Zu geringer Wasserdruck in Götzenhain

Trinkwasser ist kostbar und knapp. Doch trotz der langen Hitzeperiode mit minimalen Niederschlägen ist es noch in ausreichenden Mengen verfügbar. Dass es in einigen Haushalten im Dreieicher Stadtteil Götzenhain an bestimmten Tagen nur spärlich fließt, ist eine indirekte Folge der heißen Temperaturen. Wenn der Wasserverbrauch in den morgendlichen und abendlichen Spitzenzeiten massiv ansteigt, arbeitet die Druckerhöhungsanlage im Hochbehälter auf der Hub am Anschlag.
Dreieich - Der Druck reicht dann nicht aus, um ein konstantes Niveau zu halten. Das bekommen Anwohner höher gelegener Straßen zu spüren, zum Beispiel Im Höchsten und im Römerweg. Dr. Tansel Alp hat sich an unsere Zeitung gewandt, weil er sich von den Stadtwerken im Stich gelassen fühlt.
Alp, der mit Frau und drei Kindern Im Höchsten wohnt, spricht von einem ernsten Problem mit der Wasserversorgung. Insbesondere in den Abendstunden von 18 bis 22 Uhr und in den Morgenstunden von 7 bis 10 Uhr sinke der Druck in der Straße derart, dass man praktisch kein Wasser mehr zu Hause zur Verfügung habe. „Der Wasserdruck geht dann runter von circa 2,5 bis 3 Bar im Normalzustand auf bis zu Null Bar, was deutlich unter dem vorgeschriebenen Minimum von zwei Bar liegt“, beschreibt Alp die für ihn höchst unbefriedigende Situation. „Das Thema Wasser ist für uns mittlerweile zum Risikofaktor geworden, weil wir uns nicht mehr sicher sind, ob wir gerade genügend Wasserdruck haben, um zum Beispiel zu duschen oder in der Küche zu arbeiten.“
Aus seiner Sicht liegt hier eine klare Vertragsverletzung durch die Stadtwerke vor, da die Versorgung zwar zeitlich begrenzt, aber in den Stoßzeiten an heißen Tagen systematisch gestört sei. Stichwort: kommunale Daseinsvorsorge. Das Unternehmen, so der Götzenhainer, sei sich der Problematik durchaus bewusst, sehe aber keine Möglichkeit, kurzfristig Abhilfe zu schaffen. Er sei seit mehr als einem Jahr mit den Stadtwerken in Kontakt, habe aber das Gefühl, dort mit seinem Anliegen auf Granit zu beißen, schildert Alp.
Steffen Arta stellt den Sachverhalt nicht infrage. „Das Problem ist natürlich bekannt und wir haben auch schon etwas unternommen“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke. Im Februar/März sei auf der Hub eine neue Druckerhöhungsanlage eingebaut worden. „Dadurch hat sich die Situation verbessert. Wir können jetzt größere Mengen aus dem Hochbehälter fördern“, so Arta, der auf Investitionskosten von fast 250 000 Euro verweist.
In den Verbrauchsspitzenzeiten arbeite die Pumpe am Limit. Man könne den Druck nicht beliebig weiter erhöhen, erläutert der Stadtwerke-Chef. Dann seien Wasserrohrbrüche nicht auszuschließen. Das Problem ließe sich technisch nur mit weiteren erheblichen Investitionen in die Infrastruktur, zum Beispiel die Errichtung einer eigenen Druckzone oder den Bau eines weiteren Hochbehälters, lösen. Das aber hält Arta für „wirtschaftlich nicht zumutbar“.
Es sei richtig, dass der vorgeschriebene Wert von 2,1 Bar an „ausgewählten Tagen“ nicht gewährleistet sei. „Aber an 360 Tagen im Jahr stellen wir den geforderten Mindestdruck sicher“, meint Arta. Die Wasser-Verordnung sehe eigens Ausnahmen vor, zum Beispiel höhere Gewalt oder sonstige Umstände. Für Arta sind die hier gegeben.
Die Ursache für die Schwierigkeiten sieht er vor allem in der „unsachgemäßen Verwendung von Trinkwasser.“ Gemeint ist das Wässern von Rasen und Gärten sowie das Befüllen privater Pools. Deren Zahl hat durch die pandemiebedingten Einschränkungen von Schwimmbädern mit teilweisen Schließungen in den vergangenen beiden Sommern stark zugenommen. „Der Wasserverbrauch ist deutlich höher als früher. Wir liegen auf Rekordniveau“, sagt der Geschäftsführer. Als Beispiel zieht er den 19. Juli heran. Da wurden in Dreieich in einer Abendstunde fast eine Million Liter in der Stunde verbraucht. Das ist ein Wert, der alles bisher Dagewesene übertroffen hat.
Schon in „normalen“ Zeiten reiche der Druck oft gerade mal so aus, hält Tansel Alp dagegen. Steffen Arta empfiehlt dem Götzenhainer, eine Druckerhöhungsanlage im Haus einzubauen. Die gebe es schon für eine kleine vierstellige Summe. Das wiederum ist aus Alps Sicht wirtschaftlich unzumutbar. „Warum soll ich eine Investition tätigen, wenn die Stadtwerke nicht in der Lage sind, ihre Verpflichtung zu erfüllen?“
Von Frank Mahn