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Egelsbach ist gewappnet gegen Hochwasser

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Von: Joel Schmidt

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Wird sich auch bei Starkregen nicht zu einem reißenden Fluss entwickeln: Der 8,9 Kilometer lange Tränkbach (hier kurz vor der Querung der Langener Straße) entspringt einer Quelle im Koberstädter Wald.
Wird sich auch bei Starkregen nicht zu einem reißenden Fluss entwickeln: Der 8,9 Kilometer lange Tränkbach (hier kurz vor der Querung der Langener Straße) entspringt einer Quelle im Koberstädter Wald. © Strohfeldt

Die Simulation eines Starkregenereignisses in Egelsbach zeigt, dass das Kanalnetz gut gegen Hochwasser gerüstet ist. Zur Sicherheit wird der Abwasserverband mit weiteren Untersuchungen beauftragt.

Egelsbach – Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller blieben Egelsbach bei den schweren Unwettern im vergangenen Sommer zum Glück größtenteils erspart. Wie die Gemeinde für kommende Starkregenereignisse gewappnet ist, ist Thema der vergangenen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses im Bürgerhaus. Auf Initiative der Grünen präsentiert der Abwasserverband Langen-Egelsbach-Erzhausen die Ergebnisse einer Simulation über die Auswirkungen von Starkregenereignissen auf das Egelsbacher Kanalnetz.

Mit den aufwendigen Überflutungsmodellierungen ist Dr. Jörg Schaffner vom Ingenieurbüro Unger aus Darmstadt beauftragt gewesen. Seine Berechnungen beziehen sich auf Starkregenereignisse einer Größenordnung, wie sie alle 20 bis 30 Jahre vorkommen und die Überflutungen mit sich bringen können. Für Egelsbach nennt er dem Ausschuss drei beispielhafte Stellen, die er mit der sogenannten Gefahrenklasse 4 bewertet hat. Das bedeutet: einen erhöhten Wasserstand zwischen 20 und 40 Zentimetern. Dies könnte etwa bei der Bahnunterführung an der Wolfsgartenstraße, an der Wilhelm-Leuschner-Schule oder bei einem Wohnhaus in der Theodor-Heuss-Straße der Fall sein. Er betont, dass bei Letzterem die Verantwortung für etwaige Schäden nicht beim Abwasserverband liege, sondern dass „bei einem Privatgrundstück jeder selber verantwortlich ist“. Dass Eigentümer die Gefährdungslage kennen, ist wichtig, auch wenn es negative Auswirkungen haben kann, etwa beim Verkauf eines Grundstückes. Gemeinsam mit dem Abwasserverband habe man daher entschieden, die Ergebnisse der Untersuchungen perspektivisch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Hochwasserschutz bei Starkregen: „Sind mit unserem Kanalsystem in Egelsbach ganz gut aufgestellt“

Welche Schlüsse sich aus den bisherigen Ergebnissen der Modellierungen ziehen lassen, beantwortet Bürgermeister Tobias Wilbrand im Anschluss an die Sitzung. „Wir sind mit unserem Kanalsystem in Egelsbach ganz gut aufgestellt“, heißt es in der Kurzform. Zwar gebe es die eine oder andere Stelle im Ort, an der das Wasser bei einem entsprechenden Ereignis etwas höher stünde, „aber es werden keine Häuser mitgerissen“. Sein Fazit: „Es gibt keinen akuten Handlungsbedarf, da nicht davon auszugehen ist, dass bei einem Starkregenereignis große Schäden entstehen oder gar Menschen gefährdet sind.“

Er betont aber auch, dass es sich bei der Präsentation zunächst nur um einen Zwischenstand gehandelt habe. Der Abwasserverband sei bereits zusätzlich mit der Modellierung eines Starkregenereignisses der Größenordnung beauftragt, wie es alle 50 bis 100 Jahre vorkommt. Und auch die entsprechende Auswertung der Fließgewässer stünde noch aus. Hierfür seien aber bereits vom Land die entsprechenden Fließgewässerkarten in Auftrag gegeben worden. „Aber auch hier gehe ich nicht von großen Schäden aus“, sagt Wilbrand. Der Grund: Die Gewässer passieren „an der A 661 und am Ortseingang an der alten B 3 an zwei Stellen eine Verrohrung“. Dementsprechend gäbe es dort genügend Stauflächen, an denen sich das Wasser sammeln und vom Untergrund aufgenommen werden könnte. Wie es jetzt in der Causa Starkregen und Hochwasserschutz weitergeht? „Sobald alle Ergebnisse zusammengetragen sind, werden diese der Gemeindevertretung vorgelegt, um diese dann weiter zu bewerten“, so der Bürgermeister.

Und auch Eva-Maria Frei, Geschäftsführerin des Abwasserverbandes Langen-Egelsbach-Erzhausen, sagt: „Ein Riesenereignis wie im Ahrtal wird aufgrund der fehlenden Hanglage in Egelsbach niemals entstehen. Auch der Tränkbach wird niemals zu einem reißenden Fluss.“ Nahmen manch andere Kommunen die verheerenden Ereignisse im Ahrtal im vergangenen Sommer zum Anlass, die Themen Starkregen und Hochwasserschutz ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen, sei dies beim Abwasserverband nicht der Fall gewesen. Die Überlastung der Kanalisation bei Starkregenereignissen befinde sich bereits einige Jahre auf der Agenda, erzählt Frei. „Wir wussten schon sehr früh, dass wir uns darum kümmern müssen.“

Immerhin ist der Verband bereits seit 2018 Teil des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderten Netzwerkes „KlimfAb – Klimafolgenanpassung in der kommunalen Abwasserentsorgung“. In diesem Zusammenschluss tauschen sich bundesweit Abwasserverbände über die Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels aus und beraten, welche Maßnahmen bei einer drohenden Häufung von Wetterextremen in Zukunft zu erwägen sind. (Joel Schmidt)

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