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Freibadsanierung Egelsbach: Auflagen zur Beckengröße

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Von: Manuel Schubert

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Gute Nachricht für alle Freibadfans: Die befürchtete Halbierung des Schwimmerbeckens ist vom Tisch.
Gute Nachricht für alle Freibadfans: Die befürchtete Halbierung des Schwimmerbeckens ist vom Tisch. © strohfeldt

Die Besucherplätze sind außergewöhnlich gut gefüllt bei der letzten Sitzung der Gemeindevertretung vor der parlamentarischen Sommerpause. Es steht ein Thema auf der Tagesordnung, das die Menschen bewegt: die anstehende Sanierung des Freibads. Und nach gut einstündiger Debatte, mehreren konkurrierenden Anträgen und einer zehnminütigen Sitzungsunterbrechung, in der sich die Fraktionen noch einmal intensiv beraten, gibt es am Ende gleich zwei gute Nachrichten für alle Schwimmbadfreunde.

Egelsbach – Die erste lautet: Der Startschuss zur Sanierung der 50 Jahre alten Freizeiteinrichtung kann fallen. Die zweite: Die WGE setzt durch, dass die gefürchtete Reduzierung der Wasserfläche maximal zwölf Prozent betragen darf.

Zu Beginn will die SPD-Fraktion das Thema noch einmal vertagen und die Beschlussvorlage erneut in den Bau- und Umweltausschuss verweisen. „Der Antrag ist noch nicht entscheidungsreif“, meint Omar El Manfalouty. Es gebe eine Menge Ansichten, die nicht rechtzeitig gehört oder erhoben worden seien. Manfred Müller (WGE) kontert: „Ich bin seit 1981 im Parlament und das ist jetzt der vierte Arbeitskreis Schwimmbad. Die ersten drei sind im Sand verlaufen.“ Auch erinnert Müller daran, dass die Zeit drängt, da die Gemeinde auf Fördermittel von bis zu einer Millionen Euro aus dem Landesinvestitionsprogramm „SWIM“ hofft. Der Förderantrag muss bis Juni 2023 gestellt sein. „Es muss jetzt eine Entscheidung getroffen werden“, fordert Müller. Das sehen die anderen Fraktionen genauso: CDU, Grüne, FDP und WGE stimmen gegen den SPD-Antrag – das Thema bleibt auf der Tagesordnung.

Förderverein fürchtet kleineres Schwimmbecken

Umstritten in der Beschlussvorlage des Gemeindevorstands ist vor allem der zwölfte Punkt des Kriterienkatalogs: Er fordert mindestens den Erhalt der Wettkampfkategorie D, was lediglich eine Beckengröße von 25 mal zehn Metern bedeuten würde. Vor allem der Förderverein Freibad Egelsbach (FVFE) hatte in den vergangenen Tagen in den sozialen Medien massiv die drohende Verkleinerung der Schwimmbecken beklagt und den Arbeitskreis dafür kritisiert. „Sie haben die Machbarkeitsstudien zum Teil vorab zur Verfügung gestellt bekommen, durften an Diskussionen und Sitzungen des Arbeitskreises teilnehmen, alles war auf der Homepage nachzulesen. Mehr Transparenz kann ich nicht bieten“, entgegnet Bürgermeister Tobias Wilbrand in Richtung des Fördervereins. Außerdem habe die Gemeindevertretung weiter die Möglichkeit, bei einer etwaigen Verkleinerung der Wasserfläche einzugreifen. „Der einzige feste Rahmen sind die zehn Millionen Euro.“ Diese Summe ist in der Beschlussvorlage als Vorgabe für die Planer festgelegt. Auch Eliza Hagenah (Grüne) kritisiert den Förderverein: „Sie haben die Leute glauben lassen, dass der Arbeitskreis größere Veränderungen am Schwimmbad vornehmen will. Da konnte man sehen, wie Lobbyarbeit übers Ziel hinaus schießt.“ Die Fraktionsvorsitzende betont: „Wir Grünen wollen keine Verkleinerung – aber auch nicht mehr als zehn Millionen ausgeben.“

