Hundezwinger voll: Tierheim stößt an die Kapazitätsgrenze - „Lösung finden“
Im Tierheim Dreieich werden immer mehr Hunde abgegeben. Auch die Vermittlung klappt nicht sonderlich gut. Und so sind die Hundezwinger voll.
Dreieich – Der niedliche Schäferhundwelpe freut sich seines Lebens und saust über die Wiese vor dem Tierheim Dreieich (Landkreis Offenbach). Mit seinen dicken Pfoten springt er an Tierheimleiter Michael Krause hoch. „Okay, das muss er noch lernen, dass das nicht so gut ankommt“, sagt Krause lachend. Dass Hunde wie Bärchen, so haben Michael Krause und sein Team den Welpen getauft, im Tierheim landen, ist ein völlig neues Phänomen.
„Er ist als Fundtier bei uns angekommen. Es kommt schon mal vor, dass auch ein Welpe abhaut, aber normalerweise werden sie noch am selben Tag von ihren Besitzern wieder abgeholt. Also wurde er vermutlich ausgesetzt“, berichtet der Tierheimleiter. Bärchen ist einer von zwei Welpen, die gerade im Dreieicher Tierheim auf ein neues Zuhause warten. „Beide haben schon Interessenten, aber dass sie überhaupt hier sind, zeigt, wie angespannt die Lage ist“, so Krause weiter.

Hundezwinger im Tierheim Dreieich schon seit Mitte vergangenen Jahres voll
Schon seit Mitte vergangenen Jahres sind die Hundezwinger in der Anlage im Haag fast durchgehend komplett besetzt. Es gibt mehr Abgaben denn je, ausgesetzte Hunde und dazu Sicherstellungen von der Polizei, die Listenhunde von ihren Besitzern abholt, weil die Hunde keinen Wesenstest haben oder der Halter keinen Sachkundenachweis. Sie alle besetzen die Zwinger, die Kapazitäten sind erschöpft.
„Es gibt mehrere Faktoren, warum wir gerade so voll sind“, sagt Michael Krause. Da ist zum einen die Inflation, die auf den Geldbeutel drückt und es für manche Leute schwerer macht, den Hund durchzufüttern. Einige Hunde sind vermutlich sogenannte Corona-Hunde, für die nach der Pandemie, als viele Leute wieder zurück ins Büro mussten, einfach keine Zeit mehr blieb. Dazu kommt die deutliche Anhebung der Gebührenordnung für Tierärzte, die die Kosten im Krankheitsfall oder für Routineuntersuchungen oder Impfungen deutlich steigen lässt. Dann kann die Abgabe schon mal finanzielle Gründe haben.
Kapazitätsgrenze im Tierheim Dreieich erreicht: Vermittlung der Hunde schwer
Dazu kommt, dass es oft nicht die einfachsten Hunde sind, die im Dreieicher Tierheim landen. Je schwieriger sie sind, umso komplizierter ist es auch, sie wieder zu vermitteln. Überdurchschnittlich viele Hunde sind verhaltensauffällig, haben vielleicht schon einen Beißvorfall, der Interessenten natürlich berichtet wird. „Die Leute wollen einen Hund, der in die Familie passt, stubenrein ist, gut Auto fährt und stundenweise alleine bleibt. Wir haben Hunde, die diese Kriterien durchaus erfüllen können, aber eben nicht sofort“, erklärt Krause.
Aktuell steht das Team des Tierheims vor einem Riesenproblem: Die Zwinger sind nahezu voll ausgelastet. Für die nächste Woche sind noch zwei Sicherstellungen angemeldet, wenn dann noch Fundtiere kommen, gibt es keinen freien Platz mehr. Grundsätzlich sei es möglich, vielleicht noch einen oder zwei Zwinger zu generieren, in denen jetzt Hundezubehör gelagert ist. „Aber“, sagt der Tierheimleiter, „wir können den Hunden nicht mehr gerecht werden“.
Volle Hundezwinger im Tierheim Dreieich: „Es muss eine Lösung mit den Kommunen gefunden werden“
Denn die Mitarbeiter müssen viel mehr tun, als die Tiere einfach nur zu verwahren. Sie brauchen Futter, die Unterkünfte müssen sauber gemacht werden und die Hunde müssen raus. Glücklicherweise gibt es viele Ehrenamtliche, die regelmäßig kommen und mit den Tieren Gassi gehen. „Manche Hunde brauchen mehr Ansprache und ein bisschen Training, damit sie eben wieder besser zu vermitteln sind. Wir müssen mit ihnen umgehen, besonders, um zu sehen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren, was ihnen Probleme bereitet, um dann auch die passenden neuen Besitzer zu finden“, betont Krause.
Auch Uschi Heil, Vorsitzende des Tierheim-Vereins, hat Sorgenfalten auf der Stirn. „Wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, dass wir keinen Hund mehr aufnehmen können, dann müssen wir gemeinsam mit den Kommunen eine Lösung finden“, sagt die Vorsitzende. Genau wie die Mitarbeiter hofft sie inständig, dass sich die Situation in den Zwingern bald entspannt. (Nicole Jost)
Kürzlich suchte Fundhündin Jane aus Dreieich ein neues Zuhause.