitze des Vereins Unter einem Dach stehen. So konnte 2020 das zehnjährige Bestehen des Hauses pandemiebedingt nicht gefeiert werden. Nun hoffen die Mitglieder, dass das im kommenden Jahr zum 20. Geburtstag des Vereins möglich ist.

Im Haus finden sich zwölf Wohnungen mit einer Größe zwischen 52 und 64 Quadratmetern und ein Gemeinschaftsraum für unterschiedliche Veranstaltungen. In dem Gebäude wohnen 14 Personen, im Verein selbst haben sich 22 Mitglieder im Alter von 45 bis 85 Jahren zusammengefunden, die nicht alle in dem Haus leben, aber für das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens in den eigenen vier Wänden mit einem sozial verträglichen Mietniveau eintreten.

Angefangen hatte alles im Oktober 2002 mit dem Workshop „Zukunftswerkstatt Wohnen“ der Stadt und der Leitstelle Älterwerden des Kreises, in dem es um alternative Wohnformen im Alter ging. „Das war die Initialzündung zur Bildung unserer Gruppe“, so Günther. In regelmäßigen Sitzungen wurde das Konzept erarbeitet. Ziel war es, ein Wohnprojekt für Menschen zu realisieren, die bereit sind, sich in eine solidarische Hausgemeinschaft einzubringen und die Herausforderungen des Älterwerdens gemeinsam zu stemmen – unter dem Motto: „Nicht allein und nicht ins Heim“.

Doch bis das Ziel erreicht war, mussten einige Hürden genommen werden. Dank der Unterstützung der Stadt konnte die Nassauische Heimstätte als Bauträger gewonnen werden und das Projekt mit öffentlichen Fördermitteln 2010 verwirklicht werden. Trotz aller Euphorie im Vorfeld blieben in der Praxis Probleme und Reibereien nicht aus. Beim Zusammenleben lernt man noch einmal andere Seiten von jemandem kennen. Insgesamt zeigen sich Günter und Meyer mit der Gemeinschaft aber zufrieden. Die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen sich, helfen und feiern zusammen. Es gibt Ausflüge und Frühstückslesungen. Auch eine Qigong-Gruppe hat ihren Platz gefunden. „Für mich war es die beste Entscheidung, hier einzuziehen“, so Günther.

Doch Corona sorgte für einen Dämpfer. „Gemeinschaftliche Aktivitäten waren nur sehr eingeschränkt möglich“, so Günther. Im Winter traf man sich beim Glühwein um eine Feuerschale im Garten, was sehr gut ankam. Lange blieben die Bewohner verschont, doch im Frühjahr tauchten dann mit Omikron die ersten Fälle auf, was Quarantäne für die Betroffenen und strikte Regeln zur Folge hatte.

Wenn eine Wohnung frei wird, was kürzlich der Fall war, wird gemeinsam über einen Nachfolger beziehungsweise eine Nachfolgerin entschieden. Die Entscheidung fiel für einen 45-Jährigen. „Wir brauchen auch jüngere Leute, die mit anpacken können“, betont die Vorsitzende. Auch für den Verein wird Nachwuchs gesucht, um die Idee dauerhaft am Leben zu halten.

Nun sollen wieder verstärkt Aktivitäten stattfinden. Besonders beliebt sind die Frühstückslesungen im Gemeinschaftsraum, die viele Nachbarn anziehen. Bei der Vorbereitung und Umsetzung ziehen alle an einem Strang. Am Samstag, 23. Juli, um 9.30 Uhr stellt die Langener Autorin Cornelia Härtl ihr neues Buch „Amore für Fortgeschrittene“ vor. Die Kosten betragen acht Euro. Anmeldungen nimmt Sabine Kootz, Tel. 06103 5092329 oder s.kootz@outlook.de, entgegen. Auch weitere Aktivitäten wie Flohmärkte kann sich Günther für den Gemeinschaftsraum vorstellen.

Von Holger Klemm

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