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Marcel Wilhelm aus Egelsbach ist für Deutschen Engagementpreis nominiert

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Von: Julia Radgen

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Sein Heimatort ist Ausgangspunkt aller Spendenläufe: Rettungssanitäter Marcel Wilhelm aus Egelsbach.
Sein Heimatort ist Ausgangspunkt aller Spendenläufe: Rettungssanitäter Marcel Wilhelm aus Egelsbach. (Privatfoto) © privat

Von Egelsbach aus quer durch Deutschland: Marcel Wilhelm sammelt Spendengelder für krebskranke Kinder und ist damit für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

Egelsbach – Er läuft und läuft und läuft – bis nach Köln, Augsburg oder Berlin: Marcel Wilhelm aus Egelsbach hat sich mit seinem Projekt „Krebs kennt keine Kilometer“ einen Namen gemacht –und vor allem insgesamt schon über 100 .000 Spendengelder für hilfsbedürftige und krebskranke Kinder gesammelt.

Jetzt ist der 27-Jährige auch für den Deutschen Engagement-Preis nominiert. Selbst wenn schon viel über ihn und seine Aktion berichtet worden ist und er immens viel positives Feedback erhalte, sei dies eine besondere Würdigung, sagt Wilhelm. „Dass mein Engagement nun auf der höchsten Stufe bei einem bundesweiten Wettbewerb gesehen und wertgeschätzt wird, macht mich sehr stolz“, sagt der junge Mann grinsend.

Vorgeschlagen für den Preis hat ihn die Frankfurter Sparkasse, die Wilhelm zusammen mit der Stadt Frankfurt den Bürgerpreis verliehen – und ihn für die bundesweite Ehrenamts-Auszeichnung „weitergeleitet“ hat.

Diese Wertschätzung macht mich sehr stolz.

Marcel Wilhelm

Egelsbach: Laufen für krebskranke Kinder, denn „Krebs kennt keine Kilometer“

Sein Engagement ist untrennbar mit seinem Beruf verknüpft: Marcel Wilhelm arbeitet als Rettungssanitäter und hat schon so einiges gesehen. Die Initialzündung für seine Aktion „Krebs kennt keine Kilometer“ ist eine Dialysefahrt für ein krebskrankes Kind, die er begleitet.

„Ich dachte vorher, die Stimmung wird sehr düster sein, aber das Kind und die ganze Familie haben so viel Lebensenergie und Stärke ausgestrahlt“, sagt Wilhelm begeistert. Hinzu hatte er privat Berührung mit Krebs, weil sein Vater vor Jahren erkrankte. Für ihn steht fest: Er will sich engagieren – für Kinder, die gegen den Krebs kämpfen.

Im November 2020 startet Wilhelm seinen ersten Spendenlauf: Bei Wind und Wetter und mit seinem zehn Kilogramm schweren Rettungssanitäter-Rucksack läuft er nach Köln – 200 Kilometer zu Fuß innerhalb von vier Tagen. „Ich wollte für drei Vereine jeweils 1000 Euro sammeln – am Ende wurden es rund 12.000 Euro“, erinnert er sich.

Über den Preis

Der Deutsche Engagementpreis bezeichnet sich selbst als „Preis der Preise für freiwilliges Engagement“. Um der Vielfalt des Engagements ein Gesicht zu geben, würdigt er engagierte Menschen, Initiativen, Unternehmen sowie öffentliche Verwaltungen in sechs Kategorien. Die Nominierten haben bereits einen Preis gewonnen, Kriterien sind überdies, dass das Engagement freiwillig, gemeinwohlorientiert und öffentlich ist.

Die Jury prüft die Einreichungen und entscheidet sich für Preisträger in den fünf Kategorien Chancen schaffen, Leben bewahren, Grenzen überwinden, Zusammenhalt leben und Demokratie stärken. Das Preisgeld beträgt jeweils 5000 Euro. Wer in keiner Kategorie landet, hat die Chance auf den Publikumspreis und kann in einer öffentlichen Abstimmung zwischen dem 8. September und 19. Oktober für sich werben (Preisgeld: 10.000 Euro).

Spendenlauf aus Egelsbach – Das Ehrenamt ist „keine One-Man-Show“

Denn seine ungewöhnliche Aktion begleitet er auf Social Media, bei Facebook, Instagram und TikTok. Dort wirbt er um Spenden zur Unterstützung der Vereine, bekommt aber auch motivierende Nachrichten oder Hilfe, etwa als sein Handyladekabel kaputtgeht. Im Juni 2021 folgt der nächste Lauf nach Berlin, im Dezember nach Augsburg. Hier wird er überfallen und ausgeraubt.

„Als ich auf dem Boden lag, habe ich mein Handy geschützt, denn damit erreiche ich meine Community und sammele die Spenden“, erzählt Wilhelm. Das sei ihm, in dieser Situation wichtiger gewesen als das Portemonnaie mit Ausweis, Karten und Geld. Er weiß, dass er seinen Unterstützern viel zu verdanken hat. „Das hier ist keine One-Man-Show. Ich will Leute inspirieren – ich laufe zwar, aber die Leute zu Hause spenden ihren Beitrag.“ Ausgangspunkt aller Läufe ist übrigens immer Egelsbach.

Geschafft! Marcel Wilhelms letzter Lauf führte ihn nach Augsburg.
Geschafft! Marcel Wilhelms letzter Lauf führte ihn nach Augsburg. © privat

Auf diese Weise hat Wilhelm mit den Spenden rund 50 Vereine unterstützt – manche aus der Region, andere hat er über persönliche Kontakte bei seinen Läufen kennengelernt. Er besucht die Organisationen auch selbst. Besonders berührend fand er, dass er über den Verein MainLichtblick aus Frankfurt einem Kind ein sogenanntes Exoskelett, eine elektrisch angetriebene Gehunterstützung, ermöglichen konnte.

Egelsbach: Spendenläufer für Preis nominiert – Jury und Publikum entscheiden

„Ich finde die Symbolik so schön: Dass ich mit meinen Spendenläufen einem Kind ermöglichen kann, wieder laufen zu lernen.“ Er könne stundenlang erzählen, sagt Wilhelm lachend, jeder Verein leiste auf seine eigene Art hervorragende Arbeit. Er plant schon den nächsten Lauf: „Ich will in der Weihnachtszeit einen Lauf starten und über 1000 Kilometer am Stück zurücklegen, quer durch Deutschland!“, erklärt der 27-Jährige. Anfang September wird die Jury des Engagementpreises über die Preisträger in fünf Kategorien entscheiden. Alle anderen haben die Chance, auf Stimmenfang für den Publikumspreis zu gehen. Wer gewonnen hat, wird am 1. Dezember verkündet.

Derweil geht er beruflich neue Herausforderung an: In den sozialen Medien hat Wilhelm verkündet, dass er zum Notfallsanitäter umschult, um auf dem Rettungshubschrauber zu arbeiten. Ein Kindheitstraum, ist der Egelsbacher durch den Flugplatz vor der Haustür von klein auf fasziniert vom Fliegen. (Julia Radgen)

Mit dem Fahrrad lassen sich ähnliche Spendenaktionen bewerkstelligen: Ein Paar aus Obertshausen radelt 3000 Kilometer von Lissabon nach Frankfurt für den guten Zweck.

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