Künstliche Intelligenz: Max-Eyth-Schüler im Finale des Bundeswettbewerbs

Jacob Bürkle steht im Finale des Bundeswettbewerbs „Künstliche Intelligenz“. An diesem Freitag präsentiert der 17-Jährige sein Projekt in Tübingen einer Jury. Auf dem Weg zum Abitur mit dem Schwerpunkt Informatik besucht der Langener die zwölfte Klasse der Max-Eyth-Schule in Dreieich. Sein Thema ist Künstliche Intelligenz. Es geht um die Sicherheit im Internet, um Captchas und Bots, also um die Differenzierung und Überprüfung, ob ein Mensch oder eine Maschine versucht, sich in ein Nutzerkonto einzuloggen.
Dreieich/Langen - Zum Zeitalter der neuen Technologien mit Internet und Künstlicher Intelligenz gehört auch der ewige Kampf gegen das Böse. Schädliche Computerprogramme wie etwa Bots greifen an und schaffen es, so wie Einbrecher in ein Haus einzudringen, alle technischen Hürden zu überwinden und einen Account zu erstellen. Eigentlich sollten Türen und Fenster gut verschlossen sein, sollte die Website mittels eines sogenannten Captchas erkennen, dass sich ein automatisierter Bot, ein schädliches Softwareprogramm, und nicht ein Mensch nähert. Doch in der Realität sind die Bots manchmal so clever und Captchas so verwundbar, dass das Böse gewinnt.
Jacob Bürkle will das verhindern. Er forscht intensiv an der Verbesserung der Captchas und möchte diese Wächter des Systems stärker machen. Diese Herausforderung erinnert mit Blick auf die Übermacht von Hunderttausenden Bots, die in Sekundenschnelle angreifen, manchmal an eine Sisyphusarbeit und an Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen, doch der feindliche Riese ist schlagbar, hat Jacob Bürkle festgestellt. Dank seiner Analyse der Captchas und seiner Erkenntnisse über die Konzepte der Bots hat Bürkle es geschafft, die Wirksamkeit der Captchas zu optimieren und damit den Datenschutz zu verbessern.
Zuhause am seinem Schreibtisch im Dachgeschoss des Reihenhauses seiner Eltern hat der junge Mann vier Bildschirme und einen leistungsstarken Rechner platziert. Seine Finger flitzen rasend schnell über die weiße Tastatur, die Maus in der rechten Hand zieht den Cursor flink über den Screen und die Bilder und Texte flugs von einem Schirm auf den anderen, ohne dass der Teenager den Überblick verliert. Die Informationstechnologie, kurz IT, der Umgang mit Software und Programmen begeistern den Jugendlichen seit Jahren, ohne dass man sagen könnte, er sei ein sogenannter Nerd, der zwölf Stunden am Tag online ist, auf Bildschirme starrt und beim Gaming ständig in kurzen Abständen Erfolgserlebnisse sammeln muss.
Jacob Bürkle verfügt über Fachwissen und er geht bei der Erforschung der Künstlichen Intelligenz in die Tiefe, um neue, selbst entwickelte Lösungen präsentieren zu können. Doch er ist auch ein Allrounder, der schnell lernt, sich den Stoff merken kann, versteht, um was es geht und an der Max-Eyth-Schule, die jetzt gerade wieder für ihre vorbildlichen Leistungen im Bereich Informatikunterricht und der digitalen Infrastruktur als „Digitale Schule“ ausgezeichnet wurde, in allen Fächern Superleistungen bringt. Er ist kein Einser-Kandidat. Auf die Frage nach seinem Notendurchschnitt antwortet er: „0,9“.
Die Verbindung zur digitalen Technik hat Jacob Bürkle über einen Plastikbaustein mit acht Noppen aufgebaut. Das Spielen mit Lego ebnete den Weg zu komplexen Bauwerken, in die im Laufe der Jahre immer mehr digitale Technik einzog. Als er bis zur zehnten Klasse die Adolf-Reichwein-Schule in Langen besuchte, spielte er bereits erfolgreich in der First-Lego-League (FLL) mit dem Schülerteam „RoboKings“ der Lego Mindstorms AG. Die Gruppe holte den zweiten Platz in der Gesamtwertung.
Und jetzt das Finale des Bundeswettbewerbes „Künstliche Intelligenz“ in Tübingen. Der Hauptgewinn ist ein Geldpreis in Höhe von 1500 Euro. Außerdem gibt es Sonderpreise in den Kategorie „Hardware“ sowie „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Aufgeregt, nervös, schlaflose Nächte, in denen immer wieder die Frage auftaucht, ob die Präsentation auch verständlich und überzeugend ist? „Nein, eigentlich nicht“, sagt Jacob Bürkle. Er gibt sich selbstsicher, nimmt es gelassen und zitiert den olympischen Gedanken: „Dabei sein ist alles. Für mich zählt der Spaßfaktor.“ Er wäre nicht enttäuscht, sollte er beim Bundeswettbewerb keinen Preis gewinnen, der Weg dahin sei entscheidend und der habe ihm viel gebracht.
Er hat bereits mit einigen Unternehmen Kontakt aufgenommen, um seine Arbeit und seine Lösungsvorschläge für die Verbesserung der herkömmlichen Captchas, bei denen man in einem Quadrat mit kleinen Bildern beispielsweise die Fotos mit Ampeln, Palmen oder Treppenstufen ankreuzen muss, vorzustellen. Die Gespräche laufen, einige Firmen arbeiten mit dem 17-Jährigen zusammen. Und was kommt nach dem Abitur im Frühjahr 2024? „Ein Studium an der Technischen Universität Darmstadt“, sagt Jacob Bürkle.
Doch es gibt einen Traum, den er gern verwirklichen möchte. „Ein Stipendium für ein Studium am Massachusetts-Institut für Technologie in den USA wäre super, denn das ist die Nummer eins für Künstliche Intelligenz.“ air