Bundestagswahl in Egelsbach: SPD siegt klarer als im Bund

Um 22.54 Uhr ist dann auch der letzte von vier Egelsbacher Briefwahlbezirken ausgezählt. Schuld ist die schiere Menge an Einsendungen. Zum Vergleich: Im letzten von acht Wahllokalen ist schon um 20.40 Uhr Feierabend. Und so steht fast fünf Stunden nach Schließung der Wahllokale fest, wie Egelsbach gewählt hat.
Egelsbach – Die SPD ist die Siegerin, in Egelsbach sogar noch etwas deutlicher als im Bund. „Es freut mich, dass wir wieder stärkste Kraft sind“, sagt Daniel Görich, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten in der Gemeindevertretung. Auf die Frage nach seiner Wunsch-Regierung antwortet er: „Ich fände eine Ampel super.“ Der liberale Gedanke der FDP, der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit bei den Grünen – „das könnte zu dritt gut funktionieren“. Eine Ampel würde außerdem mehr Aufbruchstimmung widerspiegeln als eine Jamaika-Koalition, meint Görich.
Sascha Wurm, Fraktionschef der Egelsbacher CDU, ist am Sonntag als Wahlvorstand in ebenjenem Briefwahlbezirk tätig, der am längsten zu zählen hat. Vom historisch schlechten Ergebnis der Christdemokraten erfährt er erst um kurz vor 23 Uhr. Auch in Egelsbach ist die CDU im Vergleich zu 2017 deutlich abgesackt. „Man muss ganz klar sagen, dass Fehler gemacht wurden“, so Wurm. Vor allem in der K-Frage sei einiges schief gelaufen. „Da sind viele Wähler abgesprungen.“ Die Suche nach dem Kanzlerkandidaten habe viel zu viel Zeit in Anspruch genommen, glaubt Wurm, „Zeit, in der die anderen Parteien schon Wahlkampf machen konnten“.
Harald Eßer, Fraktionsvorsitzender der örtlichen Grünen, freut sich mit Parteikollegen in der Pizzeria Europa über ein „sehr gutes Ergebnis, aber ich hätte mir mehr gewünscht“. Man habe es nicht geschafft, rüberzubringen, „welch extreme Bedeutung diese Wahl hat“, so Eßer in Anlehnung an die Klimakrise. Als künftige Regierung wünscht er sich eine Ampel-Koalition: „Scholz hat die Wahl nun mal gewonnen.“ In Egelsbach legt die Öko-Partei knapp sechs Prozentpunkte zu. „Damit sind wir ganz zufrieden“, so Eßer. Was ihn sorgt: Im Wahlbezirk 7, wo er als Wahlvorstand mitanpackte, kommt die AfD auf 18,8 Prozent. „Das ist ein Alarmzeichen, das mich sprachlos macht.“ (Manuel Schubert)