Flugplatzfest in Egelsbach - Zahlreiche Ausflügler heben ab

Der Ölstand wird ein letztes Mal gecheckt, die Kabinentür mit Wucht geschlossen und die Kopfhörer werden aufgesetzt: Und dann geht es für die Besucher schon hoch hinaus.
Egelsbach – Ein Kleinflugzeug jagt das nächste über die Startbahn und hebt ab in den blauen Himmel. Vom Rand der Start- und Landebahnen blicken Kinder staunend nach oben und Fliegerei-Liebhaber knipsen eifrig Erinnerungsfotos.
Die Welt aus der Luft entdecken und sich frei wie ein Vogel fühlen: Der Traum vom Fliegen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Um den Menschen die Fliegerei näherzubringen, laden die am Flugplatz ansässigen Vereine zum Tag der offenen Tür ein. „Voriges Jahr haben wir unser 110-jähriges Jubiläum gefeiert und die Resonanz war riesig. Darum haben wir uns entschlossen, den Tag der offenen Tür nun regelmäßiger zu veranstalten“, sagt Alexander Schneider, Vorsitzender des Frankfurter Vereins für Luftfahrt. Wie beliebt das Flugplatzfest ist, zeigt sich schon bei der Anfahrt: Parkplatzlotsen schicken Autofahrer in Richtung des Egelsbacher Bahnhofs, weil vor Ort alle Stellplätze belegt sind. Wer kann, steigt lieber gleich aufs Fahrrad um oder läuft zu Fuß zum Flugplatz.
Neue Teilnehmer
Neben dem Frankfurter Verein für Luftfahrt beteiligen sich wie im vergangenen Jahr auch die Hessen-Flieger Darmstadt und das Hubschrauberunternehmen Heli Transair am Fest. Neu dabei sind der Fliegerclub der Deutschen Flugsicherung, die Firma Eisenschmidt sowie das Air Alliance Flight Center, das über die Pilotenausbildung informiert und einen Flieger aus seiner Flotte zeigt: die Diamond DA 62. Obwohl die DA 62 ein Kleinflugzeug ist, bewegt sich der Preis in Millionenhöhe: „Die Maschine kostet mindestens 1,3 Millionen Euro – und da ist noch keine Versicherung inbegriffen“, informiert James Taskar. Die DA 62 gehöre im Bereich der Kleinflugzeuge zur Oberklasse. „Bis zu 400 Stundenkilometer schnell, erreicht sie etwa 21 000 Fuß und kann rund elf Stunden am Stück ohne Tankstopp fliegen. Das heißt, der Pilot muss eher auf die Toilette, als dass er wegen einer Tankladung einen Zwischenstopp einplanen muss.“

Taskar selbst hat im Fliegen seine Leidenschaft gefunden: Seit etwa anderthalb Jahren fliegt er und hat rund 300 Stunden im Cockpit gesammelt. „Der Flugplatz ist für mich zum zweiten Wohnzimmer geworden. Hier verbringe ich sehr viel Zeit.“
Damit Laien die Faszination am Fliegen nachvollziehen können, lassen Taskar und viele weitere Mitglieder der Vereine die Besucher hinter die Kulissen des Flugplatzes blicken. Wer will, kann einen Rundflug mit einem Kleinflugzeug oder Helikopter unternehmen. Andere, die lieber festen Boden unter den Füßen haben, besichtigen die ausgestellten Flieger und nehmen im Cockpit Platz. Und Unentschlossene probieren den Simulator aus, der den Flug eines Airbus A 380 nachempfinden lässt.
Erfahrene Piloten berichten
Im Hangar teilen erfahrene Piloten ihre Erfahrungen, berichten von Urlaubsreisen und der Ausbildung zum Piloten. „Einige Vereinsmitglieder fliegen mit unseren Kleinflugzeugen in die Ferien. Meistens in Nachbarländer wie Frankreich oder Österreich. Aber wir haben auch Piloten, die bis nach Südafrika geflogen sind. Das ist aber ein hoher logistischer Aufwand – und da ist man nicht Tage, sondern Wochen unterwegs“, berichtet Alexander Schneider.
Ausbildung zum Piloten kostet 10 000 Euro
Freiheit, Leidenschaft und Spaß: Diese Begriffe nennen viele Piloten, wenn sie über ihr Hobby sprechen. „Nach dem Tag der offenen Tür 2018 haben sich viele Interessierte bei uns gemeldet“, sagt Schneider. Die Ausbildung zum Piloten koste inklusive aller Prüfungen circa 10 000 Euro. Zwar wollten die Vereine durchaus Flugschüler und Mitglieder werben, doch dieses Interesse sei keineswegs der Hauptantrieb, das Flugplatzfest zu veranstalten. „Im Grunde sind wir Vereine alle Konkurrenten. Aber an Tagen wie diesen spielt das eine untergeordnete Rolle, da möchten wir den Leuten einfach nur den Spaß am Fliegen näherbringen.“
von Vanessa Kokoschka