Bonus für Egelsbacher Tagesmütter

Die Egelsbacher Gemeindevertretung hat einen Zuschuss für Tagesmütter beschlossen. Auch über öffentliche Bücherschränke stimmte das Parlament ab.
Egelsbach – Nur eine knappe Dreiviertelstunde dauerte die jüngste Sitzung der Gemeindevertretung im Bürgerhaus. Das lag auch daran, dass die Parlamentarier über einen Großteil der Anträge und Beschlussvorlagen im Block abstimmten. Sie alle wurden einstimmig angenommen. Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick:
Tagesmütter: Um einen finanziellen Anreiz für Tagesmütter zu schaffen, zahlt die Gemeinde ihnen künftig einen Euro zusätzlich pro Kind mit Erstwohnsitz Egelsbach und pro Betreuungsstunde. Das Langener ZenJA als zuständige Vermittlungsstelle wird zudem beauftragt, Stundenabrechnungen der Tagespflegepersonen einzufordern und zu prüfen. Das ZenJA zahlt die Zuschüsse der Gemeinde dann halbjährlich aus. Regulär erhalten Tagespflegepersonen eine Vergütung von fünf Euro je Betreuungsstunde; erfüllen sie die Anforderungen des sogenannten Bildungs- und Erziehungsplans, sind es 5,15 Euro. „Im U3-Bereich bestehen bereits Wartelisten und Tagespflegepersonen können helfen, die Situation zu entspannen“, betont der Gemeindevorstand.
Im Gegensatz zu den Fachkräften in den Gemeinde-Kitas bekommen Tagesmütter für Vorbereitungszeit oder Unterrichtstage keine Bezahlung. „Die zusätzliche Vergütung von einem Euro je Stunde soll dem Rechnung tragen“, so der Gemeindevorstand, der mit der Entscheidung auch darauf reagiert, dass bereits mehrere Kommunen im Umkreis – so seit Kurzem auch Langen – einen Zuschuss zahlen. Für das ZenJA werde es immer schwieriger, qualifizierte Tagespflegepersonen für Egelsbach anzuwerben. Aktuell werden nur fünf Egelsbacher Kinder von Tagesmüttern betreut.
Bücherschränke: Die volle Unterstützung des Parlaments bekommt auch der Vorschlag des Jugendparlaments, dass einer oder mehrere öffentliche Bücherschränke im Gemeindegebiet aufgestellt werden. Als mögliche Standorte schlagen die Jugendlichen den Kirchplatz, die Ostseite des Bahnhofs oder die Kreuzung Bahnstraße/Ernst-Ludwig-Straße vor. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, sich an den Schränken zu bedienen und dort im Gegenzug neuen Lesestoff zu hinterlassen. Für die Pflege und Betreuung der Bücherschränke schlägt das JuPa vor, lokale Vereine und Institutionen wie Kitas, Schulen, oder Kirchen mit ins Boot zu holen. Zur Gestaltung könnten etwa neu aufbereitete Telefonzellen oder Stromkästen verwendet werden.
Geflüchtete: Um in Zukunft schneller auf die Ankunft von Geflüchteten reagieren zu können, erlaubt das Parlament dem Gemeindevorstand, bei Bedarf eigenständig Mietverträge über geeigneten Wohnraum abzuschließen. Der Kreis Offenbach rechnet in diesem Jahr wieder mit einem verstärkten Zustrom von Flüchtlingen und hat die Kommunen bereits aufgefordert, sich darauf vorzubereiten. Laut einer Aufstellung des Kreises, in der festgelegt ist, welche Kommune wie viele Geflüchtete aufzunehmen hat, liegt Egelsbach für das erste Halbjahr 2022 zwölf Personen über dem Soll. „Es wäre also erst in der zweiten Hälfte 2022 mit weiteren Zuweisungen für Egelsbach zu rechnen“, teilt der Fachdienst Familie und Soziales mit, der sich nach Rücksprache mit der Christlichen Flüchtlingshilfe Egelsbach/Erzhausen (CFEE) aber bereits auf dem Wohnungsmarkt umgesehen hat. Hierbei hätten sich ein paar geeignete Optionen ergeben.
Da die Gemeinde sich bereits zum Bündnis „Sichere Häfen“ bekannt hat, hat der Fachdienst dem Kreis in Aussicht gestellt, über das Kontingent hinaus weitere 15 Flüchtlinge aufzunehmen – wenn sichergestellt ist, dass Egelsbach vorrangig Personen zugewiesen bekommt, um teuren Leerstand zu vermeiden, und eine Sozialbetreuung gewährleistet ist. Eine mündliche Zusage des Kreises dazu sei bereits erfolgt.
Weihnachtsbäume: Auf Antrag der Grünen soll der Gemeindevorstand prüfen, ob es im Egelsbacher Wald eine oder mehrere geeignete Flächen gibt, auf denen Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Christbäume anpflanzen können. Zur Weihnachtszeit sollen die Tannen dann ausgegraben und samt Wurzelballen eingetopft ins Wohnzimmer gestellt werden. Sind die Feiertage vorüber, würden die Bäume wieder an ihren alten Standort im Wald verpflanzt.
„Weihnachtsbäume gehören für die meisten Menschen unserer Gesellschaft zum Weihnachtsfest unzweifelhaft dazu“, betonen die Grünen. Mehr und mehr Bürger würden jedoch die „ökologische Fragwürdigkeit“ des herkömmlichen Ansatzes erkennen. Christbäume würden ausschließlich zu dem Zweck gepflanzt, über Jahre großgezogen und geschlagen zu werden, nur um einige Tage als Zimmerdekoration zu dienen und „im besten Fall kompostiert“ zu werden. Hinzu komme der Transport über zum Teil hunderte Kilometer. (Manuel Schubert)