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Prämierter Kurzfilm eines jungen Dreieicher Regisseurs

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Von: Joel Schmidt

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Einen gewissenlosen Waffenhändler spielt Michael Marwitz in dem Drama „Blutgeld“. Bei einem Glas Whisky erläutert er der Sekretärin, worauf sein Geschäftsmodell beruht.
Einen gewissenlosen Waffenhändler spielt Michael Marwitz in dem Drama „Blutgeld“. Bei einem Glas Whisky erläutert er der Sekretärin, worauf sein Geschäftsmodell beruht. © Dornhoefer

„Es hat mich dann irgendwann selber erstaunt, dass mein Werk plötzlich immer mehr in die Gegenwart gepasst hat“, sagt Victor Martini rückblickend. Der 19-jährige Filmstudent meint damit sein kürzlich veröffentlichtes Regiedebüt „Blutgeld“ aus dem vergangenen Jahr, dessen Drehbuch ebenfalls aus der Feder des Dreieichers stammt. Und er spielt auf die sogenannte Maskenaffäre an, bei der sich konservative Bundestagsabgeordnete mitten in der Corona-Krise persönlich an der Beschaffung dringend benötigter Hilfsgüter bereicherten.

Dreieich - Auf eine Demoparole zusammengestaucht ließe sich der Inhalt von Martinis Kurzfilm mit dem Klassiker „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“ zusammenfassen. Dabei geht es in dem Drama Martini zufolge nur vordergründig um die zwielichtigen Geschäfte des Waffenexporteurs Philipp Ackermann, gespielt von Michael Marwitz – älteren Semestern bekannt als langjähriger Teil der ARD-Serie Lindenstraße. Während dieser seine Kontakte zu konservativen Politikern spielen lässt, um mit kleinen Gefälligkeiten gewisse Ausfuhrbestimmungen zu umgehen, entwickelt sich die Sekretärin Stefanie Müller (gespielt von Angelina Delano) plötzlich zur moralisch verbissenen Gegenspielerin ihres Chefs – und überrascht mit einem explosiven Finale.

Doch viel wichtiger als die konkrete Handlung des Films ist Regisseur und Autor Victor Martini der dahinterstehende Subtext. Ihn interessiert, „was die Folgen von dem sind, was die Figuren tun“, erzählt er. Zum Ende hin sei der Film auch etwas philosophisch angehaucht, „da geht es dann um die Frage, ob der Mensch für seine Grausamkeiten selbst verantwortlich ist, oder ob diese naturgegeben sind“, erläutert Martini.

Die Grundmotivation für den Film speise sich vor allem aus seinem politischen Engagement, berichtet der 19-Jährige. Er ist Mitglied bei der Grünen Jugend in Dreieich, dort zwar in erster Linie in den Bereichen Klimaschutz und Bildungspolitik aktiv, „aber auch internationale Themen interessieren mich total“. Daher waren es auch Berichte über deutsche Waffenexporte in Krisenländer sowie Vorwürfe des Europarats, das Land würde nicht genügend gegen Korruption unternehmen, die ihm beim Schreiben des Drehbuchs begleiteten.

Gemeinsam mit der Produktionsassistentin Stella Russo habe er sich dann auf die Suche nach den passenden Darstellerinnen und Darstellern gemacht. „Ich dachte immer, das wäre der schwierigste Part beim Film“, erinnert sich Martini. Dass dies ein gewaltiger Irrtum war, merkte er, als es um die Frage nach dem Drehort ging. „Das hat dann tatsächlich zwei Wochen gedauert, bis ich die richtige Location gefunden hatte.“ Nach drei Drehtagen in einer alten Villa in Wiesbaden war dann alles im Kasten. Und obgleich die fünf Personen im Film allesamt hauptberufliche Schauspielerinnen und Schauspieler sind, haben diese „für sehr wenig bis gar kein Geld gearbeitet – das finde ich noch immer sehr toll“, betont Martini. Zwar hüllt er sich in Schweigen, was die konkreten Kosten für das aus Eigenmitteln finanzierte Projekt angeht. Doch er verrät: „Jeder, der seinen ersten Kurzfilm dreht, kommt irgendwann an den Punkt zu merken, dass das ganz schön ins Geld geht.“ Dass sich der Aufwand gelohnt hat, unterstreichen auch die Preise bei den „New York Film Awards“ im vergangenen Winter. Dort wurde „Blutgeld“ nicht nur als bester Kurzfilm ausgezeichnet, sondern Victor Martini auch noch als bester junger Filmemacher sowie Hauptdarsteller Michael Marwitz als bester Schauspieler in einem Independent-Film. „Das ist eine Auszeichnung für das gesamte Team, damit wird die Arbeit von allen honoriert“, freut er sich.

Der knapp 15-minütige Kurzfilm ist auf der Youtube-Seite „Victor Martini – The Moving Image Production“ zu finden.

Von Joel Schmidt

Der 19-jährige Autor und Regisseur Victor Martini freut sich über die Preise für sein Kurzfilmdebüt.
Der 19-jährige Autor und Regisseur Victor Martini freut sich über die Preise für sein Kurzfilmdebüt. © -privat

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