CDU Egelsbach: Gemeindeverband hat in 50 Jahren wichtige Projekte angestoßen

Die CDU Egelsbach feiert ihr 50-jähriges Bestehen - wegen Corona mit drei Jahren Verspätung.
Egelsbach – Es sind deftige Worte, die einen gleich auf der ersten Seite anspringen. „CDU vereint – Marxismus trennt“ – fast schon populistische Sprüche wie dieser finden sich auf den ersten Seiten des Wahlprogramms, mit dem die Christdemokraten 1972 erstmals in Egelsbach bei der Kommunalwahl antreten. „Ja, es war noch ein ganz anderer Ton damals“, sagt Martin Eberhard, der sich in den vergangenen Tagen durch das Parteiarchiv gewühlt hat. Denn die Egelsbacher CDU, die sich 1970 – zwei Jahre vor genannter Kommunalwahl – gründet, feiert in dieser Woche ihr 50-jähriges Bestehen nach. Coronabedingt eben mit etwas Verspätung.
Von 1945 bis 1956 habe es in Egelsbach schon einmal eine CDU gegeben, erzählt der heutige Gemeindeverbandsvorsitzende Eberhard vor der großen Jubiläumsfeier am Freitagabend (siehe Infokasten). Warum sich die Ortsgruppe so schnell wieder auflöste, weiß heute keiner so recht. Viele ältere CDU-Mitglieder, die von damals erzählen könnten, sind in den vergangenen Jahren verstorben.
Der heutige Gemeindeverband hat es bei seiner Gründung vor 53 Jahren im sozialdemokratisch geprägten Egelsbach nicht leicht. Es gibt noch kein Brühl und kein Bayerseich, die evangelische Kirche bildet das Zentrum des Ortes, viele Egelsbacher sind Protestanten und wählen SPD. Trotzdem kommt die CDU bei der Wahl 1970 prompt auf 28 Prozent und holt neun Sitze in der Gemeindevertretung. Ein beachtlicher Erfolg. „Es gibt kein besseres Mittel als die Konkurrenz, die dem anderen auf die Finger schaut, die sich müht, es besser zu machen. Diese Konkurrenz in Egelsbach sind wir“, schreibt die CDU in ihrem Wahlprogramm. Doch die absolute Mehrheit in den Siebzigern hält weiter die SPD. „Du warst meistens in der Opposition, und wenn die SPD deinen Antrag nicht gemocht hat – keine Chance“, blickt Eberhard zurück.
Erster Antrag zu Gießkannen
Trotzdem hat der erste Antrag der Christdemokraten gleich Erfolg: Die CDU fordert öffentliche Gießkannen für den Friedhof – und bekommt sie. Im Lauf der Jahre kann die Partei natürlich noch viele weitere, bedeutendere Themen setzen. So findet auf Antrag der CDU 1985 der erste kleine Weihnachtsmarkt in Egelsbach statt, damals noch in der Ernst-Ludwig-Straße. Zwei Jahre später macht sich die Fraktion für den Bau des Seniorenwohnheims stark, während die SPD eine ambulante Pflege präferiert. Nachdem sich über 3 000 Egelsbacher an einer Unterschriftensammlung beteiligen, lenken die Sozialdemokraten ein. Auch für die Umgestaltung des Arresthauses zum Museum oder den Bau der Umgehungsstraße K 168 setzt sich die CDU ein.
In der Gemeindevertretung erwirbt sich die Fraktion den Ruf, immer wieder zum Sparen zu ermahnen. Mit ihrer Forderung, das marode Eigenheim zu verkaufen, macht sich die CDU viele Feinde. „Aber die Entwicklung gibt uns Recht“, findet Eberhard, der seit 2014 Ortsverbandsvorsitzender ist und von 2017 bis 2021 auch Fraktionsvorsitzender war. „Das Eigenheim kostet viel Geld, aber wird nicht fertig.“ Der 63-Jährige denkt, dass die CDU auch wegen solch unpopulärer Standpunkte in Egelsbach nie über 30 Prozent geklettert ist. „Die Haltung ,Tu allen gut und keinem weh‘ hatten wir nie“, sagt er.
Infos im Internet
gibt es auch auf der Webseite des CDU-Gemeindeverbands.
Knapp 50 Mitglieder zählt der Ortsverband heute. „Wie überall gibt es auch bei uns eine Überalterung und wir sind relativ frauenschwach“, sagt der Vorsitzende selbstkritisch. CDU-Sympathisantinnen gebe es zwar durchaus. „Aber bis das umschlägt in eine Mitgliedschaft und dass sie aktiv werden, dauert das seine Zeit.“
Eine Errungenschaft blieb der CDU in Egelsbach bislang übrigens verwehrt: ein Bürgermeister mit „schwarzem“ Parteibuch. 2018 unterstützten die Christdemokraten den Grünen Tobias Wilbrand. Stellt die CDU bei der anstehenden Wahl 2024 wieder einen eigenen Kandidaten auf? Dieses Gerücht schwappt bereits durch den Ort. Eberhard sagt dazu nur: „Kein Kommentar!“ Erst einmal wird in Ruhe das Jubiläum gefeiert. (Manuel Schubert)