Familiengarten: Biogemüse aus eigener Produktion

Dreieich - Nicht nur der Kräuter- und Lehrgarten in den Baierhansenwiesen ist im erst zweiten Jahr seines Bestehens zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Auch der benachbarte Familiengarten entpuppt sich als Selbstläufer. Von Sina Beck
Gerade erst eröffnet, ist schon eine Erweiterung im Gespräch. Wieder und wieder wird die Schubkarre mit Unkraut beladen, das von tatkräftigen Händen ausgegraben wird. Es gibt immer etwas zu tun im Familiengarten in den Baierhansenwiesen, dessen hinterer Bereich gerade vorbereitet wird: Neben einem Geräteschuppen soll hier auch eine Sitzgruppe entstehen. Außerdem legen die fleißigen Frauen und Männer weitere Kinderbeete an – schließlich hat es erst kürzlich Zuwachs gegeben.
Der jüngste „Pächter“ heißt Emil, ist gerade fünf Wochen alt und genießt die volle Aufmerksamkeit seiner Mutter, während Bruder Merlin zusammen mit dem Papa die Parzelle pflegt. Von Basilikum und Petersilie über Gurken, Tomaten, Rote Bete, Paprika und Zucchini bis hin zu Kartoffeln hat Familie Leuschner alles im Angebot: „Wir sind auf dem Biotrip“, wählt Vater Dirk augenzwinkernd seine Worte. „Also bauen wir unbehandeltes Gemüse selbst an.“ Und das lohnt sich – so sehr, dass die Ernte sogar schon mal zu üppig ausfällt. „Wenn einer zu viel hat, dann teilt er es eben. Das ist toll, weil jeder auch etwas anderes anbaut. Es ist ein Geben und Nehmen.“
Parzelle mit behindertengerechten Hochbeeten
In der kurzen Zeit seit seiner Eröffnung im Mai hat sich der Familiengarten zu einer Gemeinschaft entwickelt. Ursprünglich waren hier 18 Parzellen geplant, nun sind es 14 geworden, darunter befindet sich auch eine Parzelle mit behindertengerechten Hochbeeten, die von der Bürgerstiftung Dreieich möglich gemacht wurde. „Eines der beiden Hochbeete ist noch frei und Interessenten können sich gerne melden“, teilt Klaus Rehwald mit. Damit wäre der Familiengarten ausgelastet, denn alle anderen Parzellen sind bereits vergeben, „wir haben sogar schon eine Warteliste“, so Rehwald weiter, der von der Resonanz begeistert ist. „Das übertrifft alle Erwartungen“, sagt der Vorsitzende der städtischen AG Umwelt- und Naturschutz.
Die Atmosphäre im Familiengarten ist so, wie man sie sich nur wünschen kann: familiär. Verschiedene Nationen – in einer Parzelle gedeiht nur Saatgut aus Vietnam – sind dabei genauso vertreten wie alle Generationen. Irmgard und Viktor Wahl sind dabei die „Gartenältesten“, was das Paar aber nicht davon abhält, auch heute kräftig mit anzupacken. Zuvor hatten sie einen Garten in Frankfurt, den sie nun aber gekündigt haben. „Es ist dort sehr unpersönlich geworden, dazu kam der ständige Fluglärm“, erklärt Irmgard Wahl die Entscheidung. „Hier ist es schöner und natürlich auch besser zu erreichen.“
Die meisten Pächter schauen täglich im Familiengarten vorbei. Die Parzellen sind mit ihren jeweils etwa 36 Quadratmetern ideal ausgelegt, wie Dirk Leuschner findet: „Die Größe ist genau richtig. Es ist nicht zu viel Arbeit, sodass man auch unter der Woche genügend Zeit dafür hat.“ Und so wird abends noch mal ein kurzer Stopp in den Baierhansenwiesen eingelegt, um die Gießkanne zur Hand zu nehmen. Im Moment kommt das Wasser noch aus den großen Kanistern, ein eigener Brunnen wäre die Lösung, auch für den Lehr- und Kräutergarten. Doch dafür müssen erst wieder ausreichend Spendengelder gesammelt werden, nach Rehwalds derzeitigen Berechnungen 5 000 Euro.
Die Familien stören sich daran wenig, sondern genießen die Vorzüge des Gartens: „Wir lieben die Natur und es macht Spaß, wenn man sieht, wie alles wächst und gedeiht“, finden Jani Halbritter und Michaela Grüntjens. Damit die Kinder sich neben dem Spielplatzbereich mit Sandkasten und natürlichem Krabbeltunnel austoben können, werden die bislang drei Kinderbeete erweitert. Dabei soll es künftig nicht bleiben. Die große Nachfrage bestätigt Rehwald in seinen Plänen: „Auf der anderen Seite des Lehr- und Kräutergartens gibt es noch ein brachliegendes Grundstück, das wir gerne zur Erweiterung nutzen würden.“