Keine Angst vor Verantwortung

Pünktlich zum Auftakt der Feierlichkeiten anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens hat die Sprendlinger Turngemeinde (STG) zwei neue Kapitel aufgeschlagen. In der Jahreshauptversammlung am Sonntagnachmittag vollzog sich ein bemerkenswerter Wechsel an der Spitze des Vereins. Er wird jetzt von fünf jungen Leuten geführt, die nicht älter als 25 sind. Damit nicht genug: Erstmals ist ein Jugendvorstand installiert worden.
Dreieich - Maxim Kuznetsov hat die DNA der STG von Kindesbeinen an aufgesogen. „Ich war mit meiner Mutter beim Eltern-Kind-Turnen“, erzählt der 24-Jährige, der dem aktuell etwa 1200 Mitglieder zählenden Verein seit dem Jahr 2000 angehört. Vorstandsarbeit leistet der frisch gewählte Vorsitzende, der Matthias Matthes abgelöst hat, als Beisitzer schon seit etwa sechs Jahren. Zudem leitet er die Boom-Sparte Parkour. Nun geht er „voll“ in die Verantwortung. „Wir haben im Verein ja auch Ältere mit viel Erfahrung, von denen wir uns Rat holen können“, sagt Kuznetsov und nennt beispielhaft Geschäftsführerin Anke Schmidt-Hiel.
Kein Neuland
Für Beisitzer Eduard Wilhelm und Benedikt Walter, der sich um die Finanzen kümmert, ist die Arbeit im Vorstand ebenfalls kein Neuland. Sandrine Wolfraum, die als stellvertretende Vorsitzende die Nachfolge von Adrian Schrock angetreten hat, und Beisitzerin He Rong Huang komplettieren das Quintett.
Unterstützt wird die Führungsriege von einem Jugendvorstand. Die Leitung teilen sich Joris Brüssau und Emma Martin. Marlene Berdel, Emma Gröting und Michael Tesfai sind Beisitzer. „Sie sollen früh die Prozesse im Verein kennenlernen“, sagt Kuznetsov. Und natürlich Konzepte für die junge Generation entwickeln. Einen Spiele- und einen Filmabend hat das Team bereits organisiert. Mit ihrer Arbeit entlasten sie den Hauptvorstand, der sich dadurch verstärkt anderen Aufgaben widmen kann.
Letzter Bauabschnitt
Wie dem letzten Bauabschnitt der neuen Halle in der Rhönstraße. Im Keller muss nämlich noch einiges passieren, zum Beispiel bei den sanitären Einrichtungen. „Und wir denken über eine Veranstaltungsküche nach“, sagt Kuznetsov. Finanziell stehe der Verein trotz der hohen Investitionen in die Halle solide da. „Das macht es für uns natürlich einfacher.“
Ein weiteres Ziel ist die Erweiterung der Angebotspalette. Gerade in der Altersklasse der 25- bis 50-Jährigen sieht der Vorstand Potenzial. „Wir wollen die Leute abholen“, sagt Kuznetsov. Zum Beispiel durch eine Art Fitnessstudio mit offenen Trainingszeiten, das auch Berufstätige ansprechen soll. „Wir werden Dinge ausprobieren und schauen, wie sie ankommen.“ Wohlwissend, dass nicht jedes Experiment gelingt.
„Junge Wilde“
Und natürlich ist die Digitalisierung ein Bereich, den die „jungen Wilden“ weiter forcieren möchten. Experten gibt es in den eigenen Reihen mit Eduard Wilhelm und Maxim Kuznetsov, der gerade seinen Master in Informatik gemacht hat und mit einem Studienkollegen dabei ist, eine Softwarefirma zu gründen. „Wir wollen unsere Vereins-App weiterentwickeln“, nennt der Vorsitzende eines der Projekte.
Von Frank Mahn