Wohnraum für alle Generationen in Sprendlinger Oberwiesen
Voraussichtlich ab Mitte August erfolgt die zweite Offenlegung des Bebauungsplanentwurfs für das Baugebiet Oberwiesen im Nordosten Sprendlingens. Das hat das Stadtparlament mit großer Mehrheit beschlossen (wir berichteten). Während die FDP „trotz Bauchschmerzen“ (Fraktionschef Alexander Kowalski) zustimmte, lehnen die Grünen die Vorlage weiterhin vehement ab – sie sehen zu starke Eingriffe in das angrenzende Naturschutzgebiet und sprechen von „Greenwashing“.

Dreieich - Nach Auffassung von Stefan Seuß sind die Darstellungen der Oppositionsfraktionen „doch sehr einseitig und teils unsachgemäß“. Der Geschäftsführer der Oberwiesen GmbH erläutert das Prozedere des Bebauungsplanverfahrens, das nach dem Baugesetzbuch als sogenanntes Vereinfachtes Verfahren auf den Weg gebracht wurde. In Anbetracht des großen Wohnraummangels ermögliche dieses, Bauland in einem beschleunigten Verfahren zu entwickeln, um Wohnraum schneller und unkomplizierter zu schaffen, so Seuß. Bei diesem Verfahren „kann eigentlich auf die sehr umfangreiche Umweltprüfung verzichtet werden“, schreibt der Architekt. Um alle Umweltaspekte zu beleuchten und die Bürger frühzeitig einzubeziehen, sei im Falle der Oberwiesen dennoch eine Umweltprüfung vorgenommen worden und eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit Ende vergangenen Jahres erfolgt.
„Alle Argumente, Stellungnahmen und Bedenken, die in der frühzeitigen Beteiligung von den Bürgern und Behörden vorgelegt wurden, sind mit Fachgutachten oder erklärenden Ausführungen widerlegt, erläutert oder als Änderung, zum Beispiel als erweiterte textliche Festsetzung im Bebauungsplan, mit aufgenommen worden. Hierbei muss eine sehr strenge Form eingehalten werden. Es geht also nicht um das Wegbügeln hieb- und stichfester Argumente, sondern um das Aufarbeiten der ernst genommenen Einwände und eine objektive Beurteilung und Darstellung der Situation durch Fachleute und Gutachter“, führt Seuß aus. Leider würden Fachgutachten jetzt kurz vor Abschluss des Verfahrens ohne jede Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Argumenten angezweifelt, bedauert er.
Der vorgelegte Entwurf zum Bebauungsplan lässt nach seinen Worten keine Rückschlüsse auf die endgültige Ausgestaltung der Gebäude oder gar auf ein „klotziges” Erscheinungsbild zu, wie es die FDP kritisiert hatte. Seuß: „Das Anliegen der Architekten ist die Gestaltung einer aufgelockerten Fassade, trotz der geschlossenen Bauweise im Osten des Gebietes. Dahinter befindet sich zweifelsohne ein schützenswerter Bereich, der für zukünftige Anwohner bewusst nicht zugänglich ist. Hier wird zwischen Gebäuden und Feldrand eine nicht nutzbare natürlich gestaltete grüne Übergangszone entstehen. Die übrige Bebauung wird ohnehin als offene Bauweise mit intensiver Begrünung geplant.“
Die Oberwiesen GmbH wolle Wohnraum für alle Generationen, mit barrierefreien Wohnungen für Ältere, Singles und Familien schaffen. Verschiedene Gebäudetypen sollen diesem Anspruch Rechnung tragen. Die Vielfältigkeit macht für Seuß und seine Partner ein sozial verträgliches Wohngebiet aus. Für alle Wohnformen gebe es bereits zahlreiche Interessenten, darunter viele aus Dreieich – ohne dass irgendeine Vertriebsaktivität gestartet worden sei.
Von „Greenwashing“ könne keine Rede sein. Auch nicht davon, dass die Stadt von Investoren getrieben werde, erklärt Seuß. Über einen städtebaulichen Vertrag werde „nach Vorgaben der Stadt eine eng abgestimmte Planung entwickelt“. Das Vorhaben sei zudem im Vorfeld verschiedenen Parteien bei einer Begehung vorgestellt worden. „Dabei wurden Anregungen entgegengenommen, die in der Planung berücksichtigt sind. Besonders großer Wert wurde dabei von Anfang an auf die Umwelt und den Artenschutz gelegt.“ fm