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Repair-Café öffnet im Sprendlinger Norden

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Von: Nicole Jost

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Fachkenntnis und Tüftlergeist: Klaus Laue (links) rettet den Staubsauger der Künstlergruppe aus dem Stadtteilzentrum vor dem Sperrmüll. Künstler Manuel Ortega-Duerte hilft. Das erste RaBeraturcafé war ein Erfolg.
Fachkenntnis und Tüftlergeist: Klaus Laue (links) rettet den Staubsauger der Künstlergruppe aus dem Stadtteilzentrum vor dem Sperrmüll. Künstler Manuel Ortega-Duerte hilft. Das erste RaBeraturcafé war ein Erfolg. © Jost

Mithilfe von mehreren Ehrenamtlichen startet im Sprendlinger Norden das „RaBeraturcafé“. Neben Rat und Hilfe gibt es dort auch Kaffee und Kuchen.

Dreieich – Dietlind Schwalb sitzt geduldig an einem der Arbeitstische im Stadtteilzentrum im Sprendlinger Norden und schaut Siegfried Adelsberger und Alain Nicot zu, wie sie ihre Lampe reparieren. „Es ist die Lieblingslampe meines Mannes und eigentlich ist nur der Kippschalter kaputt. Es wäre schade, wenn wir sie wegwerfen müssten.“ Zur Premiere des Sprendlinger Repair-Cafés – es heißt RaBeraturcafé nach dem Mehrgenerationenhaus RaBe – bekommen es die acht engagierten Männer des neuen Angebots gleich mit kniffligen Aufgaben zu tun.

Zunächst sieht es so aus, als sei Schwalbs messingfarbenes Schmuckstück ein Fall für die Tonne. Doch Adelsberger und Nicot geben nicht so schnell auf. Und plötzlich funktioniert der neue Kippschalter und die Glühbirne unter der Messinghaube leuchtet. „Es war eine etwas filigrane Arbeit, weil der Schalter verschlossen war – aber letztlich ist es uns doch gelungen“, sagt Siegfried Adelsberger zufrieden.

Das RaBeraturcafé startet beim ersten Termin also mit einem Erfolgserlebnis. Acht ehrenamtliche Männer, alles talentierte Bastler, haben schon länger von einem solch nachhaltigen Reparaturangebot im Sprendlinger Norden geträumt. „Es ist ein schönes Projekt. Hier helfen unsere Ehrenamtlichen, Lieblingsstücke vor der Mülltonne zu retten. Das ist zum einen sparsam, weil kein neues Teil angeschafft werden muss. Und zum anderen ist es nachhaltig, weil sie dafür sorgen, dass es nicht noch mehr Müll gibt“, sagt Veronika Martin vom Stadtteilzentrum.

Die Männer haben beim ersten Termin auch allerhand zu tun: Einen Staubsauger können sie nicht retten, er ist mit einem Motorschaden für immer verloren. Manuel Ortega-Duarte hat indes Glück. Der Künstler betreut das Atelier im Stadtteilzentrum. Der Staubsauger der Kunstgruppe hat einen Tag zuvor seinen Geist aufgegeben. „Ich hoffe, es geht zu reparieren. Ich denke, es ist nur ein Wackelkontakt“, meint Ortega-Duarte. Klaus Laue nimmt sich des Teils an. Der Künstler unterstützt ihn, das in die Jahre gekommene Elektrogerät auseinander zu bauen. „Ich bin ein Allrounder und habe auch mal Elektromechaniker gelernt. Ich habe Spaß am Basteln und es ist eine Herausforderung“, sagt Laue, während er sich an die Arbeit macht. Elektrogeräte von heute sind nicht mehr für die Ewigkeit gemacht.

Repair-Café in Dreieich: „Richtig befriedigend, wenn ein Projekt abgeschlossen ist“

Es ist nicht ganz leicht, die Ursache des Übels zu finden. Klaus Laue vermutet einen Kabelbruch. Rund 20 Minuten, etliche herausgedrehte Schrauben und eine herausgenommene Kabelspule später hat der Bastler das „Corpus delicti“, wie er es nennt, ausgemacht: „Wie ich es mir gedacht habe, das Kabel ist kaputt“, sagt Laue. Er schneidet es ab, lötet die Verbindung neu. Veronika Martin läuft vorbei und sagt lachend: „Ich bin gespannt, wie viele Schrauben nachher übrig sind.“ Das Ergebnis: Keine Schraube liegt mehr auf der Arbeitsfläche und der Staubsauger verrichtet wieder seinen Dienst. „Es ist richtig befriedigend, wenn ein Projekt abgeschlossen ist und funktioniert“, sagt Thomas Brauch aus der anderen Ecke des Raums. Dort sind gerade Rollen an ein Regal des Stadtteilzentrums montiert worden.

Übrigens: Es ist nicht Sinn des RaBeraturcafés, dass die Leute nur ihre kaputten Dinge abladen und die Ehrenamtlichen sich abmühen, sie wieder ganz zu machen. Es wird schon erwartet, dass die Besitzer unterstützend zur Seite stehen. Das klappt zu Beginn schon mal ganz gut. „Wenn ich mir was wünschen darf, dann, dass die Leute bitte ihre Sachen vorher ein bisschen sauber machen, bevor sie sie zu uns bringen“, sagt Hartmut Eumann, nachdem er versucht hat, einen völlig verdreckten Staubsauger zu retten.

Für Leute, die kurz warten müssen, weil der Andrang zu groß ist, und für die fleißigen Bastler gibt es auch Kaffee und Kuchen. Bernd Martin schreibt für den nächsten Termin am 3. März um 16 Uhr schon mal die Dinge auf, die noch gebraucht werden. Verschiedene Kleber, Schrauben, Werkzeuge. Zunächst wird das RaBeraturcafè an jedem ersten Freitag im Monat in der Hegelstraße 101 öffnen. Wenn mehr Bedarf besteht, kündigt Veronika Martin an, wird sich das Team besprechen, um das Angebot eventuell zu erweitern. (Nicole Jost)

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