Verkehrswende in Dreieich voranbringen

Die für das Erreichen der Klimaneutralität unverzichtbare Verkehrswende wird oft beschworen, aber sie kommt nur in kleinen Schritten vorwärts. Die Dreieicher Grünen haben sich in einer Klausurtagung mit dem Thema Mobilität beschäftigt und halten es für unabdingbar, es in einem größeren Kontext zu behandeln. Vor Augen haben sie die Erstellung eines nachhaltigen urbanen Mobilitätsplans, die Kurzform SUMP kommt aus dem Englischen (Sustainable Urban Mobility Plan).
Dreieich - Dabei hofft die Fraktion auf einen breiten Konsens, denn „das Thema geht ja alle an“, sagt Fraktionssprecher Roland Kreyscher. Der entsprechende Antrag steht am Mittwoch, 26. April (19.30 Uhr, Rathaus), im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Energie auf der Tagesordnung. Über die Initiative seien die anderen Fraktionen schon vor Längerem informiert worden, um sich einlesen zu können. Positiv stimmt die Grünen das Fazit eines Gesprächs zwischen Vertretern der Stadtverwaltung und des Fachzentrums Nachhaltige Urbane Mobilität (FZ NUM), das Dreieich auf diesem Weg beraten soll. Aus fachlicher Sicht sei die Erstellung eines solchen Plans „absolut sinnvoll“, heißt es im Protokoll. Es gibt aber einen Haken. „In Anbetracht der derzeitigen Personalsituation ist es untragbar, einen solchen umfangreichen und langen Prozess zusätzlich zum laufenden Tagesgeschäft sowie den aktuellen Projekten durchführen zu können. Dazu benötigt es zu allererst weiteres qualifiziertes Fachpersonal.“
Den Grünen ist bewusst, dass die Stadt allein diesen Prozess, der auf drei bis fünf Jahre angelegt ist, nicht stemmen kann. Dazu brauche es professionelle Unterstützung, so Fraktionssprecherin Linda Hein. Nach Einschätzung des FZ NUM muss dafür eine Vollzeitstelle geschaffen werden.
Die Grünen sind sicher, dass dieses Geld gut angelegt wäre. In ihrem Antrag regt die Fraktion zunächst eine öffentliche Informationsveranstaltung an, in der das Fachzentrum über ein mögliches SUMP-Projekt für Dreieich informiert und die erforderlichen Voraussetzungen darstellt. In die Erstellung des Plans, damit müsste die Stadt ein Fachbüro beauftragen, sollen zum Beispiel sämtliche vorliegenden Verkehrsuntersuchungen einfließen.
Es sei nicht so, dass sich in Dreieich nichts tue, „aber uns fehlt die strategische Ausrichtung“, sagt Kreyscher. Seine Kollegin Linda Hein spricht von „Klein-Klein“. Die Fraktion wünscht sich ein Leitbild, eine ganzheitliche Mobilitätsplanung unter Einbeziehung aller Verkehrsteilnehmer und Interessengruppen. Dabei sollen die Bedürfnisse des Menschen in den Vordergrund rücken, so Hein. Ein SUMP verfolge neben der Verringerung des motorisierten Individualverkehrs und einer zukunftsweisenden Steuerung und Entwicklung städtischer und regionaler Mobilität weitere Ziele wie bessere Luftqualität, mehr Verkehrssicherheit, weniger Verkehrslärm und höhere Energieeffizienz. Heißt unterm Strich: eine Erhöhung der Lebensqualität.
Die Zeit der autogerechten Stadt sei vorbei, konstatieren die Grünen. Der öffentliche Raum müsse anders aufgeteilt werden. „Der nicht-motorisierte Verkehr hat in Dreieich ganz schlechte Karten“, sagt Kreyscher. Gerade für Schüler, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs seien, gebe es viele Gefahrenpunkte. Deshalb hat der Grünen-Sprecher durchaus Verständnis für Eltern, die ihre Kinder bringen und wieder abholen. Die Fahrradstraße sei eine gute Idee, aber nicht konsequent umgesetzt, weil die Radler keine Vorfahrt an den Einmündungen haben.
Damit bei der Dauer des Prozesses Akzeptanz und Motivation nicht auf der Strecke blieben, müsse man „zwischendrin auch immer mal etwas ausprobieren, um zuschauen, wie es funktioniert“.
Von Frank Mahn