Wo Dreieicher Heimatgeschichte erlebbar wird

Lokalhistorie sichtbar und erlebbar machen – das haben sich die Freunde Sprendlingens auf die Fahne geschrieben. Ein Paradebeispiel dafür ist der DreyEicher Grenzweg, den der Verein mit weiteren Geschichts- und Heimatvereinen aus Langen, Dreieich und Neu-Isenburg in Teilen schon realisiert hat. Der Weg rückt die alten Grenzsteine in den Fokus, Infotafeln und Stelen mit QR-Codes liefern die historischen Hintergründe. Der umtriebige Heimatkundeverein um seinen Vorsitzenden Wilhelm Ott arbeitet aber noch an einem weiteren Projekt: der Teilrekonstruktion der Dreieicher Ringlandwehr.
Dreieich - Dabei handelte es sich um ein 1348 erstmals erwähntes Verteidigungssystem aus Wällen, Gräben und undurchdringlichen Hecken, das die Ortschaften der Landschaft Dreieich umschloss. Die durch Schlagbäume gesicherten und bewachten Durchlässe wurden „Schläge” genannt. An einigen Stellen ist die Ringlandwehr noch gut zu erkennen, zum Beispiel am Waldrand, wo die Hainer Trift (Lettkautweg) in den Wald führt. Dort befand sich der „Buch-Schlag”.
Seit ein paar Tagen ist nicht mehr zu übersehen, dass die Rekonstruktion Fortschritte macht. Auf beiden Seiten des Weges wurden zwei mächtige Pfosten aus Eiche gesetzt, um den „Buch-Schlag“ ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Parallel zur Landwehr verläuft im Übrigen die historische Grenze zwischen Ysenburg und Hessen-Darmstadt. Hier schließt sich denn auch der mittlere Abschnitt des DreyEicher Grenzwegs an.
Schon lange bestanden Pläne der Regionalpark RheinMain Südwest GmbH und der Stadt, dort ein Teilstück der Landwehr zu rekonstruieren. Bereits 2017 wurden von der Unteren Denkmalschutzbehörde zwei Grabungsschnitte angelegt, um Informationen über das ehemalige Profil des Grabens zu erhalten. Doch aus verschiedenen Gründen kam das Projekt nicht in die Gänge. Schließlich erklärten sich die Freunde Sprendlingens im vergangenen Jahr bereit, die Arbeiten zu organisieren. Dabei werden sie von der Regionalpark GmbH und der Stadt Dreieich unterstützt.
Im November reinigte und vertiefte ein Unternehmen mit einem Spezialbagger den Landwehrgraben, im Dezember erfolgte die Anpflanzung einer Weißdornhecke zu beiden Seiten des Grabens. Vor ein paar Tagen stellte eine Gartenbaufirma die Pfosten für den Schlagbaum auf. Es handelt sich um drei Meter hohe, zugespitzte Eichenpfosten mit einem Querschnitt von 40 mal 40 Zentimetern. Das Holz stammt von einer umgestürzten Eiche, die ganz in der Nähe stand. Der Schlagbaum selbst ist bei einer Langener Zimmerei in Arbeit. Die unter Naturschutz stehende, bizarr geformte Schneitel-Hainbuche erhöht zudem die Attraktivität dieses Ortes.
Wilhelm Ott und seine Mitstreiter planen, das Ensemble aus einer Infotafel, dem bepflanztem Landwehrgraben, dem Buch-Schlag, der alten Hainbuche und dem DreyEicher Grenzweg im Herbst mit einer Feier einweihen zu können. „Wir freuen uns alle sehr darauf, im Herbst die Rekonstruktion der Dreieicher Landwehr mit allen historisch nachempfundenen Elementen zu erleben“, so Bürgermeister Martin Burlon in einer Mitteilung aus dem Rathaus. „Das Engagement der Freunde Sprendlingens, gemeinsam mit der Regionalpark GmbH und der Stadt dieses außergewöhnliche Projekt anzugehen und umzusetzen, ist vorbildlich. Denn neben der lebendigen Erinnerung an unsere Geschichte wird auch das Verständnis für die Gestaltung der Natur gefördert, da die Umsetzung der Ringlandwehr mit Gräben und speziell kultivierten Büschen prägenden Einfluss auf die Umwelt hatte.“
„Die Rekonstruktion der Landwehr macht Geschichte aus dem Mittelalter entlang der Regionalparkroute sichtbar und anschaulich“, freut sich auch Regionalpark-Geschäftsführer Manfred Ockel und hebt vor allem das Engagement der Freunde Sprendlingens hervor. fm

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