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Viel mehr als ein Hobbyradler-Verein in Dreieich

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Von: Frank Mahn

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Seit März 2020 teilt sich dieses Quintett die Vorstandsaufgaben (von links): Birgit Däsch, Jörg Roggenbuck, Ralph Enger, Silke Rettig und Oliver Martini.
Seit März 2020 teilt sich dieses Quintett die Vorstandsaufgaben (von links): Birgit Däsch, Jörg Roggenbuck, Ralph Enger, Silke Rettig und Oliver Martini. © -privat

Seine Wurzeln hat er in Norddeutschland. In einem Bremer Wohnzimmer gründete sich 1979 der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der 43 Jahre später auf 200 000 Mitglieder angewachsen ist. 400 davon leben in Dreieich. Der hiesige Ortsverband kann jetzt sein 25-jähriges Bestehen feiern.

Dreieich - Er ging aus der „Fahr-Rad!-Initiative Dreieich“ hervor, die sich bereits 1992 für Verbesserungen der Radfahrer im Straßenverkehr einsetzte und touristische Touren organisierte. Heute ist der Ortsverband, bezogen auf die Einwohnerzahl der Stadt, einer der mitgliederstärksten im ADFC. „Das ist eine erstaunliche Entwicklung für einen – laut Satzung – verkehrspolitischen Verein und zeigt, dass vielen Menschen in Dreieich die Radverkehrspolitik in ihrer Stadt wichtig ist“, meint ADFC-Sprecher Dieter Fröhlich.

Tatsächlich begann am Hengstbach aber alles mit geführten Radtouren in der Region. Ein attraktives Tourenprogramm, das auch Nicht-Mitgliedern offen stand (und steht), führte zu einem regen Vereinsleben. Motor des Ganzen war Lothar Klötzing. Er hatte stets neue Ideen für Ziele und motivierte immer wieder Radler, selbst Touren zu leiten. So entwickelte sich ein umfangreiches Programm mit rund 100 Ausfahrten pro Jahr, die auch heute noch auf dem Sprendlinger Lindenplatz starten. Viele Jahre war Klötzing zudem Vorsitzender des Vereins.

Ein neuer Vorstand unter dem damaligen Vorsitzenden Bernd Kiefer sorgte dafür, dass der ADFC seit dem 16. Juli 2012 ein eingetragener Verein ist und damit als gemeinnützig anerkannt. Auch heute ist das Tourenprogramm wichtiger Bestandteil der Vereinsaktivitäten, aber es kamen weitere hinzu. Mit je einer eigenen Arbeitsgemeinschaft widmen sich die Aktiven vier Schwerpunkten.

Seit 2008 unterstützt die AG Radverkehr die Stadtverwaltung bei der schrittweisen Umsetzung des Radverkehrskonzepts. Dieses war 2006 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet worden. „Es ging nicht darum, auf einen Schlag alle in dem Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen anzupacken. Das war deshalb nicht möglich, weil Dreieich zu dieser Zeit finanziell nicht auf Rosen gebettet war und sich unter dem kommunalen Schutzschirm befand“, so Fröhlich. Ziel war und ist es, den Radverkehr generell bei Planungen zu berücksichtigen. So kam schließlich der Runde Tisch Radverkehr zustande, der für viele Städte zum Vorbild wurde.

Die AG hat 2014 ein City-Verkehrskonzept für Sprendlingen vorgelegt, das allerdings nur in Teilen umgesetzt wurde. Es beschreibt, wie eine attraktive Innenstadt mit einem gleichberechtigten Nebeneinander aller Verkehrsarten aussehen und organisiert werden kann. Dass Dreieich 2018 die längste Fahrradstraße Hessens bekam, ist mit ein Verdienst des ADFC. Das gilt auch fürs Stadtradeln, an dem sich Dreieich seit 2013 beteiligt und kreisweit oft vorne zu finden ist. 2021 legte der Ortsverband eine umfangreiche Analyse der bestehenden Fahrradinfrastruktur vor. Fröhlich: „Die Bestandsaufnahme ist eine gute Grundlage, um auch mit kleinen Maßnahmen eine große Wirkung für ein komfortables und sicheres Radfahren in Dreieich zu schaffen.“

Die AG Codierung organisiert mehrmals im Jahr Aktionen, meist in Kooperation mit Fahrradhändlern. Gegen einen geringen Kostenbeitrag werden Räder mit einem Code versehen, um Diebe abzuschrecken. Rund 1500 Drahtesel hat der ADFC bislang markiert. Die Einnahmen fließen in die Förderung des Radverkehrs, zum Beispiel schafft der Verein Radparker für den öffentlichen Raum an.

Die AG Touren ist für das Aushängeschild des ADFC seit seiner Gründung verantwortlich. Die Ausfahrten werden von erfahrenen ehrenamtlichen Tourenleitern gemanagt. Angeboten werden unter anderem kurze und gemütliche Feierabendtouren, Ganztagestouren mit unterschiedlichen Leistungsanforderungen und Rennradtouren, sodass für jeden etwas dabei ist. Ein jeweils im Frühling erscheinendes Heft gibt Auskunft über das komplette Programm.

Dass Dreieich einen Radrundweg hat, ist ADFC-Mitglied Horst-Georg Zimmer zu verdanken. Der begeisterte Tourenradler lieferte nicht nur die Idee, sondern die gewünschte Route entlang der Kommunalgrenze gleich mit. Es folgte die genaue, von Fachplanern begleitete Ausarbeitung der Strecke, die, wo immer möglich, familienfreundlich und abseits vom Kfz-Verkehr auf Wald- und Wirtschaftswegen verläuft. 2015 wurde die 32 Kilometer lange Route eingeweiht.

Unter Regie der AG Touren läuft auch die Mountainbikegruppe. Immer mittwochs treffen sich seit Jahren sportlich ambitionierte Biker auf dem Lindenplatz, um von dort aus bei jedem Wetter zu einer Runde mit dem Mountainbike aufzubrechen. Zwei Stunden lang geht es mit Tempo und fahrtechnischem Geschick durchs Gelände. Weniger rasant geht es beim Fahrtechnik-Training für Grundschüler zu, das Schulen beim ADFC als Ergänzung zur Fahrradprüfung für Viertklässler buchen können.

Jüngstes Baby ist die AG Lastenrad. Mit dem „LaKi“, dem Rad für Lasten und Kindertransport, leistet der ADFC einen kleinen Beitrag zur Verkehrswende. Es kann zum Nulltarif ausgeliehen werden, um es unter Alltagsbedingungen auszuprobieren. Unter lastenrad.adfc-dreieich.de können Privatleute und Unternehmen das E-Bike für maximal drei Tage reservieren. Sie erhalten einen Code und den Übergabeort genannt und können dann im Sinne des Wortes erfahren, wie einfach es ist, vom Auto auf ein zeitgemäßes Transportfahrzeug umzusteigen. Ziel des ADFC ist es, in jedem Stadtteil ein Lastenrad zu stationieren.

Wichtiger Bestandteil des Vereinslebens ist der Radlertreff. „Hier treffen wir uns in geselliger Runde und reden über Wichtiges und Unwichtiges rund ums Thema Fahrrad“, schildert Dieter Fröhlich. Wenn die Coronalage es zulässt, gibt’s auch wieder regelmäßige Termine.  fm

Infos im Internet

adfc-dreieich.de

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