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Leidenschaftlicher Kampf der Götter beim Hayner Burgfest

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Spektakuläre Feuershow: Die Gruppe Lord of the Fire wird für ihren Auftritt am Samstagabend im Burggarten frenetisch gefeiert.
Spektakuläre Feuershow: Die Gruppe Lord of the Fire wird für ihren Auftritt am Samstagabend im Burggarten frenetisch gefeiert. © zcol

Dreieichenhain - Das Burgfest zählt zu den größten Mittelalter-Spektakeln Deutschlands. Auf die Beine gestellt von der Kulturgesellschaft Hayner Vereine, unternahmen Tausende von Besuchern am Wochenende eine Zeitreise in die mystische Welt der Kelten.

Die Göttin des Frühlings hinterlässt auf dem Turnierplatz vor dem Obertor mit ihrem edlen Rappen einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern des Burgfestes. Die Pferdeshow gehört zu den Höhepunkten des Wochenendes. - Fotos: zcol
Die Göttin des Frühlings hinterlässt auf dem Turnierplatz vor dem Obertor mit ihrem edlen Rappen einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern des Burgfestes. Die Pferdeshow gehört zu den Höhepunkten des Wochenendes. © zcol

Das Hufgetrappel ist im tiefen Sand des Turnierplatzes vor dem Obertor kaum wahrnehmbar. Umso lauter sind die aufeinanderprallenden Schwertklingen der kämpfenden Götter am frühen Samstagabend zu hören. Unter dem Titel „Belenus – das Licht der Sonne“ erleben die Zuschauer den leidenschaftlichen Wettkampf zwischen Licht und Finsternis, Kälte und Hitze – den Wettstreit der Jahreszeiten. Regisseur Herold Flynn hat wieder einmal eine atemberaubende Turniershow zu Pferde inszeniert. Die Mittelalterfreunde jubeln, als die Göttin des Frühlings mit ihrem Rappen im gestreckten Galopp über den Sand fegt und die Finsternis des Winters besiegt. Ob die strahlenden Gottheiten zu Pferde zielgenau die Ringe stechen oder den Morgenstern ins weiche Holz versenken – die Pferdeshow gehört zu den Publikumsmagneten des Festes.

Keltische Traditionen spielen dieses Mal eine ganz besondere Rolle, manche sind tief in Dreieichenhain verwurzelt. Reichen doch die Bräuche zur Kerb, die im Mai ihre 300. Auflage erlebte, mit den Kerbborschen, dem Baumaufstellen und der Kerbverbrennung in die Zeit der Kelten zurück.

Roger Heil und sein Organisationsteam haben einmal mehr ganze Arbeit geleistet: Das Ritterspektakel in der und rund um die Burgruine lockt wieder tausende Mittelalterfans nach Dreieichenhain. Edle Ritter, tapfere Soldaten, Burgfräulein, Bettler, Hexen und Tagelöhner tummeln sich zwischen den rund 100 Ständen von historischem Handwerk, Hökerern und Schankwirten. Schon am Freitagabend ist der Burggarten brechend voll, die Fans wollen „Saor Patrol“ erleben. Die Schotten rocken die Menge mit Trommeln und Dudelsäcken.

Die Königin des ewigen Eises sieht mit kühlem Blick auf den Kampf der Jahreszeiten auf dem Turnierplatz.
Die Königin des ewigen Eises sieht mit kühlem Blick auf den Kampf der Jahreszeiten auf dem Turnierplatz. © zcol

Ein wenig abseits von diesem Trubel macht am Freitagabend Olaf Wüst auf dem mittelalterlichen Markt ein glückliches Gesicht. Als der Vorsitzende der Freyen Gefolgschaft zum Hayn nackt wie Gott ihn schuf gemeinsam mit seinen Vereinskollegen in den großen Badezuber steigt, ist für ihn seine mittelalterliche Welt in Ordnung. „Bei uns läuft es prima. Unser Lager steht, die Betten sind bezogen, das Feuer brennt. Und wir können uns über viele neue Mitglieder freuen“, berichtet Wüst. Markus Weidler, einer der neuen Ritter, hat es sich im heißen Wasser ebenfalls bequem gemacht: „Ich wurde wirklich in noch keinem Verein so herzlich und familiär aufgenommen wie hier“, genießt er das mittelalterliche Lagerleben.

Das größte Spektakel aber wartet am Samstagabend im Burggarten. Da gibt es dann kein Durchkommen mehr, alle Burgfestbesucher wollen die Show der Gruppe Lord of the Fire erleben. Und wer die nicht gesehen hat, hat wirklich was verpasst. 15 Feuerkünstler erzählen die Geschichte vom „Feuer des Waldes“ und der dämonenhaften Kraft der heißen Flammen. Dabei ist die Erzählung beinahe zu vernachlässigen, viel mächtiger sind die gewaltigen Feuerbilder, die die jungen Leute auf der Bühne zeigen. Ob mit Springseilen, Fackeln, Feuerkeulen, Hanteln oder großen Toren – sie leuchten, glühen, sprühen Funken. Dazu mystische Klänge und sportliche Körper, die sich anmutig bewegen. Wie aufwendig die Show ist, beweist nicht nur die perfekte Choreografie, auch die Maskenbildner haben ganze Arbeit geleistet. Die barbusigen Mädels sind am Oberkörper nur mit einer Kunstmasse aus Orchideenmulch und Latexmilch bekleidet. Das Kostüm lässt die Künstler aber angezogen erscheinen.

Schon morgens um sechs hatte das Team begonnen, sich auf diesen besonderen Auftritt vorzubereiten. Das hat sich gelohnt, der Burggarten tobt und Roger Heil hat glänzende Augen: „So etwas ist nicht mehr oft zu finden“, sagt er. Insgesamt zieht Heil eine positive Bilanz des Burgfestes. Mehr Besucher als in den vergangenen Jahren, zufriedene Aussteller. Das Spektakel erfreue sich trotz der Konkurrenz durch viele ähnliche Feste großer Beliebtheit.

Einen kleinen Auftritt haben die Jubiläumskerbborschen nach den großen Feierlichkeiten im Mai: Kerbvadder Robin Winkel zeigt mit seinen Jungs am späten Samstagabend noch einmal die traditionelle Kerbverbrennung auf dem Turnierplatz – ganz nach keltischem Vorbild. (zcol)

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