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Sommerroute in Dreieich auf dem Abstellgleis

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Von: Frank Mahn

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Die sogenannte Sommerroute würde westlich der Bahnlinie Darmstadt-Frankfurt führen. Regionalpark-Geschäftsführer Manfred Ockel stuft eine solche Variante als sehr problematisch ein.
Die sogenannte Sommerroute würde westlich der Bahnlinie Darmstadt-Frankfurt führen. Regionalpark-Geschäftsführer Manfred Ockel stuft eine solche Variante als sehr problematisch ein. © -strohfeldt

Es ist ruhig geworden in der Diskussion um den Dreieicher Abschnitt des Radschnellwegs, der 2024 Darmstadt und Frankfurt auf einer Länge von mehr als 30 Kilometern verbinden soll. Manfred Ockel, Geschäftsführer der bei dem Projekt federführenden Regionalpark Südwest GmbH, hatte alle Hände voll zu tun, die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung durchzuackern.

Dreieieich - Ockel musste einen ganzen Berg von Anregungen, Anmerkungen und Einwänden abarbeiten. Er sei „sehr zufrieden“ mit der Beteiligung, sagt Ockel und spricht von vielen konstruktiven Vorschlägen, die ihn erreicht haben. „Das ist schon sehr, sehr umfangreich.“ Es seien auch Unterschriftenlisten dabei gewesen. Nach seinen Worten sind Stellungnahmen von mehr als 220 Personen, Vereinen oder anderen Institutionen eingegangen. Die meisten stünden einer Radschnellverbindung positiv gegenüber – „aber nicht vor ihrer Haustür“. Dabei hätten viele eine falsche Vorstellung. „Wir reden nicht von einer Radautobahn. Es geht darum, schnell von A nach B zu kommen. Dennoch müssen die Radfahrer natürlich Rücksicht und Einschränkungen in Kauf nehmen“, betont der Geschäftsführer. Pendler seien eine Zielgruppe, aber eben nicht die alleinige. Die Strecke solle auch von Freizeitradlern genutzt werden.

Für die Dreieicher Etappe sind zurzeit fünf Routen „in der Verlosung“ – offiziell. Neben der „Sprendlinger Beule“ gibt es vier Varianten, die durch Buchschlag führen. Die Vorprüfung ist nach Ockels Worten abgeschlossen. Etwa die Hälfte, sagt der Geschäftsführer, habe für eine der fünf Strecken plädiert. Andere hätten mehrere Teilstücke kombiniert. Hinzu kommen Befürworter der sogenannten Sommerroute. Sie würde auf der Westseite der Bahnlinie Darmstadt-Frankfurt verlaufen. Ihr misst Ockel keine große Chance auf Realisierung bei. Obwohl Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) eine Änderung des Waldgesetzes auf den Weg gebracht hat. Dadurch soll einerseits die Rodung von Bannwald für nicht „unbedingt notwendigen“ Kiesabbau verhindert werden, andererseits soll es möglich sein, Radschnellwege auch im Bannwald zu bauen, sofern mit einer Nutzung von mehr als 1 500 Fahrten pro Tag, zu rechnen ist. Die Entscheidung über die Gesetzesänderung wird wohl im Dezember im Landtag fallen.

Ockel hat sich nach eigener Aussage mit der Bitte an das Ministerium gewandt, eine Einschätzung abzugeben, ob die Sommerroute infrage kommt oder nicht. Die Antwort stehe noch aus, so der Geschäftsführer. Die Dreieicher Stadtverordneten hatten Ende September mit großer Mehrheit beschlossen, die Regionalpark GmbH mit der Ausarbeitung und Bewertung einer Strecke westlich der Bahnlinie zu beauftragen. Dieser Beschluss, so Ockel, liege ihm nicht vor.

Er selbst hält eine solche Variante bis dato für sehr problematisch. Er ist der Auffassung, dass sie vom Ministerium „garantiert abgelehnt und nicht genehmigt“ wird. Freilich ist offen, wie weitreichend eine mögliche Gesetzesänderung ausfällt. In Frankfurt, schildert der Geschäftsführer, gebe es keine andere Möglichkeit, als in den Bannwald einzugreifen. In Dreieich sehe das anders aus. „Wenn es Alternativen gibt, müssen wir andere Strecken vorziehen.“

Der Geschäftsführer der Regionalpark GmbH sieht die Sommerroute generell kritisch. Sie sei im Sinne der Nahmobilität „nicht geeignet, weil sie zu weit weg vom Schuss ist“. Für den innerstädtischen Radverkehr hätte sie keinerlei Bedeutung, meint Ockel. Zudem sind in der bisherigen Gesamtplanung die Anschlüsse nach Langen und Neu-Isenburg für die Ostseite vorgesehen.

Und wie geht’s jetzt weiter? In Kürze gibt es Gespräche mit den Verantwortlichen im Dreieicher Rathaus. Anfang des nächsten Jahres soll dann eine Bürgerbeteiligung stattfinden. Ob in Präsenz oder online, lasse sich momentan unmöglich absehen, so Manfred Ockel. „Ich bin optimistisch, dass wir 2022 eine Route finden“, sagt er. Und fügt hinzu: „Der Druck wird höher mit jedem Abschnitt, den wir bauen.“ Erst vor Kurzem ist der erste Langener Abschnitt des Radschnellwegs eröffnet worden. Bis Juni soll er bis zum dortigen Bahnhof führen.

Von Frank Mahn

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