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Plus an Sicherheit für Dreieicher Grundschüler

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Von: Nicole Jost

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Es ist eine schöne Erfahrung für die Schüler, dass deren Engagement bei der Stadt Berücksichtigung gefunden hat.
Es ist eine schöne Erfahrung für die Schüler, dass deren Engagement bei der Stadt Berücksichtigung gefunden hat. © -jost

Der Verkehr durch die Poststraße in Dreieich ist an diesem Wintermorgen um halb acht gewohnt stark. Anica Heberling und Charlotte Graf werden in ihren neongelben Jacken mit den Leuchtstreifen und den Kellen in der Dunkelheit von den Autofahrern am Zebrastreifen in der Poststraße gut gesehen. Beherzt stoppen die beiden Mütter den Verkehr.

Dreieich - Erst wenn die beiden Frauen auf der Straße stehen, mit den Kellen signalisieren, dass die Autos warten müssen, queren die Kinder den Überweg und gelangen sicher auf den letzten Metern zur Grundschule am Hengstbach. Am Zebrastreifen über die Konrad-Adenauer-Straße verrichten derweil Elternbeirats-Vorsitzender Kevin Knecht und Schulleiter Ruwen Guggenberger Dienst. Ein kleiner Junge fragt neugierig. „Herr Guggenberger, bist Du jetzt auch noch Polizist?“ Da muss selbst der Schulleiter lachen.

Als erste Schule im Kreis Offenbach hat die Sprendlinger Grundschule in Zusammenarbeit mit der Polizei Elternlotsen für den morgendlichen Schulweg ausgebildet. Initiiert vom Schulelternbeirat, ist der Schulweg damit deutlich sicherer. „Wir haben hier morgens vor der Schule extrem viel Verkehr. Von Autofahrern, die auf dem Weg zur Arbeit sind, aber gefühlt sind es noch mehr Eltern, die ihre Kinder am liebsten direkt auf dem Schulhof rauslassen würden“, sagt Guggenberger. Da wird rücksichtslos kreuz und quer vor der Schule geparkt, nicht selten gehupt und aufgeblendet, in zweiter Reihe angehalten und sogar mitten auf dem Zebrastreifen gestoppt. Schon seit vielen Jahren, noch an der Schillerschule, setzt sich der Pädagoge dafür ein, dass die Eltern ihre Kinder zu Fuß zur Schule schicken.

Beim Elternbeirat rennt er damit offene Türen ein. Kevin Knecht hat die Eltern für die Ausbildung zum Elternlotsen mobilisiert. „Wir alle können etwas dafür tun, dass unsere Kinder sicherer zur Schule kommen“, ist Knecht erfreut, dass sich rund 30 Eltern zum Mitmachen bereit erklärt haben. Die ersten sechs Lotsen sind von Nicole Vogel, stellvertretende Sachgebietsleiterin der Jugendverkehrsschule im Polizeipräsidium Südosthessen, ausgebildet worden und übernehmen die Schulwegsicherung bis zu den Weihnachtsferien. Im Januar gibt es dann eine weitere Schulung für die ehrenamtlichen Helfer.

Kevin Knecht und Ruwen Guggenberger loben auch die Stadt. Nach der Beseitigung des provisorischen Zebrastreifens in der Poststraße habe die Verwaltung schnell reagiert. Mit dem Ende der Bauarbeiten in der August-Bebel-Straße war der Fußgängerüberweg Anfang Oktober von der Baufirma entfernt worden – zum Entsetzen der Schulgemeinde. Der Schülerrat stimmte dann mit weit mehr als 90 Prozent dafür, dass der Zebrastreifen wieder markiert wird. „Es ist eine schöne Erfahrung für die Schüler, dass deren Engagement bei der Stadt Berücksichtigung gefunden hat. Seit dem Nikolaustag kann der Zebrastreifen inklusive Beleuchtung genutzt werden“, freut sich der Schulleiter.

Nicole Vogel ist überzeugt, dass die Elternlotsen mittelfristig für Entspannung auf den Straßen vor der Schule sorgen werden. „Wir haben hier ja für ein bisschen Stau gesorgt, weil wir den Verkehr angehalten haben“, sagt die Polizistin, die an drei Offenbacher Schulen schon gute Erfahrungen mit ehrenamtlichen Lotsen gesammelt hat. Die Eltern können ihre Kinder mit einem besseren Gefühl laufen lassen, dadurch fahren hoffentlich auch weniger Elterntaxis, die vor der Schule für zusätzliche Gefahren sorgen. Außerdem wird es wahrscheinlich dazu kommen, so vermutet Vogel, dass die Autofahrer andere Wege nehmen. „Die werden merken, dass hier morgens die Lotsen im Einsatz sind und die August-Bebel-Straße bevorzugen“, ist sie überzeugt.

Für Anica Heberling, Charlotte Graf, Jisun You und Kevin Knecht, die Eltern, die am Freitagmorgen den Lotsendienst übernommen haben, ist der Einsatz überaus lohnenswert: „Wenn wir damit für mehr Sicherheit sorgen können, investiere ich die Zeit gerne“, sagt Heberling. Die Kinder zur Schule zu fahren sei eine schlechte Alternative: „Wie sollen sie sich im Straßenverkehr zurechtfinden, wenn sie es nicht im Kleinen auf ihrem Schulweg üben können?“

Darüber hinaus überlegt die Schulleitung, sogenannte Laufbusse einzurichten – das sind Laufgemeinschaften, bei denen die Kinder organisiert zusammen zur Schule laufen. Ruwen Guggenberger denkt zudem darüber nach, bei der Stadt eine auf zwei Stunden befristete Einbahnstraßenregelung anzuregen, wie es sie bereits vor der Erich-Kästner-Schule gibt.

Die nächste Lotsenschulung ist am Donnerstag, 12. Januar, um 18 Uhr. Interessenten werden gebeten, sich per E-Mail an gah-dreieich@seb-vorstand.de anzumelden.

Von Nicole Jost

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