So schließen sich nicht alle Fraktionen der Vorlage des Gemeindevorstands an. Die SPD fordert in einem Änderungsantrag, dass Planungsvarianten mit einem Rückbau der Beckenfläche um mehr als zehn Prozent – oder auf Kategorie D – abgelehnt werden. „Wenn wir der Meinung sind, dass eine Gemeinde, die 1972 ein Bad für 8 000 Einwohner gebaut hat, heute nicht mit der Hälfte oder einem Drittel der Wasserfläche klarkommt, dann sollten wir das reinschreiben“, sagt El Manfalouty. Außerdem schlagen die Sozialdemokraten eine Neubewertung des Kostendeckels von zehn Millionen vor. Durch den Ukraine-Krieg, die Inflation und die Preissteigerungen in der Baubranche hätten sich die Rahmenbedingungen geändert, meint El Manfalouty: „Die Zahl muss raus. Wir müssen am Ende der Planung entscheiden: Wollen wir uns das leisten?“

Die CDU sieht das anders. „Wenn wir die Begrenzung wegnehmen, wird es ausufern“, glaubt Tobias Friedberger. Er plädiert dafür, sich zu einigen. „Alle Beteiligten müssen zu einem Kompromiss bereit sein. Wir können den Startschuss für ein Projekt geben, auf das die Egelsbacher schon seit Jahrzehnten warten.“

Eine Kompromisslösung bietet ein zweiter Änderungsantrag der WGE. In diesem steht: „Der Erhalt der derzeitigen Wasserfläche wird angestrebt, wobei eine Reduzierung von maximal zwölf Prozent zulässig ist.“ Fraktionschef Müller hält es für sinnvoll, sowohl den finanziellen Rahmen von zehn Millionen, als auch die geringe Reduzierung der Wasserfläche festzulegen: „Wir brauchen klare Vorgaben. Daran zeigt sich dann auch die Qualität eines Planungsbüros, wenn es damit umgehen kann.“

Wir können den Startschuss für ein Projekt geben, auf das die Egelsbacher schon seit Jahrzehnten warten.

 Tobias Friedberger (CDU)

In Anlehnung an Friedbergers „Startschuss“-Zitat, sagt Axel Vogt: „Wir haben einen Fehlstart hingelegt.“ Es gebe ein Finanz- und ein Kommunikationsproblem. Mit Blick auf Zinsen und Baukosten habe man den günstigsten Moment verpasst. „Und wir müssen alle Egelsbacher mitnehmen. Wenn diese Abstimmung 50:50 ausgeht, kriegen wir keine Ruhe rein.“ Die Liberalen unterstützen die Beschlussvorlage des Gemeindevorstands. „Der WGE-Antrag ist eher Wünsch-dir-was und hoffentlich geht alles gut“, so Vogt. „Wir wollen die eine Million Fördergeld mitnehmen – und dass es endlich mal losgeht.“

Am Ende fällt die Wahl auf den WGE-Antrag: Bei zwei Gegenstimmen der FDP und einer aus der CDU-Fraktion wird er mit großer Mehrheit angenommen. Das gleiche Ergebnis bringt die anschließende Abstimmung für die Beschlussvorlage des Gemeindevorstands. Der SPD-Antrag wird einzig von den Sozialdemokraten befürwortet und ist somit abgelehnt.

Auch der FVFE ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Damit können wir leben“, schreibt der Vorstand noch am selben Abend auf Facebook. Durch die von der WGE durchgesetzte Änderung sei es „eher unwahrscheinlich, dass es überhaupt zu einer Verkleinerung kommt“.

Nun, da das Parlament den Start der Freibadsanierung abgesegnet hat, kann die Gemeindeverwaltung im ersten Schritt die Planung europaweit ausschreiben. Als Honorar für den Submissionsgewinner sind zunächst 547 000 Euro veranschlagt.

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