Steigende Kosten bei Sanierung des Glockenturms

Die Mitglieder der evangelischen Erasmus-Alberus-Gemeinde in Sprendlingen müssen sich weiter in Geduld üben. Ihre Kirche, in der sie planmäßig eigentlich schon hätten Weihnachten feiern sollen, fällt noch bis in den Hochsommer als Ort für den Gottesdienst aus.
Dreieich - Die Bauarbeiten am Kirchturm und am Dach der 1712 fertiggestellten Kirche am Sprendlinger Lindenplatz dauern an. Die Sanierung war notwendig geworden, da der Turm bedenklich in Bewegung gerät, wenn alle drei Glocken läuten. Das Gewicht von mehr als zwei Tonnen Stahl macht dem alten Gebälk zu schaffen. Die Gemeinde musste handeln. „Wie das eben so bei alten Bauwerken ist, sehen die Fachleute erst, wenn sie die Baustelle aufmachen, wie es um die Beschaffenheit bestellt ist. Als die Zimmerleute die Arbeiten aufgenommen haben, haben sie festgestellt, dass doch deutlich mehr zu tun ist, als zuvor geplant“, erklärt Kirchenvorstand Martin Bucher. Insbesondere die Balken im Turm direkt unter den Glocken und im Übergang zum Kirchenschiff waren in schlechterem Zustand als gedacht. „Da müssen die Fachleute aus Thüringen, die auf die Sanierung von Kirchen spezialisiert sind, viele Balken austauschen“, so Bucher.
Längere Bauzeit
Längere Bauzeit und zusätzliche Arbeit ziehen natürlich auch höhere Kosten nach sich. Die geplanten 600 000 Euro reichen nicht. Die größte Summe übernimmt die Landeskirche, das Landesdenkmalamt bezahlt einen Teil der Sanierung. Die Teuerungsrate fällt aber ebenfalls auf die Gemeinde zurück, der Eigenanteil steigt mit den zunehmenden Kosten: „Wir hatten ein Spendenziel von 120 000 Euro“, erklärt der Kirchenvorstand. Die Gemeinde wird jetzt ungefähr 145 000 Euro aufbringen müssen. „Unser Spendenbarometer zeigt etwas über 99 000 Euro an, das bedeutet, dass wir noch einmal um Spenden für unsere Kirche bitten müssen“, sagt Pfarrerin Susanne Lenz, die mit einer halben Stelle bei Erasmus-Alberus beschäftigt ist und mit der anderen Hälfte in der Neu-Isenburger Buchenbuschgemeinde.
Aber bei allen Hiobsbotschaften gibt es durchaus auch gute Nachrichten von der Kirche am Lindenplatz: Der Hahn in 35 Metern Höhe sitzt frisch vergoldet an seinem angestammten Platz, der Kirchturm ist schon hübsch mit neuem, grauen Schiefer eingedeckt und auch die alte Uhr ist frisch saniert und strahlt wieder. Die goldene Kugel unter dem Hahn, in der viele Dokumente von dem historischen Bau und späteren Sanierungen stecken, konnte nicht abgenommen werden. „Das Wetter war zu schlecht. Aber sobald es möglich ist, kommen die Arbeiter noch mal mit einem Hubsteiger und vergolden auch die Kugel neu. Neue Dokumente zur Sanierung können wir jetzt leider nicht mehr hinzufügen“, erklärt Martin Bucher.
Keine Gefahr für Turmfalken
Gemeindemitglieder und Anwohner, die sich über die im Kirchturm beheimateten Turmfalken Sorgen machen, können auch aufatmen: Bei der Sanierung haben die Tiere ein neues Einflugsloch mit Sitzmöglichkeit auf der Südseite des Turms bekommen.
„Wir hoffen jetzt, dass wir spätestens im August die Kirche wieder nutzen können. Die Gemeindemitglieder sehnen sich nach ihrem Gotteshaus – und ich natürlich auch“, betont Susanne Lenz. Im Mai steht das nächste Gespräch an, nach dem der konkrete Termin feststehen sollte und Hochzeiten und Taufen wieder verlässlich geplant werden können.
Wer die Gemeinde finanziell unterstützen möchte, kann das mit einer Spende auf folgendes Konto tun: Erasmus-Alberus-Gemeinde, VR-Bank Dreieich-Offenbach, IBAN: DE55 5059 2200 0106 1259 48, Verwendungszweck: Turm.
Von Nicole Jost