Vater ist sauer: Verspätungen bei Dreieichbahn an der Tagesordnung
Die Unzuverlässigkeit der Dreieichbahn wird für Vater Volker Einsporn und seine Tochter beinahe täglich zum Problem. Das Unternehmen versucht, die Wogen zu glätten.
Dreieich - Es ist eine Art Glücksspiel. Wer sich auf die Dreieichbahn verlässt, macht nicht selten die Erfahrung, dass er verlassen ist. Verspätungen, Zugausfälle und ein Schienenersatzverkehr, der den Namen manchmal nicht verdient – Pendler auch in Dreieich können ein Lied auf die Unzulänglichkeiten singen.
Volker Einsporn aus Dreieich-Dreieichenhain (Kreis Offenbach) ärgert die Situation maßlos. Er hat sich wiederholt bei der Deutschen Bahn (DB) beschwert, weil seine Tochter für den Weg zu ihrer Arbeitsstelle auf die Zugverbindung angewiesen ist. Die 23-Jährige mit Downsyndrom ist als Küchenkraft in einer Kinderbetreuungseinrichtung in Dieburg beschäftigt, sie kommt aber oft zu spät. Manchmal muss auch Papa Volker einspringen und seine Tochter mit dem Auto fahren. Immer wieder seien die Züge unpünktlich oder fielen gar ganz aus.
Weiteres Problem: Jede zweite Bahn endet nach Einsporns Angaben in Ober-Roden. Dann heißt es umsteigen in den Bus – wenn er denn noch da ist. Hat der Zug Verspätung, ist der Bus weg. Und er fährt nur einmal in der Stunde. „Jedes Umsteigen ist ein Risiko“, sagt der Dreieichenhainer. Zu allem Überfluss würden die Apps von Bahn und RMV aktuelle Störungen oder Verspätungen oft nicht anzeigen.
Dreieich: Deutsche Bahn verweist nach Beschwerde auf Auskunftssysteme
Volker Einsporn hat sich an die Redaktion gewandt, die wiederum die Deutsche Bahn mit den Beschwerden konfrontiert hat. Deren Pressestelle erteilt Auskünfte nur schriftlich nach Anfrage per E-Mail. „Es tut uns wirklich sehr leid, dass die Tochter Ihres Lesers diese Erfahrung machen musste. Auf der Dreieichbahn finden derzeit eine Reihe von Bauarbeiten statt, um die Infrastruktur vor Ort zu modernisieren. Dabei lassen sich leider Einschränkungen im Bahnverkehr nicht gänzlich vermeiden. Wir stehen hierzu in enger Abstimmung mit Verkehrsverbund und -unternehmen, um für die Fahrgäste ein möglichst verlässliches (Ersatz-)Konzept anzubieten. Im Bereich der Fahrgastinformation können und müssen wir dabei noch besser werden. Langfristig geplante Baustellen sind in der Regel gut in alle Auskunftssysteme eingearbeitet“, so eine Sprecherin. Im Falle kurzfristiger Einschränkungen gelinge das noch nicht immer, bedauert die DB-Mitarbeiterin. Man arbeite aber „stets“ daran, „bei betrieblichen Einschränkungen trotz allem eine reibungslose Informationskette für die Reisenden zu gewährleisten“.

Volker Einsporn kann solche Floskeln nicht mehr hören. „Das ist eine ähnliche Antwort, wie ich sie schon vor einem halben Jahr bekommen habe. Tatsache ist, dass sich nichts verbessert. Man weiß am Abend noch nicht, was einen am Morgen erwartet.“ Erst in der vergangenen Woche hat es die Familie wieder erlebt. In der Bahn-App wird die Dreieichbahn morgens um acht noch als pünktlich angezeigt. Nachdem sie längst hätte eingefahren sein sollen, wird sie plötzlich als verspätet gemeldet. „Diesmal waren es einmal 18 und einmal 22 Minuten. Dann ist es für meine Tochter schon wieder zu spät“, ärgert sich Einsporn.
Bahnprobleme in Dreieich: Vater erfreut über Verständnis in Kollegschaft
In dieser Woche konnte sich die Familie auf Verspätungen einstellen, denn die Bahn hatte Arbeiten auf der Linie zwischen Götzenhain und Ober-Roden angekündigt. „Wenn das frühzeitig passiert, können wir uns darauf einstellen“, sagt Einsporn.
Auf der Arbeitsstelle der jungen Frau sind die Zugverspätungen längst ein Thema. „Wir hatten neulich ein gemeinsames Mitarbeitergespräch mit unserer Tochter in der Kita. Wir waren vorab in Sorge, dass es wegen der ständigen Verspätungen zu Problemen kommen könnte. Aber das war zum Glück kein Thema. Die Einrichtungsleitung und die Kollegen haben Verständnis“, ist der Dreieichenhainer erleichtert. (Nicole Jost Und Frank Mahn)