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Solarpotenzial heben

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Von: Frank Mahn

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Für verpflichtende Photovoltaik auf Neubauten setzen sich die Grünen im Stadtparlament ein – die Koalition hingegen hält nichts von Verpflichtungen und setzt auf Freiwilligkeit. Archivfoto: DPA
Mit weiteren Fotovoltaik-Anlagen könnte Dreieich die Klimabilanz wesentlich verbessern. © -dpa

Der Abend beginnt mit einem Geständnis. „Das Konzept hat ein bisschen Staub angesetzt“, räumt der Dreieicher Bürgermeister Martin Burlon ein. Gemeint ist das Klimaschutzkonzept, das 2014 auf Beschluss der Stadtverordneten erstellt wurde. Um es zu aktualisieren, hat die Stadt im vergangenen Jahr die Energy Effizienz GmbH engagiert. Deren Geschäftsführer Daniel Jung stellt am Donnerstagabend im Bürgerhaus die Energie- und CO2-Bilanz Dreieichs vor.

Dreieich - Ziel des Konzepts ist eine Klimaneutralität bis 2045. Zwar gibt es auch ein Szenario für 2035, das aber – realistisch betrachtet – nicht zu erreichen ist. Vorweg: Die Lage in Dreieich hat sich verbessert. Der jährliche Gesamtenergieverbrauch in der Stadt ist von knapp 1,4 Terawattstunden (1990) über 1,2 (2012) auf 0,95 Terawattstunden (2020) gesunken. Die Treibhausgasemissionen entfallen zu 45 Prozent auf den Wärmesektor, zu 29 Prozent auf den Verkehrssektor und zu 26 Prozent auf den Stromsektor. Der CO2-Ausstoß hat sich von neun Tonnen im Jahr 2012 auf 6,9 Tonnen pro Einwohner im Jahr 2020 reduziert. „Zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels müsste der Verbrauch auf 1,5 Tonnen gesenkt werden“, sagt Jung. Immerhin liegt der aktuelle Wert deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Erheblichen Nachholbedarf hat Dreieich bei den Erneuerbaren Energien. Beispiel Stromverbrauch 2020: Gerade mal neun Prozent stammten aus regenerativen Quellen. Landesweit lag der Anteil bei 48 Prozent. Beim Wärmeverbrauch sieht es nicht besser aus.

Das größte Potenzial, um hier gegenzusteuern, sind Fotovoltaikanlagen. Auf Dächern und auch mit sogenannten Freiflächenanlagen. Im optimalen Fall, so Jung, könnten damit 60 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. Der wird zweifellos steigen, und zwar durch die Zunahme bei der E-Mobilität und durch Wärmepumpen. Windräder sind in Dreieich nicht zu erwarten. Zurzeit sind in der übergeordneten Raumplanung keine Vorrangflächen vorgesehen.

Praktische Tipps für die überschaubare Zahl an Besuchern kommen von Helge Meyer. Der Energieberater zeigt unter anderem auf, dass sich die energetische Sanierung eines Hauses zum Beispiel durch eine bessere Dämmung plus Solaranlage perspektivisch auch finanziell auszahlt. Wie wichtig das ist, macht Meyer mit einem Satz deutlich: „Die Heizperiode dauert acht Monate.“

An Hausbesitzer wendet sich die Stadt mit einer Kampagne von Mai bis Juli. Sie können eine kostenlose Energieberatung in Anspruch nehmen. Einzelheiten dazu will Klimaschutzmanager Theo Felber noch bekannt geben. Eine solche Aktion gab es bereits im vergangenen Jahr, damals nur bezogen auf ein Quartier in Sprendlingen. Diesmal wird sie auf alle Stadtteile ausgeweitet.

Die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts beinhaltet auch die Aktualisierung eines Maßnahmenkatalogs. Konzept samt Katalog will die Stadt – das darf man als sehr sportlich bezeichnen – bis zum Jahresende vorlegen. Einfließen sollen bis dahin auch Vorschläge, die in Workshops mit Bürgern erarbeitet werden. Einer davon ist für Jugendliche vorgesehen.

„Wir wollen mit Bürgern Ansätze und Ideen entwickeln, deren Umsetzung für Dreieich realistisch erscheint. Es geht nur gemeinsam“, gibt Bürgermeister Martin Burlon die Marschrichtung vor. Ein Instrument dafür ist eine interaktive Karte, in der die Dreieicher bis zum 14. Mai Ideen und Maßnahmenvorschläge für mehr Klimaschutz in Dreieich einreichen können. Dabei können die Maßnahmen verortet und verschiedenen Themenfeldern zugeordnet werden, zum Beispiel nachhaltige Mobilität, Erneuerbare Energien und Energieeinsparung, Gebäude, lokale Wirtschaft, nachhaltiger Alltag, Informationen und Bildung.

Internet

ideenkarte.dreieich.de

Von Frank Mahn

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