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Reaktionen auf Scheitern des Projekts SC Hessen Dreieich

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Von: Frank Mahn

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Was macht die DSBM mit ihrem Sportpark? Sicher scheint: Nächste Saison wird dort die neue U23 der Eintracht spielen. Ob der Bundesligist das Stadion pachtet oder kauft, ist öffentlich nicht bekannt.
Was macht die DSBM mit ihrem Sportpark? Sicher scheint: Nächste Saison wird dort die neue U23 der Eintracht spielen. Ob der Bundesligist das Stadion pachtet oder kauft, ist öffentlich nicht bekannt. © -Strohfeldt

Während sich die Verantwortlichen des SC Hessen Dreieich nach dem angekündigten Rückzug aus der Hessenliga (wir berichteten) über die Gründe öffentlich weiter in Schweigen hüllen und die ebenfalls von Mäzen Hans Nolte ins Leben gerufene Dreieich Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH (DSBM) offensichtlich auch keinen Bedarf sieht, über die Zukunft des Sportparks in der Lettkaut zu informieren, haben die Mitglieder des SCH Post vom großen Nachbarn bekommen. Unterzeichnet ist das Schreiben von Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche und Präsidiumsmitglied Michael Otto.

Dreieich - Zu lesen ist da, dass die Eintracht die Heimspiele ihrer neuen zweiten Mannschaft langfristig im Sportpark Dreieich austragen will. Dazu stehe man in „engen und konstruktiven“ Gesprächen mit der Betreibergesellschaft des Stadions. „Uns ist vollkommen bewusst, dass die Zeiten für den SCHD nicht nur corona-bedingt turbulent sind, eine Vielzahl von Fragen aufwerfen und mitunter auch zu Verunsicherung führen. Umso wichtiger ist es uns, Ihnen zu versichern, dass wir uns nachhaltig für die infrastrukturelle Weiterentwicklung des Sportparks einsetzen werden, um bestmögliche Bedingungen nicht nur für unsere zweite Mannschaft, sondern auch für die Jugendmannschaften des SC Hessen Dreieich zu gewährleisten“, teilen Krösche und Otto mit. Auch wenn der SC Hessen zur nächsten Saison keine erste Mannschaft mehr anmelden werde, solle der weiterhin bestehende Verein als Ganzes mit all seinen Jugendmannschaften den Sportpark wie gewohnt zu Trainings- und Spielzwecken nutzen können. Und: „Wir werden mit dem SC Hessen in eine weitreichende Kooperation eintreten, die über die gemeinsame Nutzung des Sportparks hinausgehen wird, um die Nachwuchsförderung in der Region weiter voranzutreiben und den regionalen Zusammenhalt zu stärken.“

Die DSBM ist nach eigenen Angaben eine privatwirtschaftlich organisierte Initiative der regionalen Wirtschaft, „die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Sportförderung, vor allem für Kinder und Jugendliche, im Frankfurter Süden voranzutreiben“. Obwohl der SC Hessen seit seiner Gründung 2013 eng mit der Eintracht verbandelt ist, hat die Talentförderung keinen nachhaltigen Erfolg gezeitigt. Der Verein erlebte seinen sportlichen Höhepunkt 2018/2019, als die erste Mannschaft in der Regionalliga Südwest spielte, allerdings gleich wieder abstieg.

Die Rolle von Verein und DSBM ist in Dreieicher Fußballerkreisen von Beginn an umstritten gewesen. So wurden immer wieder Klagen laut, der SC Hessen habe Kinder und Jugendliche aggressiv abgeworben. Die DSBM übernahm zwischenzeitlich die von der Stadt unter Sparzwang (und längst wieder abgeschafften) Sportplatznutzungsgebühren, die von den Amateurvereinen kaum zu stemmen waren. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, die Stadt nehme sich durch das Konstrukt SC Hessen aus der Verantwortung. Einige Vereinsfunktionäre fühlten sich gar „erpresst“, denn Mittel flossen nur an Klubs, die dem SC Hessen als assoziiertes Mitglied beitraten. Zudem sollten die Kicker, wie auch in unteren Klassen durchaus üblich, keine „Aufwandsentschädigung“ mehr bekommen. 2017 schließlich schloss die DSBM mit den örtlichen Fußballvereinen Sponsoringverträge ab, die ihnen jährlich durchaus erkleckliche Beträge in die Kassen spülten, zum großen Teil zweckgebunden für den Nachwuchsbereich. Die Vertragsdauer endet im Juni, aber der Topf wurde bereits aufgelöst.

Und wie bewerten Vertreter der Partnervereine die neue Entwicklung? „Der komplette Rückzug aus dem Seniorenbereich ist nur eine weitere Wendung und überrascht nicht wirklich“, so Heiko Lenhard, Vorstandssprecher des TV Dreieichenhain. Er sieht keine Auswirkungen auf den TVD, die Bedeutung für den Jugendförderverein 2014 Dreieichenhain-Götzenhain bleibe abzuwarten. Lenhard: „Wir haben keinerlei Informationen, wie die Entwicklung im Jugendbereich des SC Hessen weitergeht. Daher sind Auswirkungen im Jugendfußball offen.“ Im Seniorenbereich habe es weder Synergieeffekte noch Konkurrenz gegeben.

Das Projekt war nach Lenhards Worten ein großer Unruheherd für die ehrenamtlich arbeitenden Vereine. „Finanziell sind wir vor allem im Jugendbereich dankbar für die signifikante, aber wohl nur temporäre, Unterstützung. Leider ist es nicht gelungen, einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen. Das liegt an der mangelnden Konstanz des Vorhabens, der nicht vorhandenen Verlässlichkeit und der mangelnden Bereitschaft der Protagonisten, sich auf Augenhöhe zu begegnen.“

Frust und Verärgerung sprechen aus den Worten von Stefan Jungermann. DSBM und SCH hätten null Interesse an den sogenannten Partnervereinen gehabt, steht für das Vorstandsmitglied der Fußballer in der SG Götzenhain fest. In seiner Zeit als Vorsitzender mit mehr als 25-jähriger Erfahrung im Ehrenamt und Kontakten im Amateurfußball über die Kreisebene hinaus sei er wie ein „kleiner armer Wicht und Bittsteller“ behandelt worden. Auch kritisiert Jungermann das Abwerben von Jugendspielern. Hier seien – entgegen vorheriger Aussagen – alle Jahrgänge, nicht nur die älteren abgedeckt worden. „Und zum Thema Kostenreduktion und Bezahlfußball: Jetzt gibt es nicht mal mehr Schweigegeld!“

Christoph Knittel „findet es bedauerlich, dass zunächst mal keine aktive Mannschaft mehr am Spielbetrieb teilnehmen wird“. Vor der Pandemie habe sich die Zahl der Fans im Sportpark gut entwickelt und Dreieich habe über die Stadtgrenzen hinaus an Beachtung gewonnen, meint der Vorsitzende des SV Dreieichenhain. Was bleibe, sei der Sportpark. „Und da dort wohl weiterhin attraktiver Fußball zu sehen sein wird, ist dies ein positiver Aspekt“.

Knittel sieht durch das Aus des SC Hessen keine bedrohlichen Folgen für den SVD. „Unsere Fußballabteilung hat in der Vergangenheit von Zahlungen aus dem Sponsorenpool profitiert, nur wegen dieser Mindereinnahmen alleine werden wir keine Probleme bekommen.“ Schwieriger sei die Situation für den JFV 2014. „Hier fehlen die ausbleibenden Gelder aus dem Sponsorenpool durchaus merklich.“

Knittel kritisiert die SPD, die von einer Luftnummer gesprochen hat. Hans Nolte und die DSBM hätten den Vereinen freiwillig Gelder zur Verfügung gestellt und dem SVD nach der Übernahme des Platzes im Haag immens unter die Arme gegriffen. Zwar habe es „einiges an Kommunikationsfehlern mit den örtlichen Vereinen gegeben, aber deshalb sollten wir das ganze Projekt nicht schlecht reden oder gar als Scherbenhaufen bezeichnen“.

Von Frank Mahn

Sportpark: Grüne wollen Bebauungsplanverfahren anhalten

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Frankfurter Eintracht künftig Hauptnutzer des Hahn-Air-Sportparks sein. Für die Dreieicher Grünen wirft das Fragen auf, „die zunächst transparent und offen geklärt sein müssen, bevor weiter Steuergeld für die Bearbeitung des Bebauungsplans ausgegeben wird”, kommentiert Fraktionssprecher Roland Kreyscher die jüngsten Vorgänge um den SC Hessen und die DSBM, die Betreibergesellschaft des Sportparks in der Lettkaut. Ob dieser an den Bundesligisten verkauft oder verpachtet werden solle, sei öffentlich nicht bekannt. Kreyscher: „Die DSBM hat sich dazu bislang nicht geäußert, ebenso wenig wie zu den Gründen des Rückzugs.” Die Grünen stellen daher zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 29. März den Antrag, das Verfahren für den Bebauungsplan zu stoppen und die Bearbeitung einzustellen. Außerdem soll der Magistrat einen Vorschlag unterbreiten, wie das Verfahren allein für die als „Kleingärten” bezeichneten Flächen abgetrennt und separat bearbeitet werden kann; dadurch würden diese Flächen in ihrem Bestand gesichert.
Die Grünen kritisieren, dass nach wie vor kein städtebaulicher Vertrag vorliegt, in dem der Vorhabenträger verpflichtend erklärt, wie und bis wann er das geplante Projekt (unter anderem Fußballschule, Sporthalle) umzusetzen gedenkt. „Die Planung hat daher den Status einer Vorratsplanung, welche unzulässig ist”, sagt Kreyscher.

Darüber hinaus haben die Grünen Hinweise erhalten, nach denen beim SC Hessen Jugendtrainer entlassen und Nachwuchsteams aufgelöst werden. „Es stellen sich daher hier auch Fragen nach der weiteren Nutzung des Sportparks und der Zukunft des SC Hessen Dreieich insgesamt.” fm

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