Glücksort für Hobbygärtner in Götzenhain

Die zarten Köpfe der Pflanzen bahnen sich den Weg ans Licht. Es dauert nicht mehr so lange, bis Gemüse von dem Acker auf dem Götzenhainer Feld den Speiseplan bereichert. „Als erstes sind die Radieschen erntereif. Die können in vier Wochen schon auf dem Teller liegen. Hundertprozent biologisch“, sagt Andrea Thoma und lacht.
Dreieich - Das Feld am Ende der Bleiswijker Straße, linker Hand in Richtung Neuhof, ist schon seit 2012 ein Glücksort für begeisterte Hobbygärtner und Gemüseanbauer. Im Saisongarten von Andrea Thoma und ihrem Bruder Dietmar können Menschen auf dem Feld aktiv werden, die keinen eigenen Garten haben oder denen die Fläche am Haus zu klein ist, um Kartoffeln, Salate, Spinat, Bohnen, Brokkoli, Karotten und Rote Bete heranzuzüchten.
Man muss kein erfahrener Gemüsebauer sein, das Konzept unterstützt auch Anfänger. Jeder Gärtner entscheidet sich zu Beginn der Saison für eine Parzelle auf dem fast einen Hektar großen Feld. Die angemietete Fläche ist 40 oder 60 Quadratmeter groß. „Gut die Hälfte der Parzelle wird von uns vorgepflanzt“, erklärt Andrea Thoma. „Wir nutzen dazu von Demeter zertifiziertes Saatgut und eine Saatgutmaschine. Hier in Hessen sagt man ,Dippelmaschine’, weiß die aus dem Taubertal stammende Dreieichenhainerin. Dabei achten die Verkehrsleiterin bei der Lufthansa und ihr Bruder darauf, welche Pflanzen sich gut vertragen und welche ein bisschen mehr Platz benötigen. Auch sonst legen die Thomas Wert auf ein gesundes, ökologisches Feld. Pflanzen und Boden werden nicht gespritzt und gedüngt. Auch die Jungpflanzen, die in den nächsten Wochen noch in den Boden kommen, stammen aus ökologischem Anbau. „Was die Gärtner dann hier noch in ihrer Parzelle pflanzen, können und wollen wir aber nicht kontrollieren“, betont Thoma.
Abgetrennte Flächen
Die durch kleine Wege und manchmal auch ein Seil abgetrennten Flächen haben Nummern. Kleine Schildchen weisen darauf hin, welches Saatgut im Boden steckt. „Wir versorgen unsere Leute zum Teil mit Jungpflanzen. Zucchini und Kürbis ziehe ich in meinem Garten, andere Jungpflanzen bekommen wir von einem ökologischen Betrieb in Willingen“, erzählt Andrea Thoma. Auf einigen der derzeit 22 vergebenen Beete ist es im Augenblick noch karg, auf anderen wachsen schon Kräuter wie Schnittlauch, Petersilie und Rosmarin.
Die Beete wollen natürlich gepflegt werden. Arbeitsgeräte wie Rechen und kleine Schaufeln stehen bereit. Das Wasser wird aus dem Hydranten an der Straße in Container eingelassen. „Anfangs hatten wir einen Brunnen, der ist leider inzwischen versandet“, bedauert Andrea Thoma.
Der Saisongarten ist auch ein Ort der Kommunikation. Die Menschen treffen sich abends und an den Wochenenden, jeder werkelt auf seiner Scholle und die Gruppe unterstützt sich mit Rat und Tat. „Gärtnern ist das neue Yoga“, glaubt die Dreieichenhainerin. „Es gibt nichts Schöneres, als den Bürotag auf dem Feld zu verarbeiten, zu entspannen und auch noch feinstes Bio-Gemüse auf den Tisch zu bekommen, das viel besser schmeckt als aus dem Supermarkt.“
Für Kinder ein wichtiges Erlebnis
Besonders für Kinder sei es ein wichtiges Erlebnis zu sehen, wie einzigartig unsere Natur ist, wie arbeitsintensiv es sein kann, bis das Gemüse auf dem Teller landet und wie schön das Ernten mit den eigenen Händen ist. Um der Natur Gutes zu tun, freuen sich die Thomas auch, wenn die Gärtner mit dem Fahrrad zum Acker kommen.
Das einzige, das zwischen den Beeten schon mal für Missstimmung sorgt, ist der Kartoffelkäfer: „Den muss man schon als Larve am Blatt zerdrücken. Wenn einer damit ganz akribisch ist und der Nachbar nicht, dann ist das blöd. Um für etwas Entspannung zu sorgen, sind die Kartoffeln jetzt nicht mehr alle in der Reihe. Jeder setzt sie dort, wo er sie haben möchte. Dann muss der Käfer schon ein bisschen weiter krabbeln, um an die Nachbarskartoffel zu kommen“, sagt die begeisterte Gärtnerin und lacht.
Wer jetzt Lust bekommen hat, in seiner Freizeit zu pflanzen, zu wässern und auch mal Unkraut zu jäten – und sich dann auch über eine reiche Ernte zu freuen, kann bei bei dem Projekt noch mitmachen. Die kleine Parzelle (40 Quadratmeter) kostet 195 Euro im Jahr, die größere (60) 250 in der Saison. Interessenten können sich per E-Mail an thoma.a@web.de wenden.
Von Nicole Jost