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Sühnekreuz stark beschädigt

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Von: Holger Klemm

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Wilhelm Ott, Vorsitzender der Freunde Sprendlingens, zeigt auf dem Gelände der Firma Burkard auf das beschädigte Kreuz. Nächste Woche soll es wieder an seinen Platz zurückkehren.
Wilhelm Ott, Vorsitzender der Freunde Sprendlingens, zeigt auf dem Gelände der Firma Burkard auf das beschädigte Kreuz. Nächste Woche soll es wieder an seinen Platz zurückkehren. © p

Offenthal - Die Freunde Sprendlingens machen sich seit Jahren dafür stark, historische Zeugnisse in der Stadt und der Gemarkung zu bewahren oder wieder ins Bewusstsein zu rücken. Von Holger Klemm

Umso ärgerlicher ist es dann, wenn ein solches Zeugnis stark beschädigt wird – wie das beim Offenthaler Sühnekreuz geschehen ist. Einem aufmerksamen Spaziergänger fiel auf, dass das Sühnekreuz an der Einmündung der Philippseicher Straße in die B486 sich bewegen lässt und schief steht. Er machte die Stadtverwaltung per Mängelmelder darauf aufmerksam. Der zuständige Ressortleiter Karl Markloff veranlasste daraufhin, dass der Dienstleistungsbetrieb das Kreuz sicherte und zum Steinmetzbetrieb Burkard brachte. Diese Firma, sie sich seit Jahren um den Erhalt historischer Kleindenkmäler in Dreieich verdient gemacht hat, will das abgebrochene Kreuz fachmännisch am Stumpf befestigen. Wilhelm Ott, Vorsitzender der Freunde Sprendlingens, hofft, dass das historische Kleinod nächste Woche wieder an seinem Platz steht.

Die Mitarbeiterinnen der Unteren Denkmalbehörde zeigen sich betroffen, dass das denkmalgeschützte mittelalterliche Rechtsmal auf diese Weise beschädigt wurde. Auch Ott ist bestürzt über den Vorfall. „Das Kreuz stand nach dem Umbau der Straßeneinmündung eigentlich geschützt an einem Wirtschaftsweg direkt vor einem Zaun.“ Er kann sich nur schwer vorstellen, dass dies versehentlich passiert ist. Schleifspuren am Kreuzschaft deuten darauf hin, dass das Steinkreuz mit Gewalt umgestoßen und provisorisch aufgerichtet wurde. Die Frage ist, ob es sich um einen Fall von Vandalismus handelt oder jemand das historische Zeugnis stehlen wollte. „Vielleicht wartete der Unbekannte noch auf einen geeigneten Moment“, vermutet Ott.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein solches Denkmal gestohlen wurde. An dem Schnittpunkt zweier alter Verkehrswege in Offenthal befand sich ein weiteres, allerdings abgebrochenes Sandsteinkreuz, das mit einem eingerieften Kreuz verziert war. Dieses wurde 1959 gestohlen und befindet sich wahrscheinlich in einem Privatgarten. Das jetzt abgebrochene Sühnekreuz, das mit Fuß immerhin 1,55 Meter groß ist, wurde 1979 bei Straßenarbeiten ausgegraben und zur Seite gelegt. Zwei Tage später war es verschwunden. Nach einem Presseaufruf wurde es heimlich wieder zurückgebracht und am jetzigen Standort einbetoniert.

Die Freunde Sprendlingens haben 500 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Wiederbeschaffung des 1959 gestohlenen Kreuzes führen. In der Offenthaler Gemarkung gibt es am Langener Weg noch zwei freistehende, drei sind im Offenthaler Kirchturm eingemauert. Ein weiteres steht am Hainer Weg in Götzenhain. Im Dreieich-Museum sind drei Sühnekreuze ausgestellt. Eines davon war 1956 gestohlen und 2007 von der Tochter des Diebes nach dessen Ableben zurückgegeben worden. In diesem Sinne bittet Ott, doch mal im eigenen Garten nachzuschauen, ob sich dort historische Kleinode befinden. Es wäre schön, wenn diese zurückgegeben werden könnten.

Die Sühnekreuze, die zwischen 1200 und 1600 aufgestellt wurden, haben eine besondere Bedeutung. Ott berichtet, dass nach einem Totschlag in einer Verhandlung zwischen der Obrigkeit, dem Täter und seiner Familie sowie der Familie des Opfers ein Vertrag ausgehandelt wurde, der eine ganze Reihe von Bußen enthielt. Unter anderem sollte am Ort des Geschehens ein steinernes Kreuz aufgestellt werden, um an die Tat zu erinnern. Hintergrund war letztlich, die damals übliche Blutrache zu verhindern. Über den Hintergrund des Offenthaler Sühnekreuz ist nichts bekannt.

Nähere Hinweise zu den historischen Kleinoden hat Ott unter www.steine-in-der-dreieich.de/suehnekreuze.html zusammengefasst.

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