Storcks Löwen wieder vereint

Sprendlingen - Nach einem kurzen Zug am weißen Leinentuch sitzen sie da in voller Schönheit: die beiden wieder vereinten Löwen des Sprendlinger Künstlers Wilhelm Storck. Von Leo F. Postl
„Ich glaube, wenn die brüllen könnten, die würden das jetzt vor Freude machen“, meint Dr. Wilhelm Ott, als er Bettina und Hermann Storck das Zeichen zur Enthüllung gibt. Die beiden aus rotem Sandstein gehauenen Löwen bewachen nun das innere Zugangstor zum Friedhof in Sprendlingen. Ursprünglich zierten die etwa 100 Jahre alten Statuen die Eingangshalle des Hauses „Mariahall“, die bis 1963 auf dem heutigen Spielplatz gegenüber dem Freibad stand.
„Den Freunden Sprendlingens ist wieder mal ein kleines Kunststück gelungen“, sagt Bürgermeister Dieter Zimmer (SPD). Denn was alles „wie selbstverständlich und logisch“ aussieht, war es in Wirklichkeit nicht.
„Das kleinste Problem war es eigentlich, die beiden derzeitigen Besitzer zu überzeugen“, betont Heimatforscher Dr. Wilhelm Ott. Viel problematischer sei es gewesen, einen geeigneten Standort zu finden, wo man das wieder vereinte Löwen-Paar relativ sicher, aber dennoch für jedermann zugänglich, präsentieren könne.
„Wir sind in ganz Sprendlingen herumgefahren und haben uns viele mögliche Standorte angesehen, doch überall gab es unterschiedliche Bedenken“, erzählt Willi Menzer, Vorsitzender der „Freunde Sprendlingens“. Neben dem ursprünglichen Standort, dem Spielplatz vor dem Parkschwimmbad, kamen das Bürgerhaus oder der Bürgerpark in Frage. Dort gab es jedoch Bedenken wegen möglichem Vandalismus.
„Als ich mich wieder einmal mit Wilhelm Ott getroffen hatte, hat jeder von uns gesagt, dass er den idealen Standort gefunden hätte, nämlich den Friedhof in Sprendlingen“, berichtet Heinz-Georg Stöhs. Der stellvertretende Vorsitzende des Friedhofszweckverbands war es dann auch, der sowohl die Gremien im Rathaus als auch den Verband überzeugen konnte. „Schon die alten Ägypter hatten Löwen auf ihren Friedhöfen“, trat er entsprechenden Bedenken entgegen.
„Freunde Sprendlingen“ kümmern sich um die Löwen
Nach dem Abriss der Villa „Mariahall“ im Jahre 1965 kamen die beiden Löwen zunächst wieder in Besitz ihres Erschaffers, des Sprendlinger Künstlers Wilhelm Storck – der als „Seemann“ bekannt war. „Den Spitznamen bekam er, weil er immer so flott drauf war wie der damalige bekannte Radrennfahrer Seemann“, erklärt Enkel Hermann Storck.
Als Wilhelm Storck dann von seinem Anwesen in der Ludwigstraße 88 umzog, bekamen seine beiden Enkel je einen Löwen vermacht. So ruhte einer „Am Trauben“, der andere zierte das Haus in der Hegelstraße. Als Heimatforscher Ott einmal bei Hermann Storck eingeladen war, entdeckte er einen der beiden Löwen im Garten – und eine Idee nahm ihren Lauf. Die beiden Statuen sollten wieder an einem passenden Ort zusammen kommen. „Es war schon nicht einfach, den schönen Hausschmuck hergeben zu müssen, doch wir haben es zur Ehre unseres Opas getan“, betont Enkelin Bettina Storck.
Auch Dr. Wilhelm Ott lobt die Bereitschaft der beiden Enkel, ihre Löwen für eine öffentliche Präsentation als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen. „Wer will schon so ein schönes Schmuckstück, das zudem einen hohen persönlichen Bezug hat, einfach so hergeben?“
Ferner musste auch ein Weg gefunden werden, für die Sicherheit und Pflege der Statuen aufzukommen. Mit der Stadt sowie dem Friedhofszweckverband wurde ein Gestattungsvertrag erarbeitet, der die Standortfrage beinhaltet, die „Freunde Sprendlingens“ sind für den Unterhalt der beiden Löwen zuständig. Der Verein will außerdem eine Infotafel zur Historie anbringen.