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Kitapersonal: Dreieichs langer Weg bis nach Spanien

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Von: Frank Mahn

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Der Erweiterungsbau der Kita Zeisigweg in Dreieichenhain wächst. Er soll in etwa einem Jahr fertig sein.
Der Erweiterungsbau der Kita Zeisigweg in Dreieichenhain wächst. Er soll in etwa einem Jahr fertig sein. © stadt/Becker

Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Obwohl’s pressiert, will die Stadt Dreieich bei der Gewinnung ausländischer Erzieherinnen und Erzieher für die Kinderbetreuung nicht mit der heißen Nadel stricken. Während mehrere Kommunen des Kreises schon längst mit dem darauf spezialisierten Unternehmen Helmeca kooperieren, hat die Dreieicher Verwaltung erst einmal den Markt der im Kreis auf diesem Gebiet agierenden bekannten Anbieter sondiert und darüber hinaus Alternativen geprüft – um jetzt doch bei Helmeca zu landen.

Dreieich - „Es ist geplant, bis zum zweiten Quartal 2023 bis zu vier Fachkräfte aus Spanien einzustellen“, teilt Rathaussprecherin Claudia Scheibel auf Anfrage mit.

Derweil läuft das Ausbauprogramm weiter auf Hochtouren. Nach den Erweiterungen der Kitas Wilhelmshof, Winkelsmühle und Gravenbruchstraße ist seit April die Kita Zeisigweg in Dreieichenhain an der Reihe. Sie wird für mehr als 3,3 Millionen Euro um einen Neubau ergänzt, dessen Einweihung für Herbst 2023 vorgesehen ist und der zwei weiteren Gruppen Platz bietet. Aktuell werden in der Einrichtung 100 Mädchen und Jungen in vier Gruppen betreut. Im Haushalt 2023 sind mehr als sechs Millionen Euro für An- beziehungsweise Neubauten in Offenthal, Götzenhain und Sprendlingen vorgesehen.

Doch um die Häuser mit noch mehr Leben zu füllen, sind zusätzliche Fachkräfte der alles entscheidende Faktor. „Momentan können wir 36 U3- und 156 Ü3-Plätze nicht besetzen, weil uns das Personal fehlt“, sagt Andreas Feldmann, Leiter des Fachbereichs Verwaltungssteuerung und Service. Um alle 192 Plätze, im Mai diesen Jahres waren es übrigens 15 weniger, vergeben zu können, müsste die Stadt weitere 29 Erzieher – auf Basis von Vollzeitkräften – beschäftigen. Das grenzt an Utopie, denn die Konkurrenz schläft ja nicht. So hat Neu-Isenburg erst vor Kurzem die Kampagne „Astronautentrainer gesucht“ gestartet, um sich ins Gespräch zu bringen.

Um möglichst schnell eine Verbesserung zu erreichen, setzen viele Kommunen in der Nachbarschaft auf Personal aus Spanien. Rekrutiert über die Firma Helmeca. So haben in Langen am 1. Februar fünf Erzieherinnen begonnen. Eine ist inzwischen ausgeschieden, aber sie wurde nach Angaben des städtischen Pressesprechers Markus Schaible durch eine neue Kollegin ersetzt. Die Stadt Neu-Isenburg ist so eine Art Vorreiterin. Seit 2016 wurden/werden elf Erzieherinnen über Helmeca beschäftigt. Acht sind laut Pressesprecherin Cornelia Doebel übernommen worden, drei haben mittlerweile die städtischen Einrichtungen wieder verlassen. Mühlheim, Obertshausen und Egelsbach setzen ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister.

Nun also auch Dreieich. Die Stadt ist beim Recruiting generell sehr aktiv und kreativ, aber was Verstärkung aus Spanien oder anderen europäischen Ländern angeht, wünscht sich nicht nur der Stadtelternbeirat mehr Tatkraft und weniger Zögerlichkeit. „Wir springen nicht auf jeden Zug, der an uns vorbeifährt. Das muss alles Hand und Fuß haben“, hält Andreas Feldmann dagegen. Pressesprecherin Claudia Scheibel ergänzt: „Es geht uns nicht nur um schnelle Einstellungserfolge, sondern um eine nachhaltige und langfristige Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Dreieich und die städtischen Betreuungseinrichtungen.“ Neben der sprachlichen Ausbildung seien das Anerkennungsverfahren sowie der Wohnraum für die Fachkräfte wichtige Themen, die es vorzubereiten gelte.

Internationale Verstärkung erhofft sich Feldmann auch vom Eures-Projekt, bei dem Dreieich mit Stadt und Kreis sowie der Bundesagentur für Arbeit kooperiert. Nachdem ein erster für den Sommer geplanter Termin mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten von der Bundesagentur abgesagt worden war, ist er Mitte September nachgeholt worden. Dreieich präsentierte sich dabei mit einem Imagevideo, das die Vorzüge der Stadt herausstellt und pädagogischen Fachkräften aus Spanien, Italien und Portugal Lust auf einen Wechsel nach Dreieich machen soll. Den Kurzfilm gibt’s mit Untertiteln in mehreren Sprachen. Die Rückmeldung steht noch aus.

Um das notwendige Personal nicht kümmern muss sich die Stadt, wenn die Gespräche mit der Arbeiterwohlfahrt zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Die Awo möchte in Dreieich einen Waldkindergarten betreiben. Feldmann: „Sobald wir einen Standort gefunden haben, der auch von den übergeordneten Behörden akzeptiert wird, können wir beschlussfähige Verträge vorbereiten.“

Von Frank Mahn

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