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Im Kampf gegen Corona: Neuartiger Luftfilter aus Dreieich birgt einige Vorteile

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Von: Jan Lucas Frenger

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Luftfilter und Lampe in einem: Adam Jasseb, Erfinder der Dust & Pollution Purifier Lamp, präsentiert sein Gerät stolz am Produktionsstandort in Dreieich.
Luftfilter und Lampe in einem: Adam Jasseb, Erfinder der Dust & Pollution Purifier Lamp, präsentiert sein Gerät stolz am Produktionsstandort in Dreieich. © bär

Unternehmer Adam Jasseb hat die Dust & Pollution Purifier Lamp zu Hause im eigenen Keller entwickelt. Einige Firmen sind bereits von der in Dreieich hergestellten Filter-Lampe überzeugt.

Dreieich/Mörfelden-Walldorf – Bedenkenlos durchatmen: Das geht nur mit der richtigen Luftqualität. Oftmals wird diese jedoch von Schwebepartikeln und anderen Schadstoffen verunreinigt. Spezielle Filteranlagen sollen Abhilfe schaffen. Auch angesichts der Corona-Pandemie werden Maschinen, die Luft filtern und aufbereiten, zunehmend wichtiger. Immer häufiger sind sie daher auch in Cafés, Friseursalons oder Schulen zu finden.

Mit der Dust & Pollution Purifier Lamp gibt es nun seit Kurzem ein weiteres Modell auf dem Markt. Bei dem Gerät mit Produktionsstätte in Dreieich handelt es sich allerdings nicht um einen herkömmlichen Luftfilter. Die Kreation von Adam Jasseb, Unternehmer aus Mörfelden-Walldorf, stellt vielmehr eine Kombination aus Filter und Lampe dar. Als solche steht die Maschine nicht mitten im Raum, sondern hängt an der Decke. Und genau diese, für eine Filteranlage ungewöhnliche Positionierung, bringt einige Vorteile.

Luftfilter-Lampe aus Dreieich: Studie der TU Berlin zur Wirksamkeit

„Durch die symmetrische Anordnung der Lampen wird eine bessere Luftdurchströmung im gesamten Raum erreicht“, erläutert Stefan Brandt, stellvertretender Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der Technischen Universität Berlin. Zusammen mit dem Diplom-Ingenieur Eugen Lichtner führte Brandt eine Studie über den neuartigen Luftfilter aus Dreieich durch. Jasseb selbst hatte diese in Auftrag gegeben, um die Wirksamkeit seines Produktes zu prüfen. „Mir war es wichtig, wissenschaftlich beweisen zu können, dass mein Produkt auch funktioniert“, sagt der gebürtige Iraner mit deutscher Staatsbürgerschaft.

Für die Studie führten Lichtner und Brandt eine virtuelle Simulation in einem 60 Quadratmeter großen Klassenzimmer mit 24 Kindern inklusive Lehrer durch. Dabei verglichen sie die Luftreinigungswirksamkeit zweier Filter-Lampen an der Decke, mit der eines mobilen Standgeräts mit gleicher Technik in der Ecke des Raumes. Das Ergebnis: Mithilfe der Lampen wird die Luft laut Studie flächendeckend im gesamten Raum gereinigt, während das Standgerät nur in den vorderen Reihen des virtuellen Klassenzimmers zufriedenstellende Resultate liefert.

„Die Reichweite der Lampen ist deutlich größer“, sagt Brandt. Standfilter müssten hingegen möglichst mittig im Raum und dazu noch leicht erhöht platziert werden, um bei gleicher Anzahl ein ähnliches Ergebnis zu erzielen. In Geschäften, Cafés oder Klassenzimmern sei das aufgrund des Platzmangels jedoch nur selten machbar, erläutert Brandt.

