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Max Mutzke bei den Burgfestspielen: Schüchtern war gestern

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Von: Manuel Schubert

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Vollblut-Entertainer mit grandioser Soulstimme: Max Mutzke lieferte an zwei Abenden im rappelvollen Burggarten die komplette Bandbreite an Dynamik und Emotionen ab.
Vollblut-Entertainer mit grandioser Soulstimme: Max Mutzke lieferte an zwei Abenden im rappelvollen Burggarten die komplette Bandbreite an Dynamik und Emotionen ab. © Kegler

Max Mutzke hat bei den Burgfestspielen in Dreieich das Publikum an zwei Abenden komplett im Griff. Als Vorband überzeugt das Dreieicher Folk-Duo Romie.

Dreieich – Die Aufwärmphase fällt aus. Mit dem stampfenden „Gute Geschichten“ kommt Max Mutzke regelrecht auf die Bühne gesprungen und macht von Anfang an klar: Der schüchterne Junge aus dem Schwarzwald, der sich 2004 mit geschlossenen Augen beim Eurovision Song Contest in Istanbul zum achten Platz sang, ist schon lange passé. An zwei Abenden rockt Mutzke die Burgfestspiele und beweist, dass er nicht nur eine der stärksten Soulstimmen des Landes besitzt, die zeitweise fast zur Rockröhre mutiert, sondern längst auch zum Vollblut-Entertainer geworden ist.

„Dreieich und ich, wir haben ’ne Beziehung zueinander“, sagt Mutzke. Das ist zu spüren, der Funke springt vom ersten Song an über. Die 800 Zuschauer – darunter auch Kabarettistin Carolin Kebekus – gehorchen aufs Wort, klatschen, singen, tanzen, summen und schnipsen wie es der Künstler verlangt. Begleitet von seiner famosen Band (Gitarrist Raffael Holzhauser, Pianist Nick Flade, Schlagzeuger Sam Dick und Bassist Sebastian Gieck) liefert Mutzke die komplette Bandbreite an Dynamik und Emotionen ab. Nur der arg dumpfe Sound stört ein wenig, wird im Laufe des Abends aber besser.

Max Mutzke bei Dreieicher Burgfestspielen: In manchen Momenten erstaunlich laut

Ein frühes Highlight ist das soulige „Can’t Wait Until Tonight“, jener Song, der ihn als Gewinner der Stefan-Raab-Castingshow „SSDSGPS“ einst berühmt machte. Seine ganze gesangliche Klasse zeigt er auch beim traurigen Trennungslied „Schwerelos“, beim melancholischen „Wunschlos süchtig“, dem Titelsong seines aktuellen Albums, oder beim poppigen „Königreich“, das er seiner Crew widmet. Immer wieder findet Mutzke an diesem Abend ernste Worte, weist etwa mehrfach auf die schwierige Situation der Kulturbranche hin: „Wenn im Herbst wieder Einschränkungen kommen, sind wir gearscht.“

Großer Auftritt: Das Dreieicher Folk-Duo Romie sorgte – unterstützt von Max Pfreimer an Gesang und Percussion – als Vorband für einen stimmungsvollen Auftakt.
Großer Auftritt: Das Dreieicher Folk-Duo Romie sorgte – unterstützt von Max Pfreimer an Gesang und Percussion – als Vorband für einen stimmungsvollen Auftakt. © Kegler

In manchen Momenten ist der Auftritt des 41-Jährigen erstaunlich laut, etwa bei der Hymne an seine Kölner Wahlheimat „Ode Cologne“, samt wildem Bass-Solo. Ein weiterer Glanzpunkt ist das ernste „Ich will nicht werden wie mein Vater“ aus Peter Plates Musical „Ku’damm 56“. Und dass es auch den gefühlvollen Max Mutzke noch gibt, beweist die schöne Ballade „Nimmst du mich in den Arm“ – nach zwei Stunden der perfekte Schlusspunkt eines abwechslungsreichen Abends.

Zu dessen Beginn darf sich übrigens das Dreieicher Duo Romie als Vorband beweisen. „Für uns ist das ein absolutes Heimspiel, etwas ganz Besonderes“, sagt Sängerin und Bassistin Jule Heidmann, die in Offenthal wohnt. Mit gefühlvollen Folksongs und tollen Harmonien sorgen Romie für einen stimmungsvollen Auftakt – und ernten fast so viel Applaus wie Mutzke. (Manuel Schubert)

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