1. Startseite
  2. Region
  3. Dreieich

Nächster Kraftakt für Dreieicher Sportvereine

Erstellt:

Von: Nicole Jost

Kommentare

Sorgenvoller Blick in die Zukunft: Waltraud Kalusa und ihre Mitstreiter vom HSV Götzenhain hoffen auf einen milden Winter und auch auf Unterstützung der öffentlichen Hand, um den Sportbetrieb aufrechterhalten zu können.
Sorgenvoller Blick in die Zukunft: Waltraud Kalusa und ihre Mitstreiter vom HSV Götzenhain hoffen auf einen milden Winter und auch auf Unterstützung der öffentlichen Hand, um den Sportbetrieb aufrechterhalten zu können. © -jost

Die Pandemie ist noch nicht zu Ende, da stehen nicht nur Privatbürger, Handwerk und Industrie vor der nächsten Herausforderung, sondern auch die Sportvereine. Corona hat nicht nur Löcher ins Budget gerissen, viele Vereine auch in Dreieich haben Mitglieder verloren. Und jetzt wartet schon die nächste Kraftanstrengung. „Ich weiß nicht, wie wir über den Winter kommen. Die Energiepreise laufen uns davon“, sagt Waltraud Kalusa, Vize-Vorsitzende des HSV Götzenhain.

Dreieich - Den Schwund hat der Mehrspartenverein inzwischen nahezu ausgleichen können, zählt wieder an die 530 Mitglieder. Sie über eine Beitragserhöhung oder eine Umlage an den Mehrkosten für Gas, Öl und Strom zu beteiligen, sei aktuell keine Option, so Kalusa. Zu groß ist die Befürchtung, dass Leute dem Verein den Rücken kehren, weil schon der allgemeine Preisauftrieb für viele sehr belastend ist.

Die Halle des HSV ist mit die größte in Dreieich, die ein Verein in Eigenregie führt. Sie wurde 1967 eingeweiht, Ende der 80er Jahre von einem Orkan zerstört und wiederaufgebaut. Dämmung war damals noch nicht so das große Thema. Der vordere Bereich mit Gaststätte, Wohnungen und Gymnastikraum wird mit Öl geheizt, die Halle selbst mit Gas. „Im Moment haben wir die Heizung in der Halle aber noch nicht an“, sagt Kalusa und berichtet, dass ein Handballer eines Gästeteams sich jüngst über die 16 Grad beschwert habe.

„Unser oberstes Ziel ist es, eine Schließung der Halle zu vermeiden“, betont Kalusa. „Um das zu erreichen, müssen alle Sportler mitziehen und mitsparen.“ Geduscht werden kann aktuell noch warm – ob es dabei bleiben kann, ist ungewiss. Der Vorstand möchte auf dem vorderen Teil der Halle Fotovoltaik installieren, der weitaus größere Teil ist dafür allerdings nicht geeignet, weil das Dach die Tragfähigkeit nicht hergibt. Um Strom zu sparen, sollen zudem Bewegungsmelder eingebaut werden.

Steigenden Ausgaben stehen immense Einnahmeverluste entgegen. Eine der Hauptquellen des HSV ist das Oktoberfest mit 800 Besuchern – zuletzt wurde es 2019 gefeiert. Dieses Jahr sollte ein neuer Anlauf genommen werden, doch dann hat sich Corona wieder aufgebäumt. Ein bisschen hilft die Verpachtung des Rasenplatzes an Eintracht Frankfurt, aber der Erlös aus dem Oktoberfest fehlt an allen Ecken und Enden.

Optimistischer ist Matthias Matthes, Vorsitzender der Sprendlinger TG. Der Verein hat seine Halle in der Rhönstraße über mehrere Jahre neu gebaut und im Juli endlich einweihen können. „Wir haben von Beginn an in Richtung Energiesparen gedacht“, sagt Matthes. So sei die Halle nach dem neuesten Standard gedämmt worden, für die Beleuchtung sorgt ausschließlich LED-Technik. Die großen Fenster lassen zudem viel Tageslicht rein. Was die Halle auch von anderen entscheidet: Sie hat Fußbodenheizung, obwohl die meisten davon abgeraten hätten, so Matthes. „Es war der richtige Weg. Die Wärme kommt direkt bei den Sportlern an und verpufft nicht oben in der Halle.“ Noch läuft sie mit Gas, perspektivisch sei eine Umstellung auf Wärmepumpe oder Solarthermie denkbar. „Und die Statik des Dachs ist für Fotovoltaik geeignet.“ Matthes will eine Umlage oder eine Beitragserhöhung nicht ausschließen. Das könne aber frühestens in der Mitgliederversammlung Anfang März entschieden werden, so der Vorsitzende.

Die Susgo in Offenthal ist in der Beziehung schon einen Schritt weiter. „Wir werden nicht um eine Beitragserhöhung herumkommen und haben schon zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen“, sagt Vorsitzender Reinhard Arndt. Die vergleichsweise sehr kleine Halle, in der diverse Gymnastikkurse, Yoga für Eltern mit Babys, Kinderturnen oder auch der Chor beheimatet sind, verursacht monatliche Mehrkosten in Höhe von 400 Euro allein für Gas. „Die Heizungsanlage ist auch nicht so dynamisch, dass wir sie erst morgens anstellen können, wenn am Vormittag der Yogakurs ist“, sagt Arndt. Derzeit gibt es Überlegungen, die Beleuchtung der Halle auf LED umzurüsten.

Der SV Dreieichenhain unterhält eine mit Flüssiggas beheizte Tennis-Traglufthalle Im Haag. „Es war nur eine ganz kurze Überlegung, die Halle nicht über den Winter zu stellen. Aber das hätte die komplette Jugendabteilung, die sich in der Vergangenheit so hervorragend entwickelt hat, sehr getroffen“, sagt Vorsitzender Christoph Knittel. So beteiligt der Verein die Spieler an den Mehrkosten. Das Abonnement für einen Tennisplatz in der Wintersaison ist um 30 Prozent teurer geworden. Knittel: „Zum Glück haben die Spieler Verständnis und tragen es mit.“ Im SVD-Klubhaus wurden die Thermostate ausgetauscht, damit die Temperaturen besser regelbar sind und die Heizung hat eine neue Pumpe bekommen, um energieeffizienter zu arbeiten.

Monika Lenhard vom TV Dreieichenhain erklärt, dass man im Vorstand darüber nachdenke, die Duschen oder zumindest das heiße Wasser abzustellen. Für die vereinseigene Halle an der Koberstädter Straße gibt es demnächst Beratungen, wie der Verein die Energiezufuhr drosseln kann. „Das ist aber schwierig, die große Halle braucht ja ein bisschen, um warm zu werden. Und wir haben so viele Stunden Kinderturnen. Die können ja nicht im Kalten sitzen“, so Lenhard. Im Treppenhaus ist die Heizung inzwischen abgestellt, auch das Büro werde nur minimal beheizt. Aber der Verein sei mit seiner Immobilie, zu der neben der Halle Gastronomie, ein kleiner Saal, die Kegelbahn, ein Dartraum und zwei Wohnungen gehören, extrem von den immensen Preissteigerungen für Wärme und Strom betroffen, so Monika Lenhard. » Angemerkt

Von Frank Mahn Und Nicole Jost

Auch interessant

Kommentare