Neuartiger Luftfilter aus Dreieich (Kreis Offenbach): Idee entstand noch vor Corona

Der Wissenschaftler ist von Jassebs Erfindung überzeugt: „Ich finde, die Lampen sind eine gute Alternative zu den großen, schweren Geräten. Sie stehen nicht als Gefahrenquelle im Weg rum und es findet eine gleichmäßige Verteilung der Luft, unabhängig vom Sitzplatz jedes Einzelnen, statt.“

Die erste Idee für die Dust & Pollution Purifier Lamp hatte Jasseb bereits im Jahr 2017. „Ich fliege mit meiner Familie oft in den Iran. Allerdings ist die Luft dort sehr verschmutzt, weshalb ich mir insbesondere für den Schutz meiner Kinder eine Lösung überlegen wollte“, sagt er. Also fing der gelernte Ingenieur, der 1987 als Kind mit seiner Familie ins baden-württembergische Aalen kam und seitdem abwechselnd in Deutschland, England und dem Iran lebte, kurzerhand an, im heimischen Keller an einem Prototypen zu werkeln. „Ich war schon immer ein Tüftler und Bastler“, sagt der 46-Jährige. Eine Eigenschaft, die er von seinem Vater geerbt habe. „Er hat mir beigebracht, Probleme nicht einfach hinzunehmen und stattdessen nach Lösungen zu suchen. Er war ein sehr schlauer Mann“, erinnert sich Jasseb.

Dust & Pollution Purifier Lamp: Produktion im Industriegebiet Dreieich

Der „Geistesblitz“, den Luftfilter in eine Deckenlampe einzubauen, sei ihm schließlich zu Hause im Bett gekommen. „Ich lag nur da und habe die Decke angestarrt. Dann hat es mich getroffen: Ich kann den Filter ja einfach an die Decke hängen.“ Drei Jahre später ist das Produkt ausgereift und bereit für den Vertrieb. Die Dust & Pollution Lamp sei weltweit die erste ihrer Art, versichert Jasseb. Knapp eine Million Euro habe er dank Unterstützung durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH und die Förderbank KfW für seine Vision investiert.

Seit dem 27. Februar wird die Lampe nun offiziell in einer eigens dafür angemieteten Halle im Dreieicher Industriegebiet von Jasseb und seinem sechs Personen starken Team produziert. Die in der Maschine verbaute Technik entspreche dabei modernsten Standards, erläutert der Unternehmer.

Filtert auch Coronaviren: Im Kreis Offenbach produzierter Luftfilter hängt in zahlreichen Schulen

Ausgestattet mit verschiedenen Filtern entferne die Lampe Partikel von 0,1 bis 10 Mikrometer zu 99,995 Prozent aus der Luft. Auf diese Weise blieben auch die meisten Bakterien, Viren (auch der Erreger Covid-19) und sonstigen Keime im Filter hängen. Eine UV-C-Lampe im Inneren sorge anschließend dafür, dass diese Partikel zerstört und abgebaut würden. Mithilfe der Filter-Lampe sei es zudem möglich, Aerosole und Feinstaubpartikel oberhalb der Entstehungsquelle anzusaugen und die gereinigte Luft anschließend wieder oben aus der Lampe herausströmen zu lassen. Dies sorge für eine nahezu komplette Reinigung der Raumluft, heißt es auf der Website. Gesteuert wird der Decken-Filter entweder über eine spezielle App oder per Fernbedienung.

Infos im Internet

dp-purifier.com

Das neuartige Konzept findet Anklang. Mehr als 300 Geräte hängen bereits in den hessischen Obermayr-Schulen und Kindergärten mit Standorten in Wiesbaden, Taunusstein, Rüsselsheim und Schwalbach am Taunus. Und auch bei der Deutschen Bahn sowie der Volkshochschule Eichenau sind die Filter-Lampen unter anderem schon im Einsatz. „Die Kunden sind begeistert“, berichtet Jasseb. Der Preis für eine Lampe liegt aktuell bei 1 987,86 Euro, für Schulen gelte ein vergünstigter Preis von knapp 1 500 Euro.

Bei all dem Erfolg sei es dem Vater dreier Kinder jedoch nie um Profit gegangen. Für ihn sei in erster Linie wichtig gewesen, dass das Produkt für seine Familie funktioniere. „Es geht nicht immer nur um Geld. Diese Geschichte zeigt vor allen Dingen, dass wirklich jeder seine Träume und Ideen verwirklichen kann, solange er daran glaubt“, betont der Unternehmer und ergänzt, er wolle „einfach nur etwas Gutes tun“. (Jan Lucas Frenger)

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