Lehr- und Kräutergarten in Sprendlingen hofft auf Unterstützung

Der Lehr- und Kräutergarten im Sprendlinger Landschaftsschutzgebiet Baierhansenwiesen ist schon auf den Winterschlaf vorbereitet. Das kleine Tomatenhaus ist mit einer dicken Plastikfolie verhängt, die Sitzbänke sind weggeräumt und die Beete zu weiten Teilen abgeerntet. Das Wintergemüse wie Rosenkohl und Grünkohl macht sich gerade nach dem Regen der vergangenen Tage knackig frisch auf den Weg. Vom regen Publikumsverkehr, der über den Sommer herrscht, ist jetzt nichts mehr zu spüren.
Dreieich - „Wir hatten 2022 rund 12 000 Besucher im Garten und fast 1 700 Menschen waren bei den Führungen und Workshops hier“, bilanziert Klaus Rehwald, Vorsitzender des Vereins Lehr- und Kräutergarten. Doch das komplette Angebot – die Seminare, Workshops, Führungen, die Planungen für den Garten, die regelmäßige Pflege des großen Areals, inklusive des Naturlehrpfads und des Bienenlehrpfads und der Streuobstwiesen auf den umliegenden Grundstücken – liegt auf den Schultern des ehrenamtlichen Teams um Klaus Rehwald. „Da muss jetzt langsam mal etwas passieren. Wir sind alle 70 plus, werden nicht jünger und die Belastung ist schon da“, sagt der 70-Jährige. Schon seit Längerem wünscht sich das Team eine hauptamtliche Unterstützung – für zwei Bereiche: „Zum einen wäre eine Gärtnerin toll. Jemand, der die fachliche Planung des Gartens und das Management der Projekte übernimmt und auch das ehrenamtliche Team im Garten anleitet. Und eine zweite Person, die die handwerklichen Arbeiten übernimmt, den Bienen- und Naturlehrpfad pflegt und mal Bäume schneiden kann“, erläutert Klaus Rehwald.
Für die Gartenmanagementstelle hätte der Verein schon eine geeignete Fachfrau, die die Aufgaben auch auf Honorarbasis übernehmen würde. Aber da ist eben das Problem, wie ein Verein solche Honorare finanzieren kann. „Für Projektkosten wie die Lehrpfade können wir gut Stiftungen anschreiben. Aber hier werden Honorare fällig, die sind bei solchen Förderungen meist ausgeschlossen“, sagt der Vorsitzende. Beim Kreis Offenbach hat Rehwald schon angefragt, von der Kreisstiftung Miteinander Leben kam bislang nur die Antwort, dass die Unterlagen geprüft würden. Nach einem persönlichen Gespräch mit Kreismitarbeitern macht sich Rehwald nicht allzugroße Hoffnungen auf finanziellen Beistand aus Dietzenbach. „Ich finde das nicht ganz fair, denn gerade unsere sehr stark frequentierten Angebote für die Schulen werden von Lehrkräften aus dem ganzen Kreisgebiet angefragt. Natürlich kommen Klassen aus Dreieich, aber auch aus Langen, Egelsbach, Rödermark, sogar aus Hanau, Darmstadt und Frankfurt kommen Schulklassen, um den Naturlehrpfad oder den Bienenlehrpfad zu erkunden oder an Workshops teilzunehmen“, berichtet der Sprendlinger, der sich inständig wünscht, dass der Kreis das Angebot des Lehr- und Kräutergartens doch noch für so wichtig erachtet, es auch finanziell zu fördern.
Das Gespräch mit Bürgermeister Martin Burlon, das der Vorsitzende gemeinsam mit seinem Stellvertreter Erhard Haller führte, sei hingegen gut verlaufen. „Uns wurde Unterstützung zugesagt, wie die genau aussehen kann, wird in einem zweiten Gespräch Mitte November geklärt“, ist Rehwald zuversichtlich. Eine Lösung hat sich nach dem ersten Gespräch schon ergeben: Die Volkshochschule Dreieich übernimmt das Anmeldungsverfahren für die verschiedenen Workshops des Vereins. Das ist eine Win-win-Situation: Die Vhs hat auch die Angebote des Kräutergartens im Programm und hilft mit der Anmeldesoftware ganz erheblich bei der Abwicklung der Kurse.
Klaus Rehwald und seine Mitstreiter hoffen, dass sich bald Hilfe für den Verein abzeichnet. „Wir müssen unser Programm planen, auch die Referenten warten ja nicht nur auf uns.“
Von Nicole Jost
Klaus Rehwald erhält Umweltpreis des Kreises
In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuss beschlossen, Klaus Rehwald mit dem für Bürgerinitiativen, andere Gruppen oder Einzelpersonen ausgelobten Umweltpreis des Kreises Offenbach auszuzeichnen. Er ist mit 2 500 Euro dotiert und wird dem Sprendlinger am 15. November überreicht.
Wie die Pressestelle des Kreises mitteilt, wurde Rehwald unter neun Bewerbern ausgewählt. Der 70-Jährige setzt sich seit vielen Jahren unermüdlich für die Renaturierung der einst vermüllten und verwilderten Baierhansenwiesen ein. Inzwischen ist das Landschaftsschutzgebiet im Sprendlinger Westen beliebter Naherholungsraum. Das liegt auch am Lehr- und Kräutergarten, an dessen Entstehung Rehwald maßgeblich beteiligt war. Inzwischen gibt es unter anderem noch einen Naturerlebnis- und einen Wildbienenlehrpfad sowie eine Streuobstwiese für Schulungs- und Lehrzwecke. Das Umweltbildungsprojekt findet auch überregional Beachtung. fm