„Es wird höchste Zeit“ – Initiative will Dreieich zur Fairtrade-Stadt machen

Nachbarkommunen im Kreis Offenbach haben es längst: Nun fordert eine Initiative, dass auch Dreieich das Label „Fairtrade-Stadt“ bekommt. Dabei stehen jedoch einige Hürden im Weg.
Dreieich – Der Kreis Offenbach gehört erst seit dem vergangenen Jahr dazu, die Nachbarkommunen Langen und Neu-Isenburg tragen das Label „Fairtrade-Stadt“ hingegen schon seit einigen Jahren. Auch die Grünen in Dreieich hätten die Stadt gerne in dieser Reihe gesehen, brachten schon im Jahr 2012 einen entsprechenden Antrag im Sozialausschuss ein. Da seinerzeit nicht alle Kriterien für die Zertifizierung erfüllt werden konnten, verschwand das Anliegen irgendwann in der Versenkung.
Nun sind es die Sozialdemokraten, die sich für einen erneuten Anlauf aussprechen. „Wir wollen eine neue Initiative unterstützen, um den versandeten Prozess der Zertifizierung der Stadt Dreieich zur ,Fairtrade-Town‘ wiederzubeleben“, sagt der SPD-Vorsitzende Maik Zimmer. Die Bedingungen seien bereits vor zwei Jahren fast erfüllt gewesen, doch dann habe der Ausbruch der Corona-Pandemie alle weiteren Überlegungen in den Hintergrund treten lassen. Eine Steuerungsgruppe, zuständig für die Umsetzung der notwendigen Kriterien, sei bereits wieder aktiv. „Allerdings sind die Mitglieder im Durchschnitt schon etwas älter und freuen sich immer über neue Gesichter“, so Zimmer.
Dreieich soll zur „Fairtrade-Stadt“ werden – Städte in der Umgebung haben das Label bereits
Gänzlich bei null muss die Steuerungsgruppe indes nicht anfangen. Schließlich hat sich die Max-Eyth-Schule bereits seit Längerem dazu verpflichtet, Konsumgewohnheiten umzustellen und sich für gerechten Handel einzusetzen. Sie trägt daher schon seit drei Jahren den Titel „Fairtrade-Schule“.
Und auch der Eine-Welt-Laden der Burgkirchengemeinde ist nach wie vor am Start und bietet regelmäßig fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Tee, Honig, Schokolade oder Kakao zum Verkauf an. Waltraud Anspach von der Eine-Welt-Gruppe der Gemeinde begrüßt die Forderung nach einem erneuten Anlauf: „Alle Städte in der Umgebung haben dieses Label, nur Dreieich hat das bislang versäumt – es wird höchste Zeit.“
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Initiative fordert Fairtrade-Label für Dreieich – Sozialdemokraten sehen darin wichtiges Zeichen
Für die Sozialdemokraten stellen die Bemühungen auch ein wichtiges Zeichen im Engagement gegen den Klimawandel dar. „Mit dem aktiven Bekenntnis zum fairen Handel leisten wir in Dreieich einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Lebensgrundlagen der Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern“, erklärt Zimmer. Als ersten Schritt möchte seine Partei erreichen, dass im Rathaus wieder gerecht gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird: „Da geht kein Weg vorbei.“
Fragt man im Rathaus nach, heißt es, das Thema liege coronabedingt „leider immer noch auf Eis“. Abgeschrieben sei es aber keineswegs, teilt Pressesprecherin Claudia Scheibel mit. Um die Kriterien zu erfüllen, müssten sich der aktuellen Einwohnerzahl entsprechend neun Geschäfte, fünf Gastronomiebetriebe und jeweils eine Schule, eine Glaubensgemeinschaft und ein Verein an einer Initiative beteiligen.
Im Rathaus in Dreieich steht das Thema aufgrund der Corona-Pandemie nicht an erster Stelle
Doch insbesondere der Einzelhandel und die Gastronomie hätten „vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Belastungen aufgrund von Corona aktuell andere Schwerpunkte“. Ähnlich sei die Lage beim gerecht gehandelten Kaffee in der Verwaltung. Auch im Rathaus stehe diese Frage pandemiebedingt „nicht ganz oben auf der Agenda“.
Dennoch zeigt sich Scheibel zuversichtlich, dass das Fairtrade-Thema wieder mehr in den Fokus rückt, „wenn sich die Pandemielage entspannt und im Rathaus endlich Alltag einkehrt“. (Joel Schmidt)