Weitere Aufwertung der Baierhansenwiesen

Dreieich - Die Baierhansenwiesen in Sprendlingen werden bis zum Frühjahr um zwei Attraktionen reicher. In dem Landschaftsschutzgebiet wird ein Naturlehrpfad angelegt, geplant ist zudem ein Platz der Generationen. Von Frank Mahn
Früher sorgten die Baierhansenwiesen durch vermüllte Gartengrundstücke für Schlagzeilen. Doch das große Aufräumen unter Federführung der städtischen AG Umwelt- und Naturschutz und die damit einhergehende Renaturierung haben fast vergessen lassen, in welch trostlosem Zustand sich das Gebiet einst befand. Zug um Zug und unter Beteiligung zahlreicher Vereine ist es gelungen, den südlichen Teil der Wiesen zu einem beliebten Ausflugsziel zu machen, das die Besucher mit den Schätzen der Natur vertraut macht.
2015 wurde ein Rundweg angelegt und mit Tafeln ausgestattet, die Informationen zur Tierwelt liefern. „Der Weg wird gut angenommen. Es läuft kaum noch einer querfeldein“, freut sich AG-Vorsitzender Klaus Rehwald. Es habe sich bewährt, dass die Stadt einen Feldschütz eingestellt habe, so Rehwald. Vor zwei Jahren öffnete der Lehr- und Kräutergarten seine Pforte und lockt inzwischen pro Saison mehr als 8000 Besucher an – beileibe nicht nur aus Dreieich. 2017 wurden die alten Streuobstwiesen wieder aktiviert und neu bepflanzt sowie ein Storchenhorst errichtet.
Nun geht die Aufwertung in eine weitere Runde. Auf Anregung vieler Besucher des Kräutergartens und auch der örtlichen Schulen will der Verein Lehr- und Kräutergarten mit der Unterstützung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie, dem BUND, dem Bienenzuchtverein, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und den Freunden Sprendlingens als Ergänzung einen Naturlehrpfad anlegen. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises hat das Konzept abgesegnet.
Der rund 800 Meter lange Pfad soll das Lehr- und Informationssystem zum Thema Natur im Landschaftsschutzgebiet abrunden. Geplant sind folgende Stationen: einheimische Bäume, einheimische Vögel, Insekten mit einem gläsernen Bienen-Schaukasten, Totholzinsel, Tümpel und ihre Bewohner, Eidechsenburg, Kräuter- und Streuobstwiese und Lebensraum Bachlauf.
Die ersten Vorbereitungen sind bereits getroffen, aktuell werden Angebote eingeholt, denn nicht alles ist in Eigenleistung zu bewerkstelligen. Die Initiatoren schätzen die Kosten auf 26 000 Euro. Durch die Unterstützung zahlreicher Firmen aus Dreieich und Umgebung kann das gesamte Projekt aus Spenden finanziert werden. Die Einweihung ist für April/Mai vorgesehen.
Um den Dreh herum soll auch der sogenannte Platz der Generationen fertig sein. Vorgesehen sind eine Modernisierung des Kinderspielplatzes in der Verlängerung der Schleusenstraße und eine Erweiterung um einen Bewegungsparcours für die ältere Generation. Hier können Senioren etwas für ihre Fitness tun. Das Projekt soll aus Spenden und mit städtischen Mitteln gestemmt werden.
Hirschkäfer, Störche und viele Fledermäuse
Die Artenvielfalt ist beeindruckend. Der Diplom-Biologe Andreas Malten aus Buchschlag hat in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und der AG Umwelt- und Naturschutz Dreieich die Fauna im südlichen Teil der Baierhansenwiesen untersucht. Im Vergleich zu 2015 habe sich die Situation deutlich verbessert, sagt AG-Vorsitzender Klaus Rehwald. So wurden 73 Vogelarten festgestellt, von denen 41 als Brutvögel eingestuft wurden. Sieben Brutvogelarten befinden sich auf der Vorwarnstufe zur Roten Liste Hessens, zum Beispiel der Gartenrotschwanz.
Erstmals wurden in der Nähe des Storchenhorstes in diesem Frühjahr drei Jungstörche über mehrere Tage gesichtet. Bedauerlich: Wiesenbrüter wie die Feldlerche oder der Kiebitz fehlen. Auch Reptilienarten hat Malten entdeckt. Dazu zählen Blindschleiche, Ringelnatter und die streng geschützte Zauneidechse. Was Amphibien angeht, wurden Bergmolch, Teichmolch, vier Froscharten und die Erdkröte beobachtet. Besonders erfreulich ist ein kleines Vorkommen an Feuersalamandern im Bereich des Schlagsbachs. Bei den Insekten nennt das Gutachten unter anderem 29 Tagfalter-, 17 Heuschrecken- und 13 Libellenarten. Zudem gibt es zahlreiche Ameisen-, Wespen- und Wildbienenarten. Ein auffälliger Vertreter ist der Hirschkäfer, der im Bereich der alten Eichen erfreulich häufig vorkommt.
Auch Fledermäuse fühlen sich in dem Landschaftsschutzgebiet wohl. Sieben Arten konnten nachgewiesen werden. Sie finden ihre Quartiere in Höhlen der alten Eichen oder in eigens aufgehängten Kästen. Weitere Säugetiere sind Wildschweine, Rehe, Feldhasen, Füchse, Steinmarder, Eichhörnchen und Igel. Zur Förderung der Arten und der Biodiversität schlägt das Gutachten vor, alte Tümpel wiederherzustellen, um weitere Laichmöglichkeiten für Amphibien und Libellen zu schaffen. Außerdem sollen die alten Eichenbestände gesichert werden.