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Klamottenforum im Sprendlinger Norden setzt auf Nachhaltigkeit

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Von: Nicole Jost

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Ein gutes Verkäufer-Team: Hannelore Warm (links) und Marlene Czwalinna können ihre Kunden im Klamottenforum beraten – nur um Preise wird im Sprendlinger Norden nicht gefeilscht.
Ein gutes Verkäufer-Team: Hannelore Warm (links) und Marlene Czwalinna können ihre Kunden im Klamottenforum beraten – nur um Preise wird im Sprendlinger Norden nicht gefeilscht. © jost

Sie sind früh da, die ehrenamtlichen Helferinnen: Gut 30 Minuten vor der Eröffnung des Klamottenforums herrscht Betrieb in den Pavillons am Berliner Ring 15 im Sprendlinger Norden. Marlene Czwalinna und ihre Kollegin Hannelore Warm sortieren die neu eingegangenen Winterjacken nach Größen auf die Kleiderständer. Alles ist ordentlich aufgehängt und sogar nach Farbe sortiert. „Schau mal, da sind wieder richtig schöne Sachen dabei“, freut sich Marlene Czwalinna, und hält eine nahezu neue, warme Strickjacke in den Händen. „Da werden sich unsere Kunden aber freuen.“

Dreieich - Seit 1999 ist das Klamottenforum ein fester Bestandteil des Forums Sprendlingen Nord und bietet für viele Menschen im Quartier die Möglichkeit, sich für kleines Geld jeweils mit Kleidung einzudecken. „Corona hatte uns für mehr als eineinhalb Jahre ausgebremst und als wir zu Beginn des Jahres wieder eröffnet haben, herrschte ein großer Andrang – von unseren Kunden, aber glücklicherweise auch von unseren Spendern. Die kommen regelmäßig und bringen ihre aussortierte Kleidung zu uns“, sagt Michael Kimmel, stellvertretender Vorsitzender des Forums Sprendlingen Nord und Organisator des Klamottenforums. Zum festen Team zählen neben ihm zwei weitere Männer und zehn Frauen.

Die Krise und das damit immer schmaler werdende Budget vieler Menschen sind im Klamottenforum noch nicht spürbar. Im Frühjahr habe es in Zusammenarbeit mit der Stadt ein großes Kleidungspaket mit mehr als 500 Teilen für die ukrainischen Flüchtlinge gegeben. „Natürlich gibt es immer mal ein neues Gesicht. Aber zu 80 Prozent kommt Stammkundschaft zu uns“, sagt Kimmel.

Unter ihnen hat sich schon seit vielen Jahren herumgesprochen, dass im ehemaligen Pavillon der Nassauischen Heimstätte regelmäßig neue Kleidung einsortiert wird, die dann ab 50 Cent bis drei Euro pro Teil den Besitzer wechselt. Gefeilscht oder gehandelt wird übrigens nicht. An die 10 000 Kleidungsstücke werden so im Jahr sehr nachhaltig weiterverwendet und eben nicht achtlos entsorgt.

„Ich schätze, dass wir im Januar, wenn all die hohen Gas- und Stromrechnungen in die Haushalte flattern, einen noch größeren Zulauf haben“, vermutet Kimmel, dass die Inflation sich auch bei dem Vereinsangebot bemerkbar machen wird.

Der zeitliche Aufwand, den das engagierte 13-köpfige Team investiert, ist immens. An die 2 000 Ehrenamts-Stunden kommen an den drei Öffnungstagen (Montag von 15 bis 16.30 Uhr, Donnerstag von 11.30 bis 16 Uhr und Samstag von 10 bis 12 Uhr) über das Jahr zusammen. „Ja, es ist manchmal anstrengend, aber ich liebe diese Arbeit hier. Den Kontakt mit den Menschen, die multikulti Stimmung, die netten Gespräche“, sagt Marlene Czwalinna, die zwei Tage Dienst in der Woche übernimmt. Die Männer kümmern sich montags von 10 bis 12 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr um die abgegebenen Spenden, die oft in großen Kisten oder schweren Tüten angeliefert werden. Später wird dann jedes Stück in die Hand genommen: „Die meisten Sachen sind in einem wirklich guten Zustand. Einzelne Stücke mit Löchern oder Flecken sortieren wir gleich raus“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende.

Zwei Mal im Jahr gibt es für das gesamte Team den Kollektionswechsel. Dann werden die Winter- oder Sommersachen komplett ausgetauscht. „Alles was nach der Saison übrig bleibt – und das sind etliche Kisten – fahre ich nach Neu-Isenburg. Das lässt Jutta Loesch nach Beregovo in die Ukraine transportieren und es kommt den Menschen dort zugute. Hier wird also wirklich ganz wenig weggeworfen“, betont Kimmel. Für die anstrengenden Stunden des Umräumens werden die Helfer mit einem gemeinsamen Essen belohnt.

Mit den Einnahmen, aus den Verkäufen im Klamottenforum werden Miete, Strom und Heizung für die Räume, die der Stadt gehören, finanziert. Aber auch die anderen Vereinsprojekte profitieren: Das Sonntagscafé, die Hausaufgabenhilfe, die Mal- oder die Skatgruppe im Stadtteilzentrum. Die Gruppe sucht Nachwuchs, wer Lust hat, in dem Laden mitzuarbeiten, kann sich zu den Öffnungszeiten gerne melden.

Von Nicole Jost

Die schweren Kisten übernehmen die Männer: Mirsad Quini (links) und Michael Kimmel tragen die abgegebenen Kleider ins Klamottenforum.
Die schweren Kisten übernehmen die Männer: Mirsad Quini (links) und Michael Kimmel tragen die abgegebenen Kleider ins Klamottenforum. © -jost

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