Dreieicher feiern Stadtjubiläum im Schnee

Dreieich - Von Festtagsstimmung war seinerzeit keine Spur, als 1977 die fünf bis dato eigenständigen Gemeinden im Rahmen der kommunalen Neuordnung des Kreises Offenbach zusammengelegt wurden. Von Sina Gebhardt
Heute aber, 40 Jahre später, zelebrieren die Dreieicher die Entstehung ihrer so jungen Stadt: Der Verein Zukunft Dreieich hat sich zum Jubiläum mit Vereinen aus allen Stadtteilen zusammengetan, um die große Party „Dreieich im Schnee“ am Burgweiher zu feiern. Obwohl ein großer Laster voll Schnee angeliefert wurde, ist von der weißen Pracht auf den ersten Blick noch keine Spur. Dafür bildet sich auf dem Weiher eine Eisschicht, die die tanzenden Lichter der Veranstaltung reflektiert. An den Laternen leuchtet noch die Dekoration aus der Adventszeit – ein Zufall, der aber bei dem winterlichen Motto gelegen kommt. Das Stadtfest trägt die Überschrift Après-Ski-Party und daran besteht kein Zweifel, denn schon in den Seitengassen rund um die Burg werden die herbeiströmenden Besucher von der eingängigen Musik begrüßt.
„Azzurro“ oder „Rama Lama Ding Dong“ schallt aus den Lautsprechern und begleitet die Flaneure auf dem von Fackeln beschienenen Weg um den Weiher. Der größte Andrang findet sich rund um das Gelände des „Aircraft“, das mit unübersehbarer Leuchtschrift auf das Stadtjubiläum hinweist. Vorsichtig bahnen sich die vorbeifahrenden Autos ihren Weg durch die Passanten, denn eine Straßensperre konnte Organisatorin Christel Fritzschner nicht realisieren. Dafür hat sie 22 Vereine für die große Party mobilisiert, die nun mit über 120 Barkeepern an insgesamt fünf Ausschankstationen im Einsatz sind.
Wer sich hinter den Theken findet, lassen schon die markanten Namen erahnen: An der „Fire & Ice Bar“ haben sich die Freiwilligen Feuerwehren aus Buchschlag, Dreieichenhain, Götzenhain, Sprendlingen, Offenthal und Dreieich zusammengetan. Die „Elfmeter Bar“ ist selbstredend den Fußballvereinen zuzuschreiben, während die „Tie-Break-Bar“ von den Tennisclubs und die „Time-Out-Bar“ von den Handballern betrieben werden. „Es ist toll, wie die Vereine miteinander arbeiten und seit dem Planungsbeginn im November zusammengewachsen sind“, freut sich Fritzschner, dass die Klammer bei der gerne verwendeten Formulierung (k)ein Dreieich heute Lügen gestraft wird. Sie selbst ist mitten im Trubel an der „Zukunftsbar“ ihres Vereins, der auch mit dem Gewinnspiel aufwartet: Wer Wissen um seine Stadt und eine Prise Glück hat, kann hier einen der gesponserten Hauptpreise – eine Küche, einen Weber-Grill oder einen Schnee-Schieber – einfahren.
Für die Organisatorin ist die Jubiläumsfeier eine Herzensangelegenheit, aber eben auch eine Testfahrt. „Es ist ein Riesenaufwand, aber wenn die Leute so viel Spaß haben, dann lohnt es sich.“ Die Besucherzahlen haben dann auch schnell den vierstelligen Bereich geknackt – doch das bringt bei dem Probelauf natürlich auch seine Probleme mit sich. Rund um die Bars ist das Gedränge groß und wer sich auf eine heiße Suppe, Würstchen oder Kesselfleisch freut, muss den knurrenden Magen zunächst vertrösten. Hat man es aber nach Aufbringung einer Engelsgeduld endlich geschafft, sich an die Spitze der langen Schlangen zu kämpfen, erblickt man schließlich auch den angepriesenen Schnee, aus dem die Theken gemacht wurden. Die Freude währt möglicherweise aber nur kurz, denn schon zwei Stunden nach Veranstaltungsbeginn wurden Fritzschner die ersten Ausverkäufe gemeldet. Und wenn sich das lange Warten nicht gelohnt hat, ist die Frustration groß.
Zum Glück sind die Stimmungsmacher nicht weit und streifen in Person von 50 Musikern der Schweizer Guuggenmusig Wäsmali-Chatze Lozärn maskiert von Bar zu Bar über das Fest. Daran erfreut sich auch Martina Börner: „Die Musik hier ist toll, wir haben immer wieder mitgeschunkelt.“ Den Verbesserungsbedarf leugnet sie nicht, nachdem auch sie lange auf ihren heißen Ebbler warten musste. Trotzdem findet sie das Fest zum Jubiläum schön und erinnert sich lächelnd: „Ich bin in Sprendlingen geboren und habe mich damals empört, als die Gemeinden zusammengelegt wurden.“
Heute ist von schlechter Laune weit und breit keine Spur mehr. Kinder spielen in dem Schneehaufen, der als Überbleibsel von der Wagenladung aufgetürmt wurde, Bekannte und Freunde rücken unter den Heizstrahlern oder um die Feuerschalen zusammen und viele testen ihr Glück beim Gewinnspiel. Spaß haben die Besucher sichtlich, auch wenn der Testlauf die Schwächen der Stadtparty aufgezeigt hat. Aber die können beim nächsten Mal ausgemerzt werden – wenn es denn ein nächstes Mal gibt. Christel Fritzschner hält sich dazu bedeckt und lächelt nur verschmitzt: „Schau’n mer mal